Spontane Aktionen sind meistens gut, so zumindest meine Erfahrung. Spontan einen Marathon mit 1.100 Höhenmetern durch das Schiefergebirge zu laufen, ist vielleicht nicht gerade schlau, stellte sich aber als echter Glücklichmacher heraus.
    Foto: Gritt Liebing

    Der 2. Schiefergebirgslauf war für mich einmal mehr eine Aktion, die bei vielen sicher ein Kopfschütteln auslöste. Trainingskilometer: ja, lange Läufe: naja. Trotzdem sollte es unbedingt ein Marathon sein und so wurde ich bei Frank Thomas und seinem tollen Team in Thüringen fündig. Schnell noch die Online Anmeldung genutzt, denn Nachmelden ist ja in Zeiten von Covid-19 nicht möglich.

    Am Sonntagmorgen um 4 Uhr aus dem Bett gepellt und die Reise nach Thüringen angetreten. Leere Autobahnen – wen wundert es, am Sonntagmorgen? – , das Wetter eher sehr ungemütlich, aber das Herz hüpfte voller Freude auf den bevorstehenden Marathon. 

    Laufen findet draußen statt und ich bin bekennende Sonnenliebhaberin. Aber gerade bei Wettkämpfen mag ich eher „wildes Wetter“ und mit dem wurde ich auch in Schmiedefeld gegen 7 Uhr morgens begrüßt, genau wie von den freundlichen Herren der Feuerwehr, die die Parkplätze zuwiesen. 

    Entspannt, mit Abstand und allen Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen im Rahmen der Pandemie die Anmeldung. Mit der Startnummer gibt es noch ein Schreiben mit allen Informationen. Toiletten blitzesauber, die Menschen alle freundlich. Ich fühle mich wohl, trotz Nebel, Kälte, Nieselregen und eisig beißend pfeifendem Wind.

    Auf dem Parkplatz noch Fachsimpeln mit anderen Läufern bezüglich der Bekleidungswahl. 6 Grad zeigt das Thermometer, aber es fühlt sich an wie mitten im Winter. Mir macht’s nichts aus, ich freue mich einfach riesig, mir den Kopf im wahrsten Sinne des Wortes bei 42 abwechslungsreichen Kilometern freizulaufen. Die Streckenbeschreibung auf der Website hört sich nach anstrengendem Spaß an, genau meins! Der Hinweis des Veranstalters, während die Läufer einzeln mit einem eigens gebauten Ampelsystem auf die Strecke geschickt werden: „Passt ein wenig auf, es hat viel geregnet und ist rutschig!“ Mein Lauferlebnis im Schiefergebirge beginnt!

    Ganz ehrlich, die Strecke überrascht, begeistert und bekommt von mir mehr als 10 von 10 Punkten! Die Markierung vorbildlich, Verlaufen ist absolut unmöglich. Die Verpflegung top und alle freiwilligen Helfer gutgelaunt und hilfsbereit. Wer hier am Start ist, kann sich voll und ganz auf seinen Lauf konzentrieren und wie in meinem Fall fast jeden Meter genießen. Flowige Trails, Bachquerungen, Kuhfladen, matschige Wiesen, kleine verwunschene moosige wurzelige Waldpfade, ein kleiner See, Forstwege und ein ganz klein wenig Asphalt – mein Herz tanzt Trailrunning! Auch wenn die Sicht wetterbedingt etwas eingeschränkt ist, so kann man erahnen wie toll das Panorama im Schiefergebirge ist. 

    Einige Streckenabschnitte rufen Erinnerungen hervor zu Etappen des Transalpine Run und zum letztjährigen MCC rund um Chamonix. Dass mich eine Strecke in Thüringen an diese Läufe erinnert, hätte ich vorher nicht im Ansatz vermutet. Lächelnd „fresse“ ich Kilometer und trotz der wirklich anspruchsvollen Strecke fühle ich mich glücklich, frei und ganz besonders dankbar! Zweimal lächelt die Sonne sogar kurz zurück. „Meine Güte ist das schön hier“, murmele ich vor mich hin, während so ab Kilometer 36 der Schmerz den Körper allmählich erreicht. Die Gedanken gehen in Richtung Ziellinie und natürlich zur Schiefermedaille, die nicht nur besonders, sondern auch besonders schön ist. Ein Schmuckstück in der Sammlung.

    Der Schiefergebirgslauf hat mich 42 Kilometer verzaubert, einmal mehr gezeigt, dass es oft die kleinen Dinge im Leben sind, die Momente und Erlebnisse so einprägsam und wunderbar machen. Dankbar habe ich die Medaille in Empfang genommen, noch kurz mit dem Orgateam ein paar Worte gewechselt und meiner Begeisterung Luft gemacht. Gefüllt mit rund 5 Stunden und 30 Minuten wertvoller Zeit trete ich die Heimreise an.

    Der Schiefergebirgslauf, der übrigens nicht nur die Marathondistanz sondern auch kürzere Strecken anbietet, war leider nicht ausverkauft. Völlig unverständlich und unverdient. Nächstes Jahr wird diese tolle Laufveranstaltung, die mit Herzblut von Läufern für Läufer organisiert wird, hoffentlich mehr Zuspruch finden! Ich jedenfalls komme wieder!

    Foto: Frank Thomas
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