Der VSSÖ veröffentlicht die Marktzahlen für das Outdoor-Segment 2022/23. Trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen in der Saison 2022/2023 konnte die Outdoorindustrie ihren Umsatz auf einem hohen Niveau halten, nachdem sie seit 2020 einen erheblichen Aufschwung verzeichnete.

    Leichte Seitwärtsbewegung nach den Umsatzspitzen der Corona-Jahre
    Der Outdoorsportartikelmarkt hat sich mit einem Umsatzanteil von 25 Prozent zu einem stabilen Wirtschaftsfaktor für die österreichische Sportartikelbranche entwickelt. Im Zeitraum vom 1. September 2022 bis zum 31. August 2023 verzeichnete die Outdoorsportartikelindustrie eine leichte Seitwärtsbewegung, ähnlich der allgemeinen Entwicklung im österreichischen Handel. Dennoch gab es Zuwächse bei einzelnen Produktgruppen. Insgesamt wurden 596 Millionen EUR (-4%) mit den Hineinverkäufen der Outdoorindustrie in den österreichischen Sportfachhandel umgesetzt. Dieser Umsatz verteilt sich auf Bekleidung (46% – 290 Millionen EUR), Schuhe (40% – 253 Millionen EUR) und Zubehör (14% – 90 Millionen EUR).

    „Ob Laufen, Wandern oder Skifahren, Bewegung an der frischen Luft und in den Bergen tut uns allen gut“, betont Irina Andorfer, Sprecherin der ARGE Outdoor und Senior Sales Managerin Oberalp DACH (Markenhaus für SALEWA, DYNAFIT und weitere). „Mit einem leichten Auf und Ab ist nicht nur in der Wirtschaft zu rechnen, es ist sogar eine grundlegende Charaktereigenschaft des Sports. Was wir aber seit einigen Jahren beobachten ist die wachsende Begeisterung für Outdoor-Sportaktivitäten in allen Zielgruppen – der Outdoorsport ist in der Breite angekommen.“

    Bild: Dynafit

    Im Sommer zieht es Sportler:innen zum Trailrunning ins Gelände
    Obwohl 2022/2023 insgesamt weniger Schuhe verkauft wurden (1,7 Millionen Paar, -9,6%), stieg der Absatz von Trailrunningschuhen um 7 Prozent. In diesem Zeitraum wurden etwa 367.000 Trailrunningschuhe verkauft, darunter 236.000 mit Membran bzw. Gore-Tex und 131.000 ohne. Mit einem Umsatz von 45,8 Millionen EUR ist die Kategorie der Trailrunningschuhe von großer Bedeutung für die Outdoorindustrie.

    Trailrunning im Gelände erfordert Schuhe, die Sicherheit, Leichtigkeit und Komfort bieten. Schuhe mit BOA-Schnürsystemen, reflektierenden Materialien und dicken Mittelsohlen mit starker Dämpfung sind besonders gefragt. Andorfer merkt an: „Besonders erfreulich ist, dass bei Trailrunning-Wettkämpfen in Österreich, insbesondere auf kürzeren Distanzen, rund 50 Prozent Frauen teilnehmen. Daher setzen einige Marken verstärkt auf spezielle Entwicklungsteams, um die Bedürfnisse von Frauen in ihren Produkten zu berücksichtigen und eigene Produktlinien für sie zu entwickeln.“

    Bild: Mateo Pavana

    Klettern wird zum ganzjährigen In- und Outdoorsport
    „Die Kletterhalle ist der einzige Berg in Österreich, der wächst“, so Andorfer. „Sie sind zu wichtigen Treffpunkten für die Kletter-Community geworden, die sich dort auch über das Klettern hinaus für Kaffee oder Yoga-Stunden aufhalten.“ Mit dem zunehmenden Angebot an Kletterhallen entwickelt sich Klettern nicht nur zum Ganzjahressport, es steigt auch die Nachfrage nach speziellen Boulderschuhen. Der Absatz von Kletterschuhen ist 2022/2023 um 54 Prozent auf 64.000 Paar gestiegen, wobei die Sportler:innen durchschnittlich 112 EUR pro Paar ausgeben. Das bringt einen Umsatz von 7,1 Millionen EUR. Auf Produktebene erfreuen sich vegane Schuhe oder recyceltes Zubehör wie z.B. Kletterseile steigender Beliebtheit.

    Bild: Dynafit

    Skitouren hat sich zum Breitensport entwickelt
    In den letzten Jahren haben zahlreiche neue Skitourengeher:innen die Sportart für sich entdeckt. 2022/2023 wurden rund 57.000 Tourenskischuhe in Österreich verkauft (7.508 Stück mit GRIP Walk und 49.406 ohne GRIP Walk). Durchschnittlich zahlen Sportler:innen 545 EUR für ein Paar Tourenskischuhe. Neue Entwicklungen gibt es im Bereich Touren-Bindungen, von den 45.500 Stück verkauft wurden: PIN-Bindungen erfüllen heute hohe Sicherheitsstandard und erfüllen alle Anforderungen beim Tourengehen. Die korrekte Montage der Bindungen im Sportfachhandel ist von entscheidender Bedeutung, um Verletzungsrisiken zu minimieren. Dieses Fachwissen lernen Sportfachhändler:innen z. B. durch Kurse an der VSSÖ-Akademie.

    Die Outdoor-Sportler:innen setzen vermehrt auf Hybrid-Modelle, die Multifunktionalität bieten. Der Trend in der Skitourenausrüstung geht in Richtung Eigenverantwortung, sei es in Bezug auf die Nachhaltigkeit der Produkte oder auf die Sicherheit. Andorfer erklärt: „Nachhaltige Skitourenausrüstung umfasst ressourcenschonende Rohstoffe, Kreislaufwirtschaft und die Produktionsbedingungen. Die Outdoorindustrie setzt einerseits auf ‚Made in Europe‘ mit klimaschonender Produktion und kurzen Transportwegen. Andererseits werden die Produktionsländer und Fabriken nach den Arbeitsbedingungen und Know-how ausgewählt. Bei Textilien werden vegane und recycelte Daunen eingesetzt. Schuhe werden durch den Einsatz neuer Materialien und Technologien nicht nur klimafreundlicher, sondern auch leichter und temperaturresistenter.“ Die Kund:innen im Sportfachhandel legen vermehrt Wert auf Sicherheitsbindungen bei Tourenbindungen, insbesondere nach schlechten Erfahrungen mit Verletzungen. Auch der Markt für Lawinenausrüstung, wie Lawinenverschüttetensuchgeräte oder Lawinenairbag-Rucksäcke, wächst.

     

     

    Bild: La Sportiva

    Die Outdoorindustrie übernimmt Verantwortung
    „Es liegt in der Verantwortung der Outdoorindustrie, Produkte ressourcensparend und klimaschonend herzustellen. Es gibt verschiedene Initiativen von Handel und Industrie, um den Klimaschutz voranzutreiben und Veränderungen zu bewirken“, so Andorfer. „Unsere Kund:innen setzen nachhaltige Produkte inzwischen sogar voraus. Sie achten auf die Herkunft, die verwendeten Materialien und die CSR-Bemühungen der Marken“. Das Ziel ist, den CO2-Ausstoß so weit wie möglich zu minimieren. Dazu werden neben Energieeinsparungsmaßnahmen und Erneuerbaren Energien neue Technologien und -prozesse eingesetzt, um Schadstoffe zu vermeiden, die Langlebigkeit der Produkte zu erhöhen und diese recycelfähig zu machen.

    Die Verwendung von organischen oder recycelten Materialien ist nahezu Standard in der Outdoorindustrie. Unternehmen gehen darüber hinaus und verfolgen die Idee einer vollständigen Kreislaufwirtschaft, bei der Schuhe vollständig zerlegt und wiederverwendet werden können. Garantien von bis zu 10 Jahren und eigene Reparaturwerkstätten sind in diesem Zusammenhang von großer Bedeutung. Die Verwendung von organischen oder recycelten Materialien ist nahezu Standard in der Outdoorindustrie.  „Die Outdoorsportartikelbranche ist eine der innovativsten Branchen, die es schafft Begeisterung zu entfachen“, fasst Andorfer zusammen. „Bewegung in der Natur trägt nicht nur zur körperlichen und geistigen Gesundheit bei, sondern die Branche verfolgt auch das Ziel, hochwertige und nachhaltige Produkte zu entwickeln. Hierbei arbeiten wir eng mit Spitzensportler:innen und Umweltexpert:innen zusammen. Als Branche stehen wir hinter diesen Prinzipien und freuen uns, dass sie von den Outdoorsportler:innen aktiv nachgefragt werden.“

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