Eine Holzmedaille kann so viel mehr wert sein, als ihr eigentlicher Ruf: Die Belohnung für 20 Kilometer mit 1000 steilen und mitunter schwierigen Höhenmetern. Der Lavaredo Ultratrail ist auch auf den kurzen Strecken ein tolles und imposantes Lauferlebnis, gespickt mit viel Flair des Titelsponsors La Sportiva.

    Kurz, knackig, fies, die 20 Kilometer in den Dolomiten sind eine echte Herausforderung. Und natürlich stellt sich die Frage, ob es sich lohnt, für ein 20 Kilometer-Rennen bis in die Dolomiten nach Cortina D´Ampezzo zu reisen? Die versteckte Rhetorik dieser Frage liegt im Prinzip auf der Hand. Denn es lohnt sich immer, Teil eines ganz großen Events, eines außergewöhnlichen Rennens in atemberaubender Umgebung zu sein. Nicht umsonst zählt der Lavaredo Ultratrail zu einer der schönsten Veranstaltungen der UTMB World Series.

     

     

    Bild: UTMB

    Die Spannung am Vorabend des Starts der verschiedenen Rennen legt sich über das kleine Stadtzentrum, in dessen Mittelpunkt die weiße Kirche ihren Habitus über die komplette Veranstaltung legt, wie die untergehende Sonne das Städtchen in ein zauberhaftes Licht taucht. Im vergangenen Jahr bei meinem Start über die 80 Kilometer-Strecke, durfte ich im Hochgebirge Zeuge unglaublicher Farbspiele werden, die es in dieser Form wohl nur in den Dolomiten gibt. Ich erinnere mich nur zu gerne, wie ich einfach mitten auf einem Downhill stehen blieb, um die um mich herum in fast pinkfarbenes Licht erstrahlten Bergeketten zu beobachten. Wie ich Zeuge wurde, wie schnell und facettenreich sich die Farbspiele in den Dolomiten gestalten können. Unfähig fühlte ich mich, tatsächlich nur für ein paar Minuten, gefühlsmäßig aber für eine halbe Ewigkeit, auch nur einen Schritt vor den anderen zu setzen. In diesem Jahr gilt es für mich, die zweitkürzeste Distanz von den insgesamt 5 Strecken zu bewältigen. Der Lavaredo Ultratrail punktet bei allen Wettbewerben mit einem außergewöhnlichen Flair. Von dem die Veranstaltung insbesondere in den letzten Jahren auch durch das Engagement des Titelsponsors La Sportiva deutlich profitieren und zulegen konnte.

    Bild: Harald Bajohr

    Sportlich konnten die La Sportiva Athlet:innen mit einem dritten Platz von Georg Piazza auf der langen Ultratrail-Distanz sowie dem zweiten und dritten Platz auf der 50Km-Strecke von Nadir Maguet und Jan Margarita Sole punkten. Für ein echtes Highlight sorgte im Rahmen der La Sportiva Filmnacht am Donnerstagabend vor allem die Anwesenheit der Ultratrail-Legende Anton Krupicka, der für viele Idol und Held ist, dabei aber in aller Bescheidenheit seinen Fans und vor allem dem Nachwuchs in seiner ureigenen Gelassenheit Rede und Antwort steht. La Sportiva hegte und hegt immer noch einen sehr engen Austausch mit seinen Athlet:innen. Der ehemalige Weltklasse-Athlet Jonathan Wyatt arbeitet für die italienische Bergsportmarke im Bereich Design. Viele Mitarbeiter:innen der Marke nehmen selbst an den Rennen des Lavaredo Ultratrail teil, auch um die Prototypen der neuen Schuhmodelle unter Wettkampfbedingungen auf Herz und Nieren zu testen. Wie eng die Zusammenarbeit zwischen Athlet:innen und der Marke ist, zeigt sich auch in dem neuen Trailrunning-Modell Levante, der speziell für Damen entwickelt worden ist. 

    Bild: UTMB

    Die Britin Sophie Grant ist im Rahmen der Entwicklung des Schuhs mehr als 2.000 Kilometer gelaufen bis das komplette Design des neuen Schuhs, der im kommenden Jahr in den Handel kommt, stand. Von der ersten Idee bis zum finalen Schuh vergehen in der Regel zwei Jahre, was bei Neuentwicklungen eher noch eine kurze Zeit ist. Das Ergebnis überzeugt die britische Elite-Läuferin, die auf der 120 Kilometer-Strecke den vierten Platz belegte und einen Podiumsplatz nur knapp verfehlte, so sehr, dass der neue Levante eindeutig ihr Lieblingsschuh ist. Georg Piazza hat sogar mehr als 5.000 Kilometer mit dem neuen Prodiggio absolviert, der ebenfalls im kommenden Jahr als komplett neues Modell für Ultratrails in den Handel kommt. Für Athlet:innen, aber eben auch für das komplette La Sportiva Team ist der Lavaredo Ultratrail eine Herzensangelegenheit, eine Spielwiese für Produktentwicklungen, eine Veranstaltung, mit der sich die Marke in Szene setzt, aber vor allem Menschen für den Bergsport begeistern möchte. Wo immer man sich in den Bergen, in der Natur bewegt, spielt insbesondere auch für die Bergsportmarke der Nachhaltigkeits-Aspekt eine große Rolle. Auch diesbezüglich ist die liebevoll gestaltetet Holzmedaille, die den Finisher:innen nach dem Zieleinlauf der 20-Kilometer-Strecke winkt, eine deutliche Botschaft an die Teilnehmer:innen des Lavaredo Ultratrails.

    Bild: Harald Bajohr

    Die ganze Aufmerksamkeit gehört im Zentrum Cortinas am Donnerstagvormittag dem Nachwuchs. Früh übt es sich bei den ganz kleinen Kids, die einfach auch mal auf dem Wendekurs durch das Zentrum Cortinas auf den Armen der Erwachsenen getragen werden dürfen. Es folgen die Kinder, die selbstständig über das Kopfsteinpflaster der Hauptgeschäftsstraße mit viel Applaus begleitet rennen. Gänsehaut darf man als Betrachter des Geschehens schon jetzt haben, denn die Atmosphäre ist bei jedem Startschuss einzigartig.

    Schließlich versammeln sich nach und nach am späten Nachmittag die Teilnehmer:innen am 20 Kilometer-Rennen im Zentrum. Pünktlich um 17:00 Uhr erfolgt der Startschuss, satte 1000 Höhenmeter müssen überwunden werden. Stöcke sind auf dieser Distanz übrigens verboten. In dem dichten Feld von über 600 Starter:innen wäre die Verletzungsgefahr auf den schmalen und engen Pfaden zu groß. Außerdem wird das Rennen dadurch noch anspruchsvoller, denn das Terrain ist durchaus technisch. Vor allem der zweite Anstieg zum Forcella Zumeles, gelegen auf 1994 Metern Höhe, hat es in sich. 

    Das heiße Wetter, das auch in diesem Jahr alle Wettbewerbe des Lavaredo Ultratrails fest im Griff hat, macht sich auch auf der kurzen Strecke bemerkbar. Erst fünf Kilometer vor dem Ziel gibt es eine Verpflegungsstation. Fast schon aufgeschmissen sind die Starter:innen, die sich mit dem empfohlenen Getränkevorrat von 500ml zufrieden geben. Die Folge bei einigen Mitläufer.innen: Krämpfe in den Beinen. Doch entschädigend für alle Strapazen auch auf dieser Strecke ist die famose Aussicht, die der Kurs auf die Landschaft offenbart. Für mich geht das Abenteuer Lavaredo Ultratrail an diesem Tag fast schon zu schnell über die Bühne. Ich hätte gerne noch mehr Landschaft, noch mehr traumhafte Momente aufgesogen, doch gelohnt hat sich die Reise zum Lavardo Ultratrail in jedem Fall. Die Veranstaltung ist schlichtweg eine Bereicherung für das Läufer:innen-Leben, ein Geschenk, ein Moment, der die Seele erfüllt. Unabhängig davon, auf welcher Strecke man Teil einer ganz großen Veranstaltung sein darf. 

     

     

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