Nachhaltigkeit ist für das Bergsportunternehmen Bergzeit eine Überzeugungsangelegenheit und gewinnt auch in der Kommunikation zum Konsumenten eine immer wichtigere Bedeutung, wie Martin Stolzenberger in unserem Interview erläutert.
    Martin Stolzenberger / Bild: Bergzeit

    1.) Das Thema Nachhaltigkeit liegt Bergzeit offensichtlich sehr am Herzen. Warum diese Motivation, sich als Händler, unter anderem auch mit eigener Nachhaltigkeitsexpertin diesem Thema zu widmen und ist dies kein grundsätzlicher Widerspruch zum Versandhandel?

    Wir sehen keinen Widerspruch zum Versandhandel. Es gibt sowohl für Online-Händler als auch stationäre Händler – wir betreiben zwei Filialen im Münchner Süden – Wege, den Geschäftsbetrieb nachhaltig zu gestalten und sich ständig zu verbessern. Wir versenden ausschließlich klimaneutral in Zusammenarbeit mit DHL und der Schweizer Post. Wichtige Ansatzpunkte sind die Senkung von Retouren durch ein geeignetes Online-Beratungskonzept oder die Optimierung und Reduzierung der Verpackungsmaterialien. Wir verwenden überwiegend recycelte Verpackungsmaterialien. Auch die Anfahrtswege der Kunden, um in die nächste Stadt fahren zu müssen, reduzieren sich. 

    Unsere Nachhaltigkeitsstrategie resultiert aus der Überzeugung, etwas ändern zu müssen. Wir verfolgen das Ziel, Bergzeit nachhaltig zu managen seit vielen Jahren, schon bevor das Thema auch in der Sportbranche in den Vordergrund rückte. Seit 2017 besetzen wir den Bereich mit einer Sustainability Managerin und einer eigenen CSR-Abteilung, die auf höchster Management-Ebene aufgehängt ist. Dieser Weg wurde kürzlich mit der ersten offiziellen Zertifizierung des Umweltmanagementsystems eines Sportfachhändlers in Deutschland belohnt. Unser oberstes Unternehmensziel ist es, aktiver Mitgestalter einer positiven und nachhaltigen Entwicklung von Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft zu sein. Als Bergsportunternehmen sehen wir uns verpflichtet und mit einer Vorbildfunktion versehen, die Bergwelt zu schützen und für eine langfristig erlebenswerte Bergzeit einzustehen. Als Basis dafür sind transparentes, nachhaltiges Wirtschaften und Handeln in allen Bereichen unabdingbar. Wir glauben daran, dass wir durch unsere Stellung als einer der Marktführer, Einfluss auf Lieferanten und Partner können. Auf der anderen Seite merken wir auch, dass die Kunden ein hohes Bedürfnis nach Information und Transparenz haben. 

    2.) Wie wichtig ist das Thema Nachhaltigkeit momentan ihrer Einschätzung nach als Kauf-Argument für den Kunden? Der Bergzeit Online-Shop bietet diesbezüglich ja bereits einige Orientierungshilfen.

    Im Mai 2020 haben wir mit MUT (Mensch-Umwelt-Tier) ein Projekt gestartet, das die Kunden über soziale, ökologische und tierwohlbezogene Herstellungs- und Produktaspekte informiert. Damit schaffen wir eine größere Transparenz bei grünen Siegeln für unsere Nutzer und ermöglichen eine gezieltere Kaufentscheidung für Kunden, denen diese Kriterien wichtig sind. Wir bemerken eine sehr hohe Nachfrage nach den Produkten und Marken, die mit unseren Nachhaltigkeitskriterien ausgezeichnet sind. Grundsätzlich kann man aber beobachten, dass Kunden (noch) nicht bereit sind, mehr für nachhaltige Produkte zu bezahlen. 

    3.) Wie hat Bergzeit den Lockdown im Frühling dieses Jahres erlebt und wie sieht bzw. sah es im Vergleich im stationären Bergzeit-Shop aus? Bemerken Sie hier etwa Zurückhaltung bei Konsumenten, was das Einkaufsverhalten und Beratungsangebot angehen?

    Den Großteil unseres Umsatzes erwirtschaften wir online, das heißt wir waren von dem Lockdown kaum betroffen. Online haben wir seit April eine hohe Nachfrage feststellen können und wachsen deutlich über dem Schnitt der vergangenen Jahre. Auch in unseren beiden Filialen konnten wir nach dem Lockdown einen höheren Umsatz als in den vergangenen Jahren verzeichnen, hier kommt uns der ländliche Standort sicher entgegen. 

    4.) Mit welchen Gefühlen und Erwartungen blicken Sie in Richtung des bevorstehenden Winters? 

    Abgesehen von der momentanen unsicheren Entwicklung der Corona-Pandemie und möglicher bevorstehender Einschränkungen blicken wir grundsätzlich sehr positiv in den bevorstehenden Winter. Aufgrund unserer klaren Positionierung als Ausrüster für Winterwandern, Schneeschuhgehen und Skitouren sind wir sehr gut aufgestellt. Diese Sportarten verzeichnen zunehmende Beliebtheit und wir erwarten einen deutlichen Anstieg an Einsteigern bzw. Umsteigern vom Alpinen Skisport kommend. 

    5.) Wo sehen Sie für die Zukunft die größten Herausforderungen für das Unternehmen „Bergzeit“ und welche Prioritäten setzen Sie für das Unternehmen?

    Wie wahrscheinlich jedes Unternehmen sehen wir die größten Herausforderungen in der wirtschaftlichen Unsicherheit, verstärkt durch Corona. Für Bergzeit speziell sehen wir in der Internationalisierung der Marke Bergzeit und der Berücksichtigung unseres USPs (Shop-Magazin-Erlebnis) eine große Aufgabe, in die wir investieren werden. Gleichzeitig stellt uns unser stetiges Wachstum vor die Aufgabe, die Kapazitäten von Logistik und Verwaltung anzupassen. Die Prioritäten für die kommenden Jahre liegen im Bereich IT, Kundenzentrierung, sprich die Verbesserung der Customer Experience, sowie die Datenzentrierung. Mit Maßnahmen in diesen Bereichen wollen wir unsere Position als einer der Marktführer im Bergsportbereich ausbauen. Der Servicegedanke für unsere Kunden stellt ganz klar den Ausgangspunkt dafür dar. 

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