Seit 1987 ist Chrissy Dorn in der Outdoor & Sportsbranche tätig und suchte sich immer wieder globale Branchenpioniere aus, die nicht nur in der Produktinnovation, sondern auch mit ihrer gesamten Firmenstrategie die Messlatte der Branche über den eigentlichen Umweltethos hinaus nach oben legten: u.a. Puma, Patagonia, Nikwax, Páramo. In den letzten Jahren stellte sich Chrissy Dorn immer wieder die Frage, ob Nachhaltigkeit auch ganz anders aussehen könnte.

    1. Auf Ihrer Homepage steht „Nachhaltigkeit ganz anders“ – eine großartigere Zukunft über das Offensichtliche hinaus. Können Sie mehr dazu sagen?
    Nachhaltigkeit. Umweltverantwortung. Zwei Wörter die, wenn man es genau nimmt, unheimlich dehnbar sind. Es gibt zum Glück immer mehr Unternehmen, die sich hierzu wirklich weitaus mehr Gedanken machen als es vielerorts üblich ist. Die sich nicht hinter manchen vermeintlich nachhaltigen Labels verstecken (die teils gar nicht so nachhaltig sind) und lieber ihren eigenen Standard entwickeln. Die weit über die Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks oder optimierte Produktionsstandards in der Lieferkette hinaus denken. Was wenn es dennoch um weit mehr als das geht?

    2. Wie könnte dieses „mehr als“ denn im Detail aussehen?
    Zum einen geht es darum, wieder mehr Spaß ins Business zu bringen und gleichzeitig sich mehr gewahr zu sein mit jeder Wahl, die man für ein gesundes Wachstum des Unternehmens trifft. Darum, neue Wege in Betracht zu ziehen, die bislang noch niemand gegangen ist. Bewusst jeden Schritt zu hinterfragen, was dieser für unsere Zukunft an neuen Möglichkeiten eröffnet, und Veränderungen leichter macht – für das Unternehmen, die Mitarbeiter, für unseren Planeten gleichermaßen. Beispiele könnten sein:

    • Welcher Katalyst für Veränderungen könnte mein Unternehmen und jeder einzelne Mitarbeiter sein, um unsere Erde intakt zu halten und ihren Bewohnern eine nachhaltige Zukunft über Generationen hinweg zu ermöglichen?
    • Würde ein Mitarbeiter an einer anderen Tätigkeit mehr Freude haben und so mehr zum Wachstum meines Unternehmens beitragen?
    • Was könnte mein Unternehmen in Sachen Stressreduzierung tun?
    Bild: Chrissy Dorn

    3. Sie sprechen von „Wahlen treffen“ und „neuen Möglichkeiten“?
    Ob Neugründung oder bereits existierendes Unternehmen, regional oder global, man kann jederzeit das Ruder herumreißen und radikal umdenken. Was würde passieren, wenn man generell mehr in der Frage wäre und eine andere Realität erschafft, die auf das eigene Unternehmen passt, als sich von der jetzigen Realität benutzen zu lassen, viel zu oft alt bekannte Muster kopiert und typische Schritte unternimmt, die der „Norm“ entsprechen? Was würde passieren, wenn man beginnt, über die typische Herangehensweise hinaus zu denken und die Dinge völlig anders anzugehen?

    4. Können Sie uns ein Beispiel geben?
    Zwei wahre Rebellen, die mein Leben prägten: Jochen Zeitz, damals jüngster CEO eines deutschen Unternehmens, übernahm die Marke PUMA im Alter von 30 Jahren als Vorstandsvorsitzender, als sie beinahe nicht mehr zu retten war. Ich hatte die Ehre, von 1999 bis 2005 unter seiner Leitung zum rasanten Erfolg der Marke beitragen zu dürfen. Er schlug einen völlig anderen Weg ein und machte PUMA zu einer auch heute noch führenden Sports & Lifestyle Marke weltweit. Für seine Strategien wurde Zeitz viele Male ausgezeichnet.

    Und da ist Nick Brown, Gründer von Nikwax und Páramo. Für die Outdoorbranche war er ein teils sehr unbequemer Zeitgenosse, denn er war der einzige, der seit jeher umweltschädliche Chemikalien aus seinen Imprägniermitteln verneinte. Er zeigte allen, was jenseits der gefährlichen Chemie an außerordentlicher Leistung möglich ist und erhielt zahlreiche Umweltpreise für seinen nachhaltigen Firmenethos.

    Was macht beide so einzigartig? Sie hielten zu keiner Zeit an gängigen Standards fest. Sie blieben ständig in der Frage: Was können wir anders machen, das neue Wege für uns öffnet, und mit denen wir ein Beispiel für andere sein können, über den Tellerrand hinaus zu schauen?

    5. Sie stellen immer wieder Fragen, was hat es damit auf sich?
    Ganz einfach: Wie oft „sucht“ man die „Antwort zu einem Problem“, möchte sie benennen, definieren, in eine Form pressen? „Ich habe die Antwort gefunden, juhuuu!“ Aber dann funktioniert es womöglich doch nicht, und was dann? Offene Fragen machen Raum für Neues, bringen viele unterschiedliche Möglichkeiten. Möchte man ein Unternehmen führen wie ein Puzzle, mit vier Ecken und Kanten, dessen vorgeschnittene Teile nur an einen bestimmten Ort im Puzzle passen? Wie wäre es stattdessen mit einem Mosaik, das ständig veränderbar und unendlich erweiterbar ist? Und da fällt einem gleich auf: es beginnt mit dem eigenen Leben. Mit der Beziehung zu sich selbst, mit den eigenen Werten, den eigenen Visionen. Wer hier Klarheit hat, kann auch im Business klarere Wege gehen. Und irgendwie ist ja ohnehin alles miteinander verbunden: dein Leben ist dein Business. Dein Business ist dein Leben. Wählst du für dein Business genau das, das du auch für dein eigenes Leben wählen würdest?

    Chrissy Dorn berät Unternehmen wie Einzelpersonen gleichermaßen und gibt unterschiedliche Arten von Kursen, weit über das Thema „Business“ hinaus. Weitere Informationen finden Sie auf: chrissydorn.com

     

     

    Mehr über Nikwax Ltd, Unit F, Durgates Industrial Estate


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