Der Frankfurter Vorjahressieger Brimin Misoi trifft auf den Zweitplatzierten Samwel Mailu. Beide werden vom äthiopischen Weltklassemann Guye Adola gefordert. Bei den Frauen führt Visiline Jepkesho die Starterinnenliste an.

    Eine Revanche als Heimspiel
    Etwa zwei Monate vor dem Start des 40. Mainova Frankfurt Marathon am 29. Oktober steht das Feld der Topläuferinnen und -läufer. Bei den Männern sieht es wieder nach dem Klassiker im internationalen Laufsport aus: Kenia gegen Äthiopien – mit einer Besonderheit. Denn sowohl der Frankfurter Vorjahressieger Brimin Misoi (34) wie auch der Vorjahreszweite Samwel Mailu (beide Kenia) kommen zurück an den Main und treffen auf einen Weltklassemann aus Äthiopien: Guye Adola hatte 2021 souverän den Berlin-Marathon gewonnen (2:05:45 Stunden).

    Seine persönliche Bestzeit von 2:03:46 stellte Adola 2017 ebenfalls in Berlin auf, als er dort in seinem ersten Marathon überhaupt Zweiter wurde, geschlagen nur vom aktuellen Weltrekordler Eliud Kipchoge. Adola ist 33 Jahre alt und stammt aus Oromia, der bevölkerungsreichsten und flächenmäßig größten Region Äthiopiens. Einer seiner größten internationalen Erfolge ist die Bronzemedaille bei der Halbmarathon-Weltmeisterschaft 2014 in Kopenhagen.

    Mailu ist 2023 so stark wie nie zuvor
    Der Frankfurt-Rückkehrer Brimin Misoi lief bei seinem Sieg 2022 mit 2:06:11 Stunden persönliche Bestzeit und lag damals im Ziel in der Festhalle knapp eine Minute vor Samwel Mailu. Das könnte in diesem Jahr anders aussehen. Denn Mailu ist in der besten Form seiner Karriere: Am 23. April siegte er mit persönlicher Bestzeit und Streckenrekord von 2:05:08 Stunden beim Wien-Marathon. Damit rangiert er aktuell auf Platz zehn der diesjährigen Weltrangliste. Nur zwei Monate später triumphierte der 30-Jährige beim Halbmarathon in Hamburg – mit 1:01:08 Stunden ebenfalls in persönlicher Bestzeit. „Ich hoffe, dass ich in Zukunft in der Lage sein werde, 2:03 im Marathon und rund 58 Minuten im Halbmarathon zu laufen“, sagte Mailu nach seinem Erfolg in Wien.

    Mailu stammt aus dem Dorf Ulawani im Süden Kenias, in der Nähe der Grenze zu Tansania, nicht weit entfernt vom Kilimandscharo, dem höchsten Berg Afrikas. Ursprünglich besuchte er das College, um für den Beruf als Grundschullehrer zu studieren, davor lag sogar eine dreijährige Laufpause. Doch nachdem er 2019 bei den kenianischen Lehrermeisterschaften über 1.500, 5.000 und 10.000 Meter gewann, änderte er seine Meinung und wurde Profiläufer.

    Renndirektor Schindler erwartet ein „Klasserennen“
    „Für Mailu und Misoi ist der Lauf durch Frankfurt schon fast ein Heimspiel. Beide haben sich im vorigen Jahr in die Strecke, das Publikum und den Zieleinlauf in der Festhalle regelrecht verliebt. Im Duell mit Adola und dessen Landsmann Mulugeta Uma erwarte ich ein Klasserennen“, sagt Jo Schindler, Renndirektor des Mainova Frankfurt Marathon. Besagter Mulugeta Uma ist, gemessen an der Papierform, der viertstärkste Top-Läufer in Frankfurt. Auch der Äthiopier ist derzeit in starker Form. Beim hochklassig besetzten Sevilla-Marathon im Februar dieses Jahres lief er auf Platz sieben und mit 2:06:07 Stunden persönliche Bestzeit.

    Auch das Frauenrennen wird nach Lage der Dinge zu einem Zweikampf Kenia gegen Äthiopien. Wobei, von der Papierform her, die kenianischen Läuferinnen im Vorteil sind. Angeführt wird die Liste von Visiline Jepkesho (33), die mit einer Bestzeit von 2:21:37 Stunden (aufgestellt 2014 als Viertplatzierte des Paris-Marathons) nach Frankfurt kommt.

    Masai und Robertson – das Marathonpaar
    Magdalyne Masai wiederum lief ihre beste Marathonzeit von 2:22:16 bei ihrem Sieg in Toronto (Kanada) im Jahr 2019. Auch sie reist mit der Empfehlung des Triumphs beim diesjährigen Wien-Marathon (2:24:12) nach Frankfurt. Ihr Privatleben wird in jeder Hinsicht vom Marathonlaufen bestimmt: Die 29-Jährige ist mit dem neuseeländischen Spitzenläufer Jake Robertson verheiratet, beide leben zusammen in der kenianischen Laufhochburg Iten. Robertson ist ein Frankfurt ebenfalls am Start, er hat eine Bestzeit von 2:08:26 Stunden und will den Landesrekord seines Bruder Zane (2:08:19) aus dem Jahr 2019 verbessern.

    Auf Platz drei in der Bestzeitenliste steht die Äthiopierin Buzunesh Gudeta. Sie wurde beim Barcelona-Marathon im März Vierte mit 2:22:38 Stunden, so schnell war die 26-Jährige zuvor noch nie einen Marathon gelaufen. Außerdem gehört, wie bereits gemeldet, die Marathon-Vize-Europameisterin Matea Parlov Kostro zum Elitefeld. Die Kroatin gewann im Frühjahr den Hannover-Marathon mit einer Steigerung auf 2:25:45. „Es fällt auf, dass viele internationale Spitzenläuferinnen und -läufer in diesem Jahr an ihre alte Klasse anknüpfen können. Offenbar läuft der professionelle Laufsport nach dem coronabedingten Stillstand wieder auf Hochtouren“, sagt Renndirektor Schindler.

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