Wie viele Ausrufezeichen darf man hinter einem Danke setzen? Als Teilnehmer des Innsbruck Alpine Trailrun Festival jedenfalls nicht genügend, denn die Laufwerkstatt Innsbruck als Veranstalter zauberte in der Pandemie ein Trailrunning-Wochenende par excellence aus dem Hut.

    Das vor allem auch dank der vielen freiwilligen, helfenden Hände, die unter diesen außergewöhnlichen Bedingungen den Läuferinnen und Läufern ein herzliches und unvergessliches Lauferlebnis beschert haben. DANKE!!

    Start zum K110 / Block B / Bild: Harald Bajohr

    Als ich am Samstagnachmittag gegen 14:30 Uhr die Verpflegungsstelle am Herzsee bei Kilometer 73 erreiche, werde ich von einer freundlichen Dame darum gebeten, nur noch den roten Schildern des K85 Richtung Ziel zu folgen. Um den K110 über 103 Kilometer und 4.400 Höhenmeter zu vollenden, bin ich zu spät dran. Aber die Entscheidung auf den K85 zu verkürzen, hatte ich im Kopf ohnehin schon viel früher getroffen. Bis zu diesem Punkt meiner kleinen Reise bin ich bereits reich beschenkt worden mit einzigartigen Begegnungen in der Nacht, wunderbaren Trails, einen Sonnenaufgang, der sich in meiner Seele mindestens so eingebrannt hat, wie so viele ganz wunderbare Momente in den zurückliegenden Stunden. Mit einem Lächeln im Gesicht, freue ich mich auf die letzten Kilometer Richtung Ziel auf dem Olympiagelände. Von Enttäuschung keine Spur, denn die beiden Königsdistanzen K110 und K85 werden nicht ohne Grund als „(sehr) schwierig“ kommuniziert. So nehme ich die Medaille im Ziel als Lohn für den K85 sehr glücklich entgegen.

    Anspannung pur mit viel Abstand unmittelbar vor dem Start zum K110 / Bild: Ingemar Müller
    Glückliche Läuferseele im Ziel... / Bild: Harald Bajohr

    Auch bei diesem K85 hat die Laufwerkstatt Innsbruck gegenüber dem vergangenen Jahr noch eins drauf gepackt. Die Streck weist zwar gegenüber dem Vorjahr weniger Kilometer und Höhenmeter auf dem Papier auf, dafür ist sie allerdings gespickt mit technischen Passagen, die das anspruchsvolle Trailrunning-Herz höher schlagen lassen. Die Läuferseele baumeln lassen konnte man bei fantastischen Wetterbedingungen angesichts der vielen wunderbaren Trails und imposanten Ausblicken auf die Bergwelt rund um Innsbruck. Entspannung gewährt der Streckenabschnitte Richtung und durch Hall, danach verschwindet die Läuferschar wieder Richtung Trails, die immer wieder für eine Überraschung und Abwechslung gut sind. Ab dem Herzsee trennen sich die Königsdistanzen: Für die K85 Starter geht es jetzt die letzten 5 Kilometer Richtung Ziel, die Königsklasse-Athleten haben nun noch 1.400 Höhenmeter und fast 30 Kilometer vor der Brust.

    Ingemar Müller ist einer der 114 von ca. 170 Startern auf dem K110, der die komplette Strecke absolvieren durfte. Nach 19:26h erreichte er das Ziel und wird noch lange von diesem letzten Teilstück schwärmen. Technisch sowohl im Aufstieg als auch vor allem im Abstieg äußerst anspruchsvoll, dafür absolut lohnenswerte Eindrücke von der Landschaft und auf dem Patscherkofel, dem höchsten Punkt der Strecke, eine fantastische Aussicht auf die umliegenden Berggipfel und vor allem auf Tirols Landeshauptstadt Innsbruck. Der Downhill Richtung Ziel erfordert höchste Konzentration und Geschick und ist gerade in der einbrechenden Dunkelheit wahrlich kein Zuckerschlecken. Für Ingemar bedeuten die letzten circa 10 Kilometer Richtung Ziel Spaß pur. Für ihn die perfekte Spielwiese, sein technisches Geschick auf dem Downhill zur Geltung zu bringen. Übrigens hat das Orga-Team auch in Sachen Streckenmarkierung einen perfekten Job gemacht. Wer ein paar Meter mehr gemacht hat, war mit dem Kopf nicht zu 100 Prozent auf der Strecke.

    Diejenigen, die aufgrund der Pandemie auf einen diesjährigen Start verzichtet haben, haben auf jeden Fall ein echtes Trailrunning-Highlight unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen verpasst. Wie viele Kilometer Absperrgitter waren gestellt worden, diese Frage schoss mir schon bei der Stippvisite am Donnerstagabend beim Start zum K7 Night Trail durch den Kopf. Jeder Wettbewerb und auch die Expo mit einem eigenen Zugang, die einzelnen Startkanäle noch einmal in Blöcke für die zeitverzögerten Starts unterteilt. Mundschutz auf dem Veranstaltungsgelände, beim Abholen der Startunterlagen, an den Verpflegungsstellen und im Ziel, Desinfektionsmittel überall verfügbar, das Hygienekonzept des IATF vermittelte Sicherheit, aber keine Panik und vor allem ein Zuhause für die Läuferseele. „Laufen, das ist für uns alle eine Herzensangelegenheit“, erzählte mir Alexander Pittl, Kopf der Laufwerkstatt, am Donnerstagabend. „Wir haben alles dafür getan, dass sich hier alle wohl und willkommen fühlen und wir wollten zeigen, dass man auch in diesen Zeiten ein tolles Laufevent realisieren kann.

    Im Gespräch mit Alexander Pitll / Bild: Ingemar Müller

    Natürlich haben wir als Veranstalter Verständnis dafür, dass angemeldete Teilnehmer von der Option Gebrauch gemacht haben, ihren Start auf das nächste Jahr zu verschieben, aber wir freuen uns über jede und jeden Einzelne/n, die oder der in diesem Jahr uns das Vertrauen geschenkt hat.“ Er bedankt sich bei uns, dass wir die lange Reise nach Innsbruck auf uns genommen haben und widmet sich dann wieder mit vollem Einsatz dem Baby der Laufwerkstatt: Dem Innsbruck Alpine Trailrun Festival, das erst am Sonntagmorgen mit dem K15 und K25 seinen Abschluss findet.

    Erfüllt und mit einer Mischung aus Wehmut, Stolz, Glück und vor allem Dankbarkeit blicke ich auf dieses Wochenende zurück. Die Aussteller, die sich trotz Pandemie und keinen Superlativen eines neuen Teilnehmerrekords auf der Expo präsentiert haben, werden in dieser Erinnerung ebenso einen besonderen Platz einnehmen, wie die vielen lächelnden Gesichter der Streckenposten und Helfer an den Verpflegungsstellen. 

    Niemals werde ich die Dame vergessen, die meinen Wechselbeutel an der Verpflegungsstelle Höttinger Bild für mich wieder zurück an den bestimmten Platz brachte. Die Menschen, die mit Mundschutz und Handschuhen Stunde um Stunde an den Verpflegungsstellen die Läuferinnen und Läufer verpflegten, die Ordner, die Straßenquerungen sicherten, die Streckenposten, die sich nach dem Wohlbefinden erkundigten, die Bergwacht, die an exponierten Stellen zur Sicherheit der Läuferinnen und Läufer die Nacht verbrachten, sie alle haben einen Platz im Gesamtbild des Innsbruck Alpine Trailrun Festival mehr als verdient. Ihnen gebührt der Dank mit unzähligen Ausrufezeichen für das, was wir als Läufer erleben durften. 

     

    Auch wenn sich das Erlebte mit der Fülle an Emotionen erst einmal setzen muss, die Vorfreude auf das IATF 2021 ist jetzt schon groß und eines ist jetzt schon sicher:  Wer es wieder verpasst, wird auf etwas ganz Großes verzichten.

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