Kein Märchen, sondern eine wahre Geschichte: Vor 100 Jahren wurde in Jetzendorf nördlich von München Alpinschuh-Geschichte geschrieben.

    Der Schuhmacher Lorenz Wagner gründete 1923, wie zuvor auch seine beiden Brüder, seine eigene Schuhfirma, die später unter dem Namen LOWA weltweit bekannt werden sollte. Zu Beginn der Jahrhundertgeschichte heißt LOWA allerdings noch anders: Am Anfang wird die Firma vermutlich zuerst unter seinem vollen Namen Lorenz Wagner und später unter der „Ilmtaler Sportschuhfabrik“ geführt. Bereits sieben Jahre nach dem offiziellen Startschuss wurde 1930 das elterliche Anwesen, in dem Lorenz Wagners Schusterei zuerst untergebracht war, zu klein und es entstand das erste Firmengebäude. Im gleichen Jahr fing auch ein für die LOWA-Geschichte wichtiger Lehrling an: Josef „Sepp“ Lederer. Dieser junge Mann wird über 15 Jahre nach Ende seiner Lehrzeit LOWA vor der Pleite retten und das Unternehmen auf einen Erfolgskurs führen.

    Anfang der 1950er Jahre stand es um LOWA finanziell schlecht. LOWA-Schuhe bestanden hauptsächlich aus Leder und der Lederpreis stieg während des Korea-Kriegs rasant an. Um überhaupt produzieren zu können, kaufte Lorenz Wagner Leder im großen Stil. Als nach relativ kurzer Zeit der Krieg vorüber war und die Lederpreise wieder in den Keller purzelten, war Wagners Firma in kürzester Zeit zahlungsunfähig. Wagners Tochter Berti, Verkaufsleiterin bei LOWA, und Sepp Lederer übernahmen die Verantwortung und verhandelten mit den Gläubigern über Zahlungsaufschübe. Im privaten Bereich kamen sich Berti und Sepp dadurch näher und heirateten im Juli 1952. Kurz darauf, im Alter von 60 Jahren, starb Lorenz Wagner. Berti Wagner erzählte dazu später: „Sepp und ich gingen hinter dem Sarg Richtung Friedhof und wir waren überwältigt von der Anteilnahme, die uns aus Jetzendorf zuteil wurde. Spontan drückte Sepp meinen Arm und sagte mit einem Blick auf die vollzählig erschienenen LOWA-Mitarbeitenden: „Wir können unmöglich den Betrieb schließen, das wäre das Letzte, was sich Lorenz gewünscht hätte. Wir machen weiter!“ Und das taten sie: Zusammen mit Bertis Bruder entwickelten sie eine neue Produktions- und Marketing-Strategie. 

    Bekannt wurde LOWA ab Mitte der 50er Jahre auch mit der Ausstattung von Hochgebirgsexpeditionen. Internationale Bergsteiger besuchten Sepp und Berti in Jetzendorf, um sich beraten zu lassen und maßgeschneiderte Schuhe in Auftrag zu geben. Die goldene Zeit der „Bergschuhe und Skischuhe mit Pfiff“ begann und besteht bis heute. Trotz dieser internationalen Aufmerksamkeit blieb LOWA Jetzendorf stets treu. Bis heute ist diese Verbundenheit von den Jetzendorfern zu „ihrer LOWA“ unverändert. Daran hat auch der Verkauf von LOWA an die Tecnica-Gruppe 1993 nichts geändert. Vertraglich wurde festgelegt, dass die Bergschuhproduktion in Jetzendorf bleibt und die Skischuhsparte nach Italien geht. LOWA-Bergschuhe machten sich dafür mit großen Schritten auf den Weg zum Erfolg. 

    LOWA-Produktion in Jetzendorf © Kerstin Rysavy

    KULTSCHUHE, DIE GESCHICHTE SCHRIEBEN

    In Berg und Tal: Der Trekkingschuh
    Neben dem Bergsteigen erfreut sich seit den 1980er Jahren das Bergwandern großer Beliebtheit. LOWA war unter den ersten Firmen, die dafür die passenden Schuhe entwickelten. Zur Produkteinführung erklärte LOWA: „Der Trekkingschuh wurde speziell für Wanderungen und leichte Touren in den Bergen und der Ebene geschaffen. Er vereint die Vorteile des leichten Sportschuhs mit denen des Bergwanderstiefels. Sämtliche LOWA-Trekkingschuhe haben den LOWA-Weichtritt, der wie Stoßdämpfer auf die Gelenke wirkt und sind durchgehend mit Leder gefüttert sowie mit einem weichgepolsterten Knöchelschutz ausgestattet. Die Zunge ist gepolstert und hat eine besondere Lasche, die vor Nässe schützt.“ 

    Bild: LOWA

    Die ersten Trekkingschuhe bestanden aus 82 Einzelteilen, die in 91 Arbeitsgängen – hauptsächlich in Handarbeit – hergestellt wurden. Ein anatomisch geformtes Fußbett, eine 2-Zonen-Schnürung mit Tiefzughaken und der „LOWA-Heckstripp mit Beuge-Zone“ sorgten für ein gute Passform und festen Halt. Ein prominenter Vertreter dieser, für LOWA neuen Kollektion, kommt 1982 unter dem Namen TREKKER auf den Markt. Auch über 40 Jahre später erfreut sich der an die heutigen Bedürfnisse angepasste Schuh noch immer großer Beliebtheit. 

    RENEGADE 1990er und heute / Bild: LOWA

    Leicht und frei: Der RENEGADE
    Ein weiterer Meilenstein in der Produktentwicklung markiert die Entwicklung des RENEGADE. Bis in die 1990er Jahre waren die Menschen in den Bergen mit festeren Bergschuhen unterwegs, welche entweder in der zwiegenähten oder klebegezwickten Bauweise hergestellt wurden. Was fehlte, waren Schuhe, welche auch für kleinere Ausflüge und Tagestouren geeignet waren. Sie sollten also nicht so schwer, aber trotzdem stabil sein. Tecnica hatte amerikanische Designer damit beauftragt, eine Vision für die Wanderschuhe der Zukunft zu entwerfen. Die Ergebnisse zeigte Giancarlo Zanatta auch Werner Riethmann. Dieser war begeistert und entwickelte Ideen für die technische Umsetzung. Also entschied man gemeinsam, dass LOWA das Projekt RENEGADE übernehmen und realisieren sollte. Gemeinsam tüftelte Riethmann mit seinem Entwicklerteam an der Umsetzung. 

    Der erste RENEGADE erschien 1997 auf dem eher traditionellen deutschen Bergschuhmarkt als exotischer, beinahe revolutionärer Schuh. Er war leichter als alle anderen, weil die Sohle nicht mehr verklebt, sondern direkt angespritzt wurde. Die Technik stammte aus dem Bereich der Freizeitschuhe. Die Konkurrenz war sich sicher, dass „diese Schlappen“ unverkäuflich sein würden. Das Gegenteil war der Fall, der All-Terrain-Schuh wurde einer der erfolgreichsten Wanderschuhe überhaupt. Inzwischen ist der RENEGADE über 12 Millionen Mal über die Ladentheke gegangen und zählt noch immer zu einem der meistverkauften Outdoorschuhe in Europa.

    Giancarlo Zapata und Werner Riethmann 1992 / Bild: LOWA

    Kurz nach der Einführung des RENEGADE erklomm LOWA den ersten Gipfel der Geschichte: den Verkauf von einer Million Paar Schuhe im Jahr 2000. Zehn Jahre später hat sich die Zahl verdoppelt und pünktlich zu einem Jahrhundert LOWA stieg die Verkaufszahl bereits auf drei Millionen Paar an. 

    Erleben Sie die ganze Geschichte und weitere Storys unter: www.lowa.com 

     

     

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