Wenn die lebende Fotografen-Legende Dan Milner dir sein nächstes Projekt, ein Bike-Abenteuer in Indien, schmackhaft macht, überlegst du nicht zweimal. So war auch die deutsche Mountainbikerin Steffi Marth sofort Feuer und Flamme, Dan und den indischen Mountainbiker Vinay Menon auf einer einmaligen Reise zu begleiten.

    So war auch die deutsche Mountainbikerin Steffi Marth sofort Feuer und Flamme, Während Dan Milner die Idee lieferte und den Trip in seiner unverkennbaren Art und Weise fotografisch dokumentierte, hielt Thomas Hessmann, Haus- und Hof-Filmer von ABUS, dem Partner des Projekts, die Reise in Bewegtbild fest. Entstanden ist ein Kurzfilm, der den Zuschauer tief in die Schönheit einer außergewöhnlichen Region eintauchen lässt, ihm aber auch die Strapazen eines solchen Abenteuers nicht vorenthält.

    Hier geht’s zum Video: https://youtu.be/hyAlCJBayLs

    Foto: Dan Milner

    Im Folgenden schildern die Protagonisten Dan Milner (Fotograf), Steffi Marth (Profi Mountainbikerin), Vinay Menon (Profi Mountainbiker) und Thomas Hessmann (Videograf) spannende Eindrücke und wie sie den Trip erlebt haben.

    Wie bist du auf die Idee gekommen, eine Radreise durch Indien zu machen?
    Dan Milner: Ich habe eine Schwäche für Zugreisen. Vielleicht ist es die Kombination aus langsamem Tempo und der Nähe zur Erdoberfläche, wenn man das Leben am Fenster vorbeiziehen sieht, oder vielleicht ist es die Zugänglichkeit, die Züge für so viele Menschen bedeuten, besonders in Ländern wie Indien. Als ich also das erste Mal von einem 140 Jahre alten Zug hörte, der immer noch durch die Ausläufer des indischen Himalayas fährt, fragte ich mich: „Hey, können wir den Zug als Shuttle mit den Bikes nutzen?“

    „Steffi, willst du auf einen Trip mit Dan Milner nach Indien?“ Was war deine erste Reaktion auf diese Anfrage?
    Steffi Marth: Ich habe ehrlich gesagt ganz kurz überlegt, ob mir Indien nicht zu krass ist. Als ich aber hörte, dass Dan Milner dabei ist, habe ich sofort zugesagt. Ich kannte Dan vorher nicht persönlich, aber ich kenne seine Geschichten und er ist einfach eine Ikone, wenn es um abenteuerliche Mountainbike-Stories geht und er war definitiv einer, mit dem ich immer was machen wollte.

    Du kommst aus Pune, Indien, und das ist ziemlich weit weg von der Region Darjeeling. Bist du schon einmal dort oder in der Gegend gefahren?
    Vinay: Darjeeling in Westbengalen ist weit weg von meiner Heimatstadt Pune in Maharashtra. Ich bin dort noch nie gefahren, obwohl ich ein paar einheimische Freunde aus Darjeeling habe, die immer tolle Geschichten über die Trails dort erzählen. Die nebligen Waldwege sind komplett surreal. Mit meinem guten Kumpel Michael McLean von Mountain Bike Kerala als Führer auf dieser Reise waren tolle Zeiten garantiert! Große Berge erobert man nicht, sie erlauben einem auf ihnen zu spielen. Wenn sich also die Gelegenheit bietet, das Gebirgslabyrinth des unteren Himalayas in Darjeeling zu besuchen und dort zu fahren, dann sind es die Berge, die mir erlauben, die Trails dort zu genießen.

    Wie war es, Dan über die Schulter zu schauen?
    Thomas Hessmann: Dan ist einer der unkompliziertesten Menschen, mit denen ich bislang zusammenarbeiten durfte. Er weiß genau was er will, ist absolut professionell, und hat aber dabei trotzdem immer diesen Wahnsinn in den Augen, den man von einem Mountainbiker seiner Klasse auch irgendwie erwartet. Die Arbeit selbst fühlte sich nie wie Arbeit an, weil er mit absoluter Leidenschaft dabei ist. Ihm gings nie um Inszenierungen, sondern ums Biken.

    Wenn du an den Trip zurückdenkst – an welches Bild oder Erlebnis denkst du als Erstes?
    Steffi: Als erstes muss ich natürlich an das Highlight denken, das wir am letzten Tag erleben durften: Das Biken in der Sonne vor dem schneebedeckten Himalaya Gebirge auf circa 3.500 m. Die Luft war so dünn, die Landschaft absolut unreal und man konnte das Erlebnis einfach in vollen Zügen genießen. Auch der Sonnenaufgang an dem Tag war gigantisch. Es war zwar bitterkalt und ich hatte den ganzen Trip über etwas mit den Hygiene-Bedingungen zu kämpfen, aber für diese Augenblicke hat sich alles gelohnt. Indien ist einfach nur krass, man kann gar nicht beschreiben wie exotisch dieses Land ist.

    Du hast schon viele verschiedene Abenteuer auf der ganzen Welt erlebt. Was war der Unterschied oder das Besondere an dieser Reise?
    Dan: Den Zug in den Mittelpunkt dieses Abenteuers zu stellen, gab uns die Möglichkeit, eine andere Seite Indiens zu sehen und kennenzulernen, die bei Radreisen so selten dokumentiert wird: das düstere, alltägliche Arbeitsleben der Menschen, die an dem Ort leben, den man gerade besucht, und in diesem Fall eine Eisenbahn am Laufen halten. Die Idee war allerdings mit einer Reihe von Herausforderungen verbunden, vor allem im Umgang mit den Zugbegleitern, die noch nie mit der Idee konfrontiert worden waren, ein Fahrrad in ihrem Zug mitzunehmen.

    Wegen des Mountainbikens bist du in der ganzen Welt herumgereist und hast Freundschaften geschlossen. Wie fühlt es sich an, internationale Gäste in deinem Heimatland zu empfangen?
    Vinay: Da ich den Sport seit über 25 Jahren betreibe, kann ich sagen, dass Mountainbiken mein Leben ist. Indien und unsere herrlichen Berge sind mein Zuhause, mein Spielplatz. Die Ehrfurcht und Begeisterung, die ich in den Augen der Elite des Sports sehe, wenn sie zu Besuch sind, macht mir klar, wie glücklich ich mich schätzen kann, Indien meine Heimat nennen zu dürfen. Wenn Spitzenfahrer und Fotografen die indischen Trails genießen, zaubert das ein Lächeln auf mein Gesicht! Ich bin mit Bike-Videos und Zeitschriftenartikeln aufgewachsen und habe mir immer vorgestellt, dass die unglaublichen Berge Indiens der Mountainbike-Familie auf der ganzen Welt präsentiert werden. Jetzt ist es soweit! Es inspiriert mehr indische Biker dazu, die Trails in ihrem Backyard zu befahren. Wenn man Indien besucht, geht man als veränderter Mensch nach Hause!

    Du hast viele tolle Fotos gemacht. Welches ist das Bild der Reise, das du vielleicht nicht einmal auf einer Festplatte hast, aber für immer in deinem Gedächtnis gespeichert ist?
    Dan: Wahrscheinlich ist es das geistige Bild der einheimischen Träger, Sherpas und Guides, die sich bei einer Flasche Schnaps, die wir ihnen geschenkt haben, amüsieren und um das Feuer im kalten Teehaus hoch oben auf dem Singalila Ridge National Park tanzen. Manchmal muss man dann die Kamera in der Tasche lassen und diese Bilder für sich selbst speichern – die Momente, die einen daran erinnern, dass, egal wo man ist, egal wie abgelegen oder anders ein Ort ist, jeder um einen herum ein Mensch ist und wir das gemeinsam haben.

    Was war die größte Herausforderung aus professioneller Sicht als Filmer und was persönlich?
    Thomas: Als One-Man-Film-Department musst Du halt alles alleine machen, Du willst aber auch nicht den Flow bremsen oder dem Fotografen in die Quere kommen. Also: vor den Bikern den ziemlich roughen Trail hinablaufen, einen Spot finden der sich außerhalb von Dans Radius befindet, Bild suchen, Ton checken, hoffen dass die Schärfe stimmt und dann die Action richtig einfangen. Alles zusammenpacken, hinterherlaufen, und das Ganze von vorn. Und alles auf 3.600 Metern Höhe nach 4 Stunden Schlaf bei -3 Grad in einer Hütte ohne Strom und fließend Wasser.

    Wie war das Mountainbiken und wem würdest du einen solchen Trip empfehlen?
    Steffi: Wie so oft in solchen fernen Ländern, ist man natürlich auf der Suche nach coolen Trails und oft fühlt man sich, als wäre auf den Wegen noch nie vorher ein Mountainbiker gewesen. Genau das macht dieses Abenteuer ja auch aus. Es sind logischerweise keine angelegten MTB-Trails, sondern alles ist sehr natürlich und sehr divers. Wir sind durch dichten Bambuswald gefahren, unter Gebetsflaggen hindurch und über weite Wiesen und durch mystische Wälder mit wirklich krass hohen Bäumen. Am allerletzten Tag sind wir dann noch eine Abfahrt mit mehr als 2.000 Tiefenmeter gefahren, die ein echtes Abenteuer war und gefühlt fünf Stunden gedauert hat.

    Wenn Steffi, Dan und Thomas über die Reise sprechen, klingt das nach einem echten Abenteuer. Ist das auch bei euch der Fall und war es auch etwas Besonderes oder war es für euch eine ganz normale Radreise?
    Vinay: Oft führen uns die härtesten Reisen zu epischen Gipfeln. Diese Reise ist definitiv etwas Besonderes für mich! Ich bin dem Team extrem dankbar, dass es mir die Möglichkeit gegeben hat, mit tollen neuen Freunden wie Steffi, Thomas, meinem alten Kumpel Mike und dem Fotomeister Dan zu fahren. Vielen herzlichen Dank!

    Foto: Dan Milner
    Wir freuen uns auf Deinen Kommentar!