Das klassische Burnout ist auch in der Outdoorszene sicher kein Fremdwort.
Ständige Erreichbarkeit, die Hektik des Alltags, der Spagat zwischen einem konkurrenzreichen Berufsleben und der Familie wird immer größer. Freizeit wird zu einem äußerst kostbaren und rarem Gut, Momente des Rückzugs, des individuellen Freiraums immer seltener und unterliegen oftmals einer genauen Planung. Die Entspannung für das Selbst bleibt auf der Strecke.
Davor sind auch Outdoorsportler und sportlich aktive Menschen nicht gefeit. Spätestens wenn man sich ausgebrannt, überreizt und überfordert fühlt und der Rückzug in die Natur oder in sportliche Aktivitäten den Entspannungseffekt nicht mehr erzielen können, wird es Zeit, zu handeln. Doch was ist eigentlich ein Burnout und wie macht es sich bemerkbar? Und vor allem, wie kann ich vorbeugen und was tun, wenn ich „mittendrin“ stecke?
Burnout – „Ausgebrannt-Sein“ – gilt als Zustand völliger körperlicher, geistiger und emotionaler Erschöpfung. Die Symptome reichen von Antriebs- und Lustlosigkeit , Frustration, Apathie, Ziellosigkeit, Depression oder gesteigerter Aggression gegen sich und andere bis hin zu reduzierter Empathie, Suchtimpulsen (Tabak, Alkohol, Drogen), tiefer Verzweiflung, Neigung zu Suizidalität, oft begleitet von körperlichen Reaktionen wie Tics, Schlafstörungen/Albträume, Bluthochdruck, Verdauungsstörungen, Kopf- und Rückenschmerzen, Gewichtszunahme oder –verlust, um nur einige zu nennen.
Geradezu prädestiniert für einen Burnout sind jene Menschen, die sich über lange Zeit weit über ihre eigenen körperlichen und mentalen Kräfte hinaus, sowohl beruflich als auch privat, engagieren, teilweise unter völliger Vernachlässigung der eigenen Bedürfnisse. Die Symptome können sich über Monate oder gar Jahre sukzessiv schleichend entwickeln, während die Betroffenen diese oft ignorieren und weiter unter höchstem Engagement berufliche und private Ziele verfolgen. Viele Betroffenen sind hinsichtlich der Gratwanderung, auf die sie sich begeben haben, sehr wohl informiert – durch Bücher/Zeitschriften, durch das Internet, durch Vorträge oder Seminare. Sie WISSEN sehr wohl, dass es längst an der Zeit wäre, auch an sich zu denken, die eigenen Grenzen ernst zu nehmen, zwischendurch für Ausgleich und Ruhe zu sorgen, aufzutanken und gleichzeitig auch im Außen, d. h. im Beruf, Privatleben etc., Veränderungen vorzunehmen. Dennoch fühlen sich die Betroffenen „in der Pflicht“ sich weiter über alle Maßen zu verausgaben, immer noch „eine Schippe drauf zu legen“ …und das häufig nicht einmal für sich selbst, sondern für andere, für den Chef, für die Familie, „weil man das halt so macht“ und oft auch, weil man sich bisher so stark engagiert hat, dass man glaubt, nun nicht mehr zurück zu können etc. Die physischen und psychischen Warnsignale werden also weiter ignoriert – wider besseren Wissens.
Auch die Parallele zur Zunahme von Burnout im Bereich der „Outdoorszene“ ist wohl kein Zufall: wenn der Druck, etwas gegen den drohenden Kollaps unternehmen zu müssen, immer größer wird, suchen viele Menschen ihr scheinbares Heil im Sport, der nach und nach immer exzessiver betrieben wird. „Von einem Extrem ins andere“ könnte man fast sagen. Wieder wird die eigene Leistungsfähigkeit mehr und mehr gesteigert, Ziele (hoch) gesetzt, eigene Grenzen überschritten, Erfolgserlebnisse gefeiert. Der damit einhergehende Adrenalin- und Endorphin-Schub sorgt für den nötigen Kick, der ermöglicht, in den Lebensbereichen außerhalb des Sportes weiter Höchstleistungen zu vollbringen und die eigenen Bedürfnisse komplett zu vernachlässigen… bis er dann doch kommt: Der Punkt, an dem nichts mehr geht. Der Punkt, an dem Körper und Psyche die Notbremse ziehen. „Bestenfalls“ durch so starke Symptome, dass endlich ein Arzt aufgesucht wird, der die „rettende Diagnose Burnout“ stellt, schlimmstenfalls durch einen völligen Zusammenbruch, der einen Klinikaufenthalt unumgänglich macht. Gerne wird in diesem Zusammenhang auch aus der Formulierung „Ich habe ein Problem“ die Variante „Das Problem hat mich!“
Betroffene beschreiben die Zeit vor der Diagnose oft als sehr belastend. Sie selbst fühlten sich zunehmend als Versager, als Drittklassig, als Schwächling, als völlig defizitär, während sie von Personen aus ihrem Umfeld aufgrund ihres Befindens oder Verhaltens oft belächelt wurden – gerade weil sie doch bisher augenscheinlich zu den Menschen gehörten, denen kein Weg zu weit war, kein Arbeitstag zu lang und keine Anstrengung zu viel. Daher spreche ich bewusst von der „rettenden Diagnose“, denn nun steht es da Schwarz auf Weiß, dass der Betroffene KEIN Simulant und kein Hypochonder ist, sondern ernsthaft erkrankt und dass er offiziell und ärztlich bestätigt Hilfe annehmen muss und darf. Von ärztlicher Seite werden dann i. d. R. erste Therapiemaßnahmen ergriffen, die sich am Zustand des Patienten orientieren (medikamentöse Unterstützung, ggfs. Klinikeinweisung, Überweisung an Psychotherapeuten etc.).
Welche Therapie gibt es und welche ist die richtige für mich als Betroffene(r)? Auch beim Thema Burnout gibt es nicht DIE einzig wahre Therapie und grundsätzlich sollte jede betroffene Person auch für sich abwägen und entscheiden, womit sie sich am wohlsten fühlt, wovon sie individuell für sich am meisten profitieren könnte UND sie sollte sich von ihrem Arzt und anderen Therapeuten umfassend beraten, verstanden und gut aufgehoben fühlen. Wie schon erwähnt gibt es die medikamentöse Unterstützung (schulmedizinisch und unterstützend naturheilkundlich) und verschiedene Möglichkeiten z. B. im Bereich der Psychotherapie (Gesprächstherapie Verhaltenstherapie, Gestalttherapie etc.) auf kognitiver Ebene. Als Unterstützung auf der unbewussten Ebene kann die Hypnosetherapie bei Burnout – auch „vorbeugend“ – wertvolle Unterstützung bieten, auf die ich gerne näher eingehe.
Die Hypnosetherapie setzt genau an dem Dilemma an, in dem sich die Burnout-Kandidaten befinden: Der Kopf, unser bewusster Part, weiß sehr wohl um die Problematik. Schon lange. Der Betroffene hat sich bestens informiert und vielleicht auch schon die ein oder andere Maßnahme ergriffen… entweder tendenziell ohne das gewünschte Ergebnis oder die Motivation, sich auch mal etwas Gutes zu tun, wurde von den vielen Pflichten und To Dos wieder überrannt. Die Menschen sind sich darüber im Klaren, was sie tun sollten und nehmen auch gute Ratschläge aus ihrem Umfeld durchaus ernst, aber sie bekommen es nicht hin, wirklich eine reelle Veränderung vorzunehmen – teilweise noch nicht einmal im Ansatz – und können sich das teilweise selbst nicht erklären. Bestehende Muster zu verändern, ist eine Herausforderung, denn sie laufen UN-bewusst ab, losgelöst vom Verstand und dem bewussten Denken. Sie wirken quasi „im Hintergrund“, sind jedoch so machtvoll, dass der Verstand sie nicht einfach abschalten kann, umgekehrt können diese unbewussten Mechanismen den Verstand locker ignorieren.
Mithilfe der Hypnosetherapie haben Betroffene die Möglichkeit, durch den direkten Kontakt mit ihrem Unbewussten diese inneren Muster und Motive kennen zu lernen, die dafür gesorgt haben, dass sie durch den Burnout ausgebremst wurden: Welche unbewusste Einstellung ließ mich ständig meine Grenzen überschreiten? Aus welchem Grund habe ich mich Jahre lang so verhalten, obwohl ich es doch eigentlich besser weiß? Welche Glaubenssätze wirken in mir? Will ich jemandem etwas beweisen? Liegt meinem Verhalten ein traumatisches Erlebnis zugrunde? Gestehe ich mir selbst überhaupt Schwächen zu? Gebe ich mir selbst die Erlaubnis zur Veränderung? Dies ist nur ein ganz kleiner beispielhafter Ausschnitt der vielfältigen möglichen unbewussten Ursachen des Burnouts und vielleicht haben viele gerade ganz vehement mit dem Kopf geschüttelt und sich gesagt: „DAS trifft alles DEFINITIV NICHT auf mich zu!“… Dann denken Sie daran: unser Verstand hat in der Regel keine Ahnung, was uns unbewusst bewegt.
Wie bei anderen Therapieformen auch geht es letztendlich darum, den Ist-Stand zu analysieren, die Ursachen heraus zu finden und Lösungen zum Wohl des Patienten zu finden. Die Vorgehensweise hierbei ist sehr individuell, denn nicht der Hypnotherapeut gibt die „Marschrichtung“ vor, sondern der Patient in Zusammenarbeit mit seinem Unbewussten. Und wer bisher der Ansicht war, Burnout sei ein Zeichen von Schwäche: im Gegenteil, er ist ein Zeichen von großer Stärke, Durchhaltevermögen und Mut! Die Betroffenen wären nicht an dem Punkt, an dem es sie „ausgeknockt“ hat, wenn sie all dies nicht besäßen und diese Kompetenz kann der Betroffene in der Therapie als Ressource nutzen, um hilfreiche Veränderungen in seinem Leben dauerhaft herbei zu führen und neue Wege einzuschlagen.
Natürlich geschieht das nicht von Heute auf Morgen, denn die bisherigen Muster haben ja auch lange wirken dürfen. Viel eher ist es so zu sehen, dass man eine Autobahn verlässt und einen Trampelpfad anlegt. Begeht man einen Trampelpfad regelmäßig, wird er immer weniger bewachsen und wird immer breiter, bis auch er ein schöner breiter neuer Weg ist. „Alles, war wir brauchen, liegt in uns drin.“ In diesem Sinne ist es wichtig, stets ein gutes Gespür für sich und die eigenen Bedürfnisse, das richtige Fingerspitzengefühl für den Körper und ein „Ohr“ für die innere Stimme zu entwickeln.
Text: Tanja Koop, Heilpraktikerin & Hypnotherapeutin
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