Bei dem großen Finale der SALOMON 4 Trails kam man aus dem Staunen nicht mehr heraus, jedenfalls als jemand, der/die sich die Zeit nahm, sich von dem Panorama der Gipfel um sich herum verzaubern zu lassen.

    An der Ziellinie in Nauders standen auf der Uhr fast 30 Kilometer und 1.900 Höhenmeter. Unbestritten war damit die letzten Etappe von Pfunds nach Nauders die Königsetappe, mehr als die Streckenkarten hergaben. Anspruchsvoller als gedacht und 100mal schöner als erwartet. Das Beste kam also zum Schluss. Natürlich war dieses einzigartige Lauferlebnis auch dem traumhaften Wetter zu verdanken. Sonnenschein pur, blauer Himmel, eine schweißtreibende Angelegenheit also, die wir jedoch angesichts der höchst attraktiven Streckenführung gerne in Kauf genommen haben.

    Foto: Harald Bajohr

    Dabei plätscherten die ersten sieben Kilometer ziemlich locker und lässig dahin. Ein bisschen Trail, ein bisschen Forststraße und die Gedanken verweilten noch an den stimmungsvollen Start in Pfunds, bei dem die Teilnehmer:innen mit viel Getöse und Applaus auf die Strecke geschickt wurden. Bei Kilometer 7 nutzen alle die zusätzlich eingerichtete Getränkestation, um die Flaschen wieder aufzufüllen. Ab jetzt stand das erste Stück harte Arbeit auf dem Programm.

    Foto: Harald Bajohr

    Die nächsten 1000 Höhenmeter, ein großes Stück dem Klammsteig entlang, waren steil und beschwerlich. Das Lächeln auf den Lippen wurde schwer, denn jede Muskelkraft wurde gebraucht, um den Anstieg zu meistern. Bis zum höchsten Punkt der Strecke auf dem Zadresjoch auf fast 2.400 Metern Höhe, halfen die gegenseitigen Aufmunterungen, auch wenn es zu tiefergehenden Gesprächen auf der letzten Etappe kaum reichen sollte. Zum Glück waren auch die üblichen, dieses Mal zutiefst neugierigern Fans an der Strecke wieder mit von der Partie. Wehe dem, dem oder der nicht spätestens beim Anblick der vierbeinigen Freund:innen ein Lächeln ins Gesicht zauberte.

    Mindesten genauso wie der Ausblick vom Zadresjoch. Einfach traumhaft die Kulisse und eine Belohnung für die bislang geleisteten Strapazen. Doch es sollte noch ganz schön Dicke kommen, nach der ersten vollen Verpflegung bei Kilometer 13, zu der es ein paar Höhenmeter auf tollen Trails hinab ging. 3:45 Stunden war ich schon unterwegs und das sagt schon einiges. Wenn die Gedanken von der Strecke abschweifen, erleichtert es das Vorankommen und so wurde mir jetzt schon bewusst, wie sehr ich den Austausch, die Gespräche und die Geschichten vermissen werde. Jede(r) Teilnehmer:in trägt sein / ihr eigenes Päckchen wie den Rucksack auf den Schultern während der Etappen.

    Wie zum Beispiel Udo aus St. Augustin, der „laufenden Jukebox“ der jedoch auch nicht immer ein fröhliches Liedchen auf den Lippen hatte. Geplagt von Zipperlein, Motivationsproblemen, mangelndem Selbstvertrauen, dieses Etappenrennen zu meistern, fand er auf der letzten Etappe seine Lauflust wieder. Ein echter Haudegen der Trailrunning-Szene, einer, der schon ganz andere Sachen gemeistert hat und plötzlich, wie aus dem Nichts an seine mentalen Grenzen gestoßen ist. Wie ich mich wiederfinde und wie wir durch dieses Event zurück zu alter Stärke gefunden haben. Manche Laufbiografien sind nahezu deckungsgleich,

    Oder die Geschichte des 68-jährigen Bernd aus Hannover, der auf 45 Jahre Polizeidienst zurückblickt und vor dem ich angesichts seines Alters und seiner Leistung nur den Hut ziehe. Schon im vorletzten Jahr war er dabei und erzählt: „Bis zum Gardasee würde ich wirklich sehr gerne kommen“ und so stehen die nächstjährigen 4 Trails wieder in seinem ganz persönlichen Laufkalender. „Wenn ich wieder Zuhause bin, muss ich erst einmal ganz schnell die 4 Trails vergessen, denn sonst schimpft bei unseren gemeinsamen Wanderausflügen meine Frau, dass ich viel zu schnell für sie unterwegs bin“. Aber wenn alles nach Plan läuft, wäre Bernd also 70, wenn er bis zum Gardasee kommt. Ich werde die vielen bekannten Gesichter vermissen, die mich schon seit Beginn meiner Karriere auf den Trails begleiten, die kleinen Kommentare am Rande der Laufstrecke, die einem die letzten Tage doch so viel einfacher gemacht und bereichert haben.

    Die nächsten 500 Höhenmeter hatten es ins sich und waren alles andere als ein Spaziergang, Doch dem ersten Staunen über die Bergkulisse wurde immer wieder eins drauf gesetzt. Mit erhobenem Haupt zu laufen, inne zu halten, den Blick schweifen zu lassen, bis sich die visuellen Eindrücke ins Bewusstsein eingebrannt haben, das lohnt sich. Denn der Alltag hat uns alle spätestens mit der Heimreise wieder. Je länger ich schaue, desto größer der Erinnerungsschatz, der durch die trüben Tage hilft. Der Trail ist mental anstrengend, auf und ab, mal ein paar Meter hinunter, dann wieder hinauf, Glücklich die, die ihre Sonnenbrille auf der Nase haben. Ermüdend die ganze Angelegenheit bis endlich die zweite Verpflegungsstelle auftaucht.

    Foto: Harald Bajohr

    Von hier sind es „nur“ noch 6 Kilometer bis ins Ziel. Satt sehen kann ich mich trotzdem nicht. Bis es hinunter nach Nauders geht. Ein bisschen Asphalt, ein bisschen Trail bis uns die Zivilisation in Form von Applaus und Jubel wieder hat. Die Beine sind schwer wie Blei, jeder Muskel im Körper schmerzt und kaum möchte man auf den letzten Metern bis zur Ziellinie die Arme hoch reißen. Doch diejenigen, die uns hier anfeuern, haben ein Lächeln der Freude verdient und das kommt von Herzen. Es ist vollbracht: Finisher der SALOMON 4 Trails 2021. Stolz, Glück, Tränen. Wir dürfen uns im Ziel nicht in die Arme fallen, aber Shakehands sind erlaubt und Augen können so sehr leuchten, dass es keine Worte braucht. Perfekte 4 Lauftage gehen zu Ende und während der Heimreise überschwemmen mich und meinen Lauf- und Trailrunning-Event-Freund und PLAN B – Fan Carsten immer wieder Glücksgefühle und Dankbarkeit, das alles erlebt haben zu dürfen!

    Foto: Carsten Bock

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