Eine Rückkehr zur #ZUTFAMILY ist in der Tat wie eine Rückkehr zu einer Familie. Beim diesjährigen Zugspitz Ultratrail stand für mich der Leutasch Trail auf dem Programm – ein Rennen, das neben vielen gut laufbaren Passagen dennoch äußerst anspruchsvollen Charakter entfaltet.
    Foto: Harald Bajohr

    Wir haben einmal nachgerechnet: Wir kennen Uta und Heini Albrecht von der PLAN B event company GmbH mittlerweile seit 18 Jahren. Eine lange Zeit, in der wir – also Gritt und ich – gemeinsam mit PLAN B durch tiefe Täler geschritten sind, aber auch viele unvergessliche Höhepunkte erleben durften. Es ist die Herzlichkeit und eine absolut perfekte Organisation, die es leicht machen, an einer PLAN B Veranstaltung teilzunehmen. Bereits drei Mal habe ich den Ultratrail über die 100 Kilometer an der Zugspitze erfolgreich beenden können, in diesem Jahr sollte es der Leutasch Trail über 68 Kilometer und 2.850 Höhenmeter im Aufstieg sein, der mich an meine Grenzen bringen sollte.

    Das Training für den Leutasch Trail verlief nicht reibungslos. Viel Anspannung ließ den Körper nicht locker, die Vorbereitungsläufe oftmals mehr Kampf und Krampf und schließlich: Auch 68 Kilometer und über 2.800 Höhenmeter sind nicht zu unterschätzen. Trotzdem wollte ich unbedingt an den Start gehen, wenn auch die Zweifel an dem Unterfangen mit zunehmenden Kilometern Richtung Berge immer größer wurden. Am Abend vor dem Startschuss statt Vorfreude absolute Panik, dem Lauf nicht gewachsen zu sein. Nicht starten wollen, kompletter mentaler Zusammenbruch. So etwas habe ich mit mir noch nie erlebt. 

    Am nächsten Morgen nach schlafloser Nacht aus dem Bett gequält, widerwillig zum Shuttle gelaufen, so langsam, mit jedem Meter mit der Hoffnung, diesen zu verpassen und dann sitze ich doch in diesem Shuttle-Bus Richtung Start. Immer wieder Aufmunterung, Bestärkung, gutes Zureden per Mobiltelefon von Gritt, die heute so weit entfernt ist. Wieder alleine unterwegs. Seit einem Jahr Wochenendbegegnungen, auch das zehrt an jeder Faser des Körpers.

    In Leutasch finde ich endlich ein Mittel gegen die Panik. Loslaufen und Abwarten, was passiert, diese Überzeugung wie ein Mantra in meinem Kopf verfestigt. Eine kurze Begegnung mit Uta und schon fühle ich mich irgendwie geborgen und sicher. Was soll mir hier schon passieren? PLAN B Veranstaltungen sind ein Garant für höchste Sicherheit. Und das sollten wir auch an diesem Tag erleben. Vor dem Start das übliche Gewusel nach der Kontrolle beim Check-In in die Startbox.

    Und dann fällt endlich der Startschuss und ich trabe los. Zunächst verhalten, und dann vergesse ich alle Zweifel und finde meinen Rhythmus, der mich zum Scharnitzjoch führt. Die Aussicht beflügelt mich, einfach den Wolken, dem Himmel so nahe zu sein, zeigt mir, wofür es sich lohnt zu leben. Der Downhill anschließend hinab zum Hubertushof über ein paar sehr gut gesicherte Schneefelder zeigt mir wieder deutlich meine Schwächen auf. Aber das ist nichts Neues. Bergauf hui, bergab pfui. Trotzdem kratze ich entgegen meiner sonstigen Läufe ausnahmsweise nicht am Zeitlimit.

    Die nächsten Stationen ringen mir viel Kraft und Durchhaltevermögen ab. Ich zähle von Verpflegungspunkt zu Verpflegungspunkt die Kilometer und liege immer noch gut in der Zeit. Der in Mittenwald auf der Streckenkarte scheinbar so harmlose Anstieg entpuppt sich als fieses Biest und irgendwann erreiche ich den Anstieg zum letzten Berg. Nur noch durch diesen Wald bis die Baumwipfel erreicht sind. Der immer wieder einsetzende Regen weitet sich zu Sturzbächen aus. Der Anstieg extrem rutschig, der Nebel wabert über dem Zugspitz-Massiv. Wir hören beim Anstieg zur sogenannten Cheering Zone laute Musik und Anfeuerung, aber jemand hinter mir sagt, dass es sich so nah anhört und doch noch so weit weg ist. Recht hat er. Mal durchatmen, dann weiter quälen, wieder durchatmen – wir sitzen alle in einem Boot. Jeder quält sich mittlerweile, niemandem brennen die Muskeln hier nicht.

    Und endlich werden wir oben empfangen, kaum sind die Läufer:innen vor mir im Nebel zu erkennen, dafür Stimmung pur. Ich höre meinen Namen. Heini Albrecht ruft mir zu und die paar Meter Umweg nehme ich gerne auf mich, um eine herzliche Umarmung zu kassieren. Ab hier haben die Plan B´s reagiert und schicken die im Rennen verbliebenen Teilnehmer:innen direkt hinunter Richtung Ziel. Regen und Nebel machen der Originalstrecke einen Strich durch die Rechnung. Dennoch wird es krass anspruchsvoll. Der Regen kommt immer stärker vom Himmel, es wird empfindlich kalt.

    Noch einmal ein Energieschub an der V10, der letzten Verpflegungsstelle und dann sind es noch knapp 7 Kilometer. Irgendwann erreiche auch ich Garmisch und lege die letzten Meter Richtung Ziel zurück.

    Nach über 12 Stunden wartet im Ziel Uta mit der heiß begehrten Medaille auf mich. Ich freue mich grenzenlos, nehme mir trotz aller Schmerzen, der zunehmenden Kälte und des Regens die Zeit für ein Erinnerungsfoto auf dem Siegerehrungspodest. Manchmal reichen auch weniger Kilometer, um mehr zu erreichen. In diesem Jahr hat der Leutasch-Trail mich an meine Grenzen gebracht. Aber die #ZUTFAMILY hat es mir möglich gemacht, das Ziel zu erreichen.

    Ich hole noch schnell mit schweren Schritten das Finisher-Shirt, das ich am Montag mit Stolz meinen Schülern präsentieren werde. Einmal mehr ein großer Dank an PLAN B für dieses Erlebnis, danke dafür, dass ihr uns so lange begleitet habt und für so viele unfassbare Momente gesorgt habt.

    Foto: Harald Bajohr

    P.S.: Die sind neu auf dem Programm des ZUT, die 100 Meilen. Und ja, die 100 Meilen im nächsten Jahr würden mich sehr reizen. Aber es wäre momentan für mich äußerst vermessen, auch nur mit dem Gedanken zu spielen, daran teilzunehmen. Aber es wird ganz sicher ein großartiges Rennen.

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