Beim Mountainman Nesselwang am 17./18. Oktober mussten die angehenden Helden und Heldinnen der Berge angesichts der Wetterbedingungen ein dickes Fell mitbringen.

    Die Wetteraussichten für den Mountainman Nesselwang, der vom angestammten Termin im Mai auf das Wochenende 17./18. Oktober verschoben worden war, waren alles andere als rosig. Ein Blick auf den Wetter-Radar zeigte für die Nacht vor dem Rennen Schneefälle und Minustemperaturen. Den Prophezeiungen des Online-Streckenbriefings auf Wetterbesserung wollte man angesichts des verregneten und kalten Vortages kaum Glauben schenken. Das Klamottenpoker für den Renntag war also eröffnet. Zum Glück blieben die vorhergesagten nächtlichen Schneefälle und der morgendliche Dauerregen aus. So tummelten sich am Samstagmorgen die TeilnehmerInnen auf der XL-Strecke über 39 Kilometer und 2.450 Meter sowie die L-Läuferinnen und Läufer bei trüben, aber immerhin trockenen Wetterbedingungen im Vorstartbereich. 

    Bild: Luise Sarda

    Ein heißer Kaffee oder Tee, der vom Orga-Team gegen eine kleine Spende bereit gestellt wurde, zauberte bei dem einen oder anderen ein dankbares Lächeln hervor. Die gute Laune der Dame am Info-Point war zusätzlich ansteckend und erwärmte die Läuferherzen. Ohnehin war die Atmosphäre unaufgeregt, aber höchst konzentriert. Schließlich wollte niemand dem anderen zu nahe auf die Pelle rücken, die Sicherheits- und Hygienevorgaben gehören zumindest bei Veranstaltern und Läuferinnen und Läufern zur Routine. Auch beim Mountainman Nesselwang gab es diesbezüglich keine Diskussionen und das ganz sicher nicht nur, weil bei Verstoß mit sofortigem Ausschluss gedroht wurde.

    Entspannt erfolgte wenige Minuten später die eigentliche Aufstellung vor dem Start, selbstverständlich mit Sicherheitsabstand und Mundschutz. Die Gesichter verhüllt, doch die Augen der Laufgemeinde leuchteten. Dankbar waren wohl alle TeilnehmerInnen dem Orga-Team und den Behörden, die letztendlich die Veranstaltung mit limitierter Teilnehmerzahl und unter strengen Auflagen genehmigt hatten. Zuschauer waren selbstverständlich nicht erlaubt, die Event-Partner mit ihren kleinen Ständen im Vorstartbereich blieben ebenfalls weit vom Startzauber entfernte Zaungäste. Mit dem Startschuss pünktlich um 8:00 Uhr geriet die Pandemie jedoch ins Hintertreffen, die Konzentration galt der an vielen Stellen herausfordernden Strecke. 

    Bild: Mountainman / sportograf

    Schon der erste Anstieg stellte sich als geballte Herausforderung dar. 600 Meter bergauf durch tiefen Matsch und Schlamm bevor es bald schon Richtung Wasserfallweg über endlose Stufen und anschließend dem Wurzelsteig hoch hinauf Richtung der ersten Verpflegung ging. Mit zunehmenden Höhenmetern offenbarte sich ein Winterwunderland pur, das Sportheim Böck bei Km 5 als Verpflegungsstelle ein wenig zweckentfremdet, verschwand fast im diffusen Mix aus waberndem Nebel und schneeiger Luft. Die weiße Pracht machte den Aufstieg zur Alpspitze nicht weniger anspruchsvoll, der erste Downhill ab Gipfelkreuz alles andere als ein Zuckerschlecken.

    Auch die nächsten beiden Herausforderungen in Sachen Höhenmeter forderten nicht nur Kraft und Ausdauer, sondern auch Geduld und Nervenstärke. Ein Schritt vor, zwei gefühlte Meter zurück auf den schlammübersäten schmalen Pfaden hinauf zur Reuter Wanne und Richtung Alpe Blösse. Aussicht leider Mangelware, sowohl der Blick ins Tal als auch auf die umliegende Gipfelwelt verschwand zumindest bei den beiden Wettbewerben am Samstag im Nebel. Die StarterInnen, die am Sonntag auf die Strecke gehen sollten, hatten da zumindest in Sachen Panorama-Sicht mehr Glück.

    Derweil stürmten die schnellen L-Läufer an den Genuss-XL-Läufern vorbei, was wiederum für Belebung auf der Strecke sorgte. Dass man als XL-Läufer nach 30 Kilometern am Ziel vorbei geleitet wurde und anschließend noch einmal das Vergnügen hatte, den Wurzelsteig Richtung Sportheim Böck unterhalb der Alpspitze zu nehmen, erforderte nicht unbedingt Mut, aber auf jeden Fall Durchhaltevermögen. Derweil offenbarten sich zusehends die Prophezeiungen aus dem Race-Briefing. Für ein paar Meter entlang des Grüntensees hatte sich sogar die Sonne sehen lassen, hier oben wurde es zwar wieder diesig, aber ein Großteil des Schnees war schon wieder weg getaut und gab den Blick auf viele nackte Wurzeln frei. 

    Bild: Luise Sarda

    Auf dem Downhill Richtung Ziel über die letzten 6 Kilometer konnte es man auch als weniger  technisch versierter Trailrunner laufen lassen. In Serpentinen ging es die Forststraße Richtung Nesselwang hinab. Wie schon fast vermutet versüßten zum Schluss dann noch ein paar fast zu vernachlässigende Höhenmeter das Trailrunning-Vergnügen. Die Worte der jungen Dame, die überaus freundlich die Rolle des Streckenpostens  an der letzten Zwischenzeitnahme an der Böckschen Anlaufstelle erfüllte, klangen noch im Ohr: „Jetzt geht es wirklich nur noch hinab“. Wie vermutet, weit gefehlt und zum krönenden Abschluss gab es schließlich noch ein schönes und bereits so oft erlebtes Schlammbad für die Schuhe. Den Trail kannten wir jetzt schon von zwei Mal bergauf, jetzt aber mit Karacho statt angezogener Handbremse Richtung Ziel im Biathlon-Stadion Nesselwang. Ziel erreicht, das Fluchen über wirklich knackige Anstiege und die vielen Rutschpartien waren vergessen und ja, hinterher findet man es ja fast immer einfach nur: GEIL

    Es war mein erster Start bei einer MOUNTAINMAN Veranstaltung, geschuldet dem Krisenjahr und doch ein erneuter Gewinn. Strecken top markiert, viel Herzenswärme, die den TeilnehmerInnen auf der Strecke entgegen gebracht wurde, Finisher-Bier, Schnäpschen und Energy-Drink to go und natürlich eine Medaille in echt und eine Urkunde zum Download, ich möchte nicht zu sehr in die Zukunft greifen, aber ich würde sagen: MOUNTAINMAN – ich komme wieder und das aus Überzeugung! 

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