Wir waren drei von insgesamt fast 2.500 Teilnehmer:innen und repräsentierten drei von 65 Nationen, die bei der Premiere des Wildstrubel by UTMB vom 9. - 11. September in Crans Montana an der Startlinie standen. Und wie viele andere haben auch wir eine fantastische Premiere erlebt.

    „Krass Montana“ – dieser kleine sprachliche Fauxpas Katharinas, der ihr am Abend ihres Finishs über den Wild 50 unterlief, beschreibt exakt, was wir bei der Premiere des Wildstrubel by UTMB in Crans Montana erleben durften. Schon alleine das Gefühl, mit der umliegenden und scheinbar endlosen Bergkulisse von Angesicht zu Angesicht zu stehen, ist schlichtweg atemberaubend. Jedenfalls dann, wenn man einen Blick für die grandiose und bizarre Welt der Berge hat. 

    Bild: Harald Bajohr

    Am Abend unserer Ankunft, mit dem Einsetzen der Dunkelheit, kann ich mich von dem diesem Anblick kaum los reißen, während Katharina und Mara schon schlafen gegangen sind. Schließlich standen für die Beiden am Samstagmorgen 50 Kilometer und 2.700 Höhenmeter sowie zunächst einmal der Transfer zum Startort nach Adelboden um 5:45 Uhr auf dem Programm.

    Ehrensache, dass ich mir am Freitagabend den Zieleinlauf der Ersten über die 108 Kilometer-Strecke nicht entgehen ließ. Der Franzose und ehemalige Triathlet David Hauss entschied übrigens das Rennen der Männer in unglaublichen 12:26 Stunden für sich. In der Damenkonkurrenz holte sich die Britin Amelia Watts den Sieg. In einem waren sich sowohl die Ersten als auch viele andere Finisher am Ende ihrer 108 Kilometer langen Reise einig: Eine aufgrund der steilen Anstiege durchaus anspruchsvolle, aber auch wunderschöne Strecke, zudem ein Rennen, das durch eine hervorragende Organisation für die Teilnehmer:innen glänzte. Davon durften wir uns schließlich selbst beim Wild 50 und dem Wild 25 überzeugen.

     

     

    Bild: Harald Bajohr

    Familiär, klein und fein – so präsentierte sich das Eventgelände am Casino in Crans Montana. Nicht zu vergleichen mit dem Rummel beim UTMB Mont-Blanc. Sehr viel Anerkennung und viel Freundlichkeit bestimmten die jederzeit entspannte Atmosphäre auf dem kleinen Platz. Ein wechselndes musikalisches Programm, bei dem Alphornbläser natürlich nicht fehlen durften, sorgte für Unterhaltung der Betreuer:innen und Zuschauer:innen auf dem kleinen Festplatz. Von der Abholung der Startunterlagen bis hin zur Abgabe der Wechselbeutel regierte dieses entspannte und freundliche Wesen der Helfer:innen. Während ich mich am Samstag zwischen dem angenehmen Treiben auf dem Eventgelände, einem kleinen Schnupperlauf ins Gelände und einer kurzen Stippvisite von Crans Montana bewegte, waren Mara und Katharina auf den Trails des Wild 50 unterwegs. Für die aus Polen stammende Katharina sowohl die Premiere bei einem UTMB-Rennen als auch in anspruchsvollem Gelände, die Südtirolerin Mara hingegen eine erfahrene Ultratrailläuferin. Zwei, die sich vom Start des Wild 50 an, läuferisch und menschlich gefunden hatten.

     

     

    Bild: Harald Bajohr

    Schrecksekunde beim Blick auf die Live Trail App: Während Mara auf dem Display keine Fortschritte zeigt, liegt Katharina weit vorne. Auch 15 Minuten später steckt Mara laut der App noch immer bei Kilometer 39. Ein paar Sorgenfalten machen sich auf meiner Stirn breit, allerdings vertraue ich auf Maras Erfahrung und bügele die Sorgen mit der Annahme weg, dass Maras GPS versagt hat. Sonst hätte sie sich bestimmt bei mir kurz gemeldet. 30 Minuten vor der geplanten Zielankunft Katharinas begebe ich mich an die Strecke, an den kleinen See rund 500 Meter vor dem Ziel. Die Anspannung lässt mir kaum Ruhe, ein paar Meter entgegen der Laufrichtung gehen und immerwährend den ins Ziel Laufenden applaudierend, dann wieder zurück, um mir die Augen aus dem Kopf zu schauen auf der Suche nach einem weiblichen Läuferinnenpaar. Endlich entdecke ich die Beiden, Mara mit einem breiten Lächeln im Gesicht, Katharina mit angestrengtem Gesichtsausdruck bis ich ihnen zurufe. Die paar Meter bis zum abschließenden Zielkanal laufe ich mit und sprinte anschließend zur Finishline. Ein erhebender Moment auch für mich als Beobachter, wie die Beiden Hand in Hand nach 7:39 Stunden über die Ziellinie laufen und sich anschließend in die Arme fallen. Ihre begeisterten Erzählungen von der wunderschönen Strecke, den perfekt bestückten Verpflegungstationen und eine über alles erhabene Landschaft machen mich neugierig auf den nächsten Tag. Ich kann den Startschuss zum Wild 25 kaum erwarten.  

    Um 7:45 Uhr sitze ich im Shuttlebus Richtung Leukerbad mit einer Mischung aus absoluter Vorfreude und gewissem Respekt. Die Kulisse ist einfach zu imposant, als respektlos in ein solches Rennen zu gehen. Selbst als wir Leukerbad erreichen, ist es trotz eines strahlend blauen Himmels empfindlich kühl. Im Rathaus finden wir vor dem Lauf Unterschlupf im Warmen. Bei der Nachmeldung die Schlange der kurz Entschlossenen und schließlich 15 Minuten vor dem Startschuss, die Aufforderung, sich langsam am Start einzufinden. Ein kurzes Streckenbriefing und endlich darf auch ich ins Rennen gehen. 

     

     

    Bild: Harald Bajohr

    Die folgenden 25 Kilometer mit ihren 1100 Höhenmetern sind Genuss pur. Der strahlend blaue Himmel und der Sonnenschein versüßen das landschaftliche Erlebnis. Es lässt sich kaum in Bildern festhalten, was wir im Laufe der Strecke wahr nehmen dürfen. Die ersten Kilometer sehr gut laufbar bis zum ersten steilen Anstieg entlang einer Felswand. Schließlich weiter steil bergauf bis wir eine Hochebene erreichen, wo sich die Strecke auf schmalen Pfaden im Grünen hinschlängelt und schließlich noch ein paar Höhenmeter bis zur Verpflegungsstelle bei Kilometer 11. 

     

    Von hier an geht es mehr oder weniger steil wieder abwärts, meistens gut laufbar, ein paar steile Treppenstufen und hier und da wieder Gegenanstiege, die mittlerweile wirklich weh tun. Endlich die letzten Meter hinab nach Crans Montana, zu dem mir mittlerweile sehr bekannten kleinen See, wo mich Katharina und Mara lautstark begrüßen. Trotz der 50 Kilometer in ihren Beinen begleiten sie mich Richtung Zieleinlauf, den ich in vollen Zügen genieße. Auch der Wild 25 erfüllt meine Seele, fast so wie die ganz großen Rennen. Denn diese atemberaubende Landschaft hat einfach Respekt und Demut verdient.

     

     

    Bild: ©Franck Oddoux

    Die Premiere des Wildstrubel by UTMB hinterlässt unvergessliche Momente, landschaftliche Impressionen, die kaum beeindruckender sein können. Er hat uns und nahezu alle, die hier gestartet sind und beteiligt waren, über sämtliche Grenzen und über alle Nationen hinaus näher zusammen gebracht. Völkerverständigung , Toleranz und Akzeptanz, dazu hat auch dieses kurze Wochenende im Rahmen des Wildstrubel by UTMB beigetragen. „Krass Montana“ – besser lässt sich dieses Laufabenteuer kaum auf den Punkt bringen.

     

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