Heute also der große Tag: Wir machen uns früh auf den Weg, um die Startunterlagen abzuholen. Doch entgegen unseren Erwartungen gibt es in diesem Jahr kein langes Anstehen. Auf die Kontrolle der Pflichtausrüstung hat die Organisation wegen der Pandemie verzichtet. Diese wird an verschiedenen Stellen auf der Strecke kontrolliert. Neben dem Personalausweis ist der Gesundheitspass das wichtigste Dokument. Zugang zum Rennen haben nur geimpfte Läufer:innen, nachweislich COVID-19 Genesene oder die im üblichen zeitlichen Rahmen Getestete. An dem mitgebrachten Rucksack wird lediglich der Chip für die Zeitmessung befestigt. Die Start-Nummer befindet sich wie üblich in einem kleinen DIN A5 Umschlag, der den Aufkleber für den Wechselbeutel enthält sowie Zugangsberechtigungen für Begleitperson an den großen Verpflegungsstellen sowie Müllbeutel und ein weiteres Namensschild mit dem Hinweis auf Nationalität und dass darauf hinweist, ob man bei einer Pause unterwegs ein Nickerchen einlegt. Dann noch den Wechselbeutel für Courmayeur in Empfang genommen, das T-Shirt sowie die Umweltschutz-Hinweise eines Vertreters der hiesigen Naturschutzbehörde.
Außerhalb der Kletterhalle suchen wir uns zunächst einmal ein ruhiges Plätzchen zum Sortieren. Schließlich – fast schon traditionsgemäß – die entsprechenden Bilder vor berauschender Kulisse. Auch heute erstrahlt Chamonix wieder im Sonnenschein. Anschließend verfalle ich dem Packwahn, Die Nächte werden kalt, die Organisation verlangt die Ausrüstung für kaltes Wetter. Der Rucksack wird voller und voller und ich frage mich, wie ich diesen überhaupt nur 10 Kilometer weit tragen soll. Aber auch das ist für mich nichts Neues. Dann noch das Klamottenpoker: Was ziehe ich zum Start an, was kommt in den Wechselbeutel und gerade als ich davon ausgehe, dass endlich alles sortiert ist, vermisse ich den Faltbecher, den mir Gritt so sehr ans Herz gelegt hat. Er ist unauffindbar, wie von Hexenhand weg gezaubert, obwohl der unsere Behausung nicht verlassen hat.
Bei einem letzten kleinen Spaziergang begegnet Gritt der Drittplatzierten des TDS: Ildiko Wermescher kennen wir bereits seit dem Swiss Iron Trail 2015 und seitdem kreuzen sich mindestens einmal im Jahr unsere Wege, meistens im Rahmen des UTMB. Was für ein schöner Ausklang des Tages. Ildiko erzählt, wie sie ihr famoses Ergebnis erlebt hat und dass sie bis zum Zieleinlauf von dem Unfall nichts wusste. Wir ziehen den Hut vor der Leistung der mittlerweile 56-Jährigen, die trotz ihrer zahlreichen Top-Platzierungen immer auf dem Teppich geblieben ist und einfach vor Herzlichkeit und Sportsgeist blüht.
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