Bereits zweimal in Folge konnte Marko Schlittchen mit seinen Hunden Finn und Edgar die Trophée des Montagnes auf dem Treppchen beenden. Mit der vierten Teilnahme erfüllte sich der sympathische Familienvater den ganz großen Traum und gewann das prestigeträchtige Canicross-Rennen.

     

    Foto: Christoph Vereecke

    Kaputt und erleichtert fühlt sich Marko nach dem Rennen. Wir hatten die Gelegenheit mit Marko zu sprechen und freuen uns, ein wenig hinter die Kulissen blicken zu dürfen. „10 Tage extreme Konzentration, sehr harmonisch mit Frau, Kind und den Hunden und unaufgeregt aufregend“, so fasst Marko die Trophée des Montagnes 2018 in einem Satz zusammen.

    1. Wie fühlte es sich an, ganz oben auf dem Treppchen zu stehen, als Sieger die Trophée des Montagnes 2018 zu beenden? Kannst Du diese Emotionen überhaupt in Worte fassen? Auch die Emotionen, jetzt ein paar Tage nach Deinem grandiosen Erfolg?

    Im ersten Moment war es unheimliche Erleichterung… Erleichterung darüber dass die komplette Anspannung und der Stress einfach weg war. Glücklich darüber endlich mit meinen Hunden dieses Rennen entschieden zu haben.

    Rückblickend, eine Woche später, bemerke ich eine schöne, beschwingliche Leichtigkeit. Vor 4 Jahren bekam ich mit Finn meinen ersten Hund, kannte auch nicht die Sportart… als ich aber von der Trophée des Montagnes hörte, wusste ich, dass ich das machen will. Es gab auch seither keinen Tag der verging, an dem ich nicht an diese Veranstaltung gedacht habe… und mein Wunsch/Ziel war es seitdem immer, dieses Rennen zu gewinnen. Es fühlt sich einfach großartig an. Ganz besonders stolz bin ich einfach, da ich es mit meinen selbst ausgebildeten Hunden geschafft habe, die dazu noch so wunderbar in unseren Familienalltag integriert sind. 

    2. Du hast hart und konsequent mit Deinen beiden Hunden trainiert. Hast Du beim Training im Vergleich zu den Vorjahren etwas verändert? Wie seid ihr im Vorfeld und auch während des Rennens sowie beim Training mit der Hitze umgegangen?

    Ja, wir haben phasenweise hart trainiert. Mein Bauchgefühl hat mir schon lange vorher gesagt, dass die Temperaturen eine große Rolle spielen werden. Aber je fitter der Hund, desto besser kommt er mit jeder Bedingung klar. Zumal die Temperaturen auf 1500m oder 2000m Höhe ganz andere sind.

    Auch die Luftfeuchtigkeit ist viel geringer und in der Nacht kühlt es auch wesentlich mehr ab. Im Winter und im Frühjahr habe ich beide relativ lange Scooterdistanzen laufen lassen, wobei es mir da nicht um die Geschwindigkeit ging, sondern um die „Geschirrzeit“. Dazu immer wieder viel im Freilauftraining bis zu 20km. In dem Moment als die Temperaturen stiegen, habe ich das Training variiert. Mal ganz kurze intensive Einheiten oder Einheiten einfach nur, um die Kraft zu entwickeln. Als der Sommer dann richtig da war, musste ich oft um 5 Uhr in der Früh aufstehen um das Training aufrecht zu erhalten, aber die Hunde waren da schon so gut trainiert, dass ich wusste das ihnen die Temperaturen nicht mehr soviel ausmacht. Das war ziemlich cool mit anzusehen.

    Das Problem dieses Jahr war aber ich! Ich bin wirklich keiner, der seine Leistung öffentlich relativiert, d.h. das Ergebnis eines Wettkampfes akzeptiere ich immer, egal wie es zustande gekommen ist. Aber an dieser Stelle möchte ich einfach mal erwähnen, dass ich in der wohl wichtigsten Vorbereitungsphase ernsthaft verletzt war. 6 Wochen, der komplette Mai und die ersten 2 Wochen vom Juni, war an Lauftraining nicht zu denken. Wenn ich ehrlich bin, wollte ich schon alles absagen. Ich hatte exakt weitere 6 Wochen um von 0 auf ein TDM fähiges Niveau zu kommen. Ich möchte da jetzt nicht auf Einzelheiten eingehen, aber es war verdammt schwierig, das zu managen.

    Dazu kommt noch, dass ich exakt nur 4 Canicross Einheiten mit meinen Hunden laufen konnte, keine Wettkämpfe im Vorfeld. Es ging nur um Stabilität und dass die Verletzung nicht wieder auftritt. 

    Foto: Christoph Vereecke

    3. Wie war die Organisation der Trophée des Montagnes in diesem Jahr? Wie wir mitbekommen haben gab es lange Wartezeiten beim tierärtzlichen Check für die Hunde, was natürlich nicht so toll ist. Lief ansonsten alles reibungslos?

    Dieses kleine Team macht einen tollen Job! Im großen und ganzen funktioniert das super! Yvon Lasbleiz und die ganzen freiwilligen Helfer sind die Ruhe selbst! Wir Deutschen neigen bei so organisatorischen Sachen natürlich immer zur Perfektion und wollen jedes Ereignis vorwegnehmen. Aber ich denke, dass die Veranstaltung momentan an einem Punkt ist, wo man vielleicht die eine oder andere Sache im Ablauf verbessern kann…. das werden sie sicherlich auch tun!

    Foto: Christoph Vereecke

    4. War die Strecke dieses Jahr sehr viel anders als im Vergleich zu den Vorjahren? Wie waren die Etappen aufgebaut?

    Ein Großteil der Etappen war identisch zum Vorjahr. Es gab zwei Etappen, die aufgrund der Wärme verkürzt worden sind, andere hingegen wurden einfach bis zu zwei Stunden früher angesetzt. Damit ist jeder gut gefahren und es wurde im Sinne der Hunde und evtl. auch einigen Läufern gehandelt. ?

    Das Finale in Auris war aber dieses Jahr schwerer, da zweimal eine Art „Alp D‘Huez“ des Canicrosssports mit fast 21 Kehren bewältigt werden musste. Das war schon ’ne harte Nuss, zumal die letzten 4 Etappen innerhalb von 36 Stunden ablaufen.

    Foto: Christoph Vereecke

    5. Wann war Dir klar, dass Du mit Finn und Edgar das Rennen als Gewinner in’s Ziel bringen würdest? Das Feld lag von Anfang an eng beieinander. War es jeden Tag ein erbitterter Kampf um Sekunden?

    Wir waren nie sicher! Wir waren immer konzentriert, immer fokussiert und haben um jede Sekunde gekämpft. Auch die letzte Etappe war mitunter die Härteste und es wurde bei weiten kein Schaulaufen. Jeder Fehler konnte oder wurde bestraft. Finn, Edgar und ich haben einfach keine Fehler auf dieser TDM gemacht, auch letztes Jahr im übrigen nicht.

     

    6. Wie ist die Stimmung unter den Teilnehmern bei diesem Rennen über mehrere Tage? Werden die Konkurrenten – bei Mensch und Hund – zu Freunden oder geht man sich eher aus dem Weg?

    Die TDM läuft schon sehr familiär ab. Viele verbinden das natürlich mit sportlicher Leistung aber auch um Zeit mit der Familie zu verbringen. Es gibt ja auch eine Kindertrophée, die zwar nicht jeden Tag stattfindet, auch leichtere und kürzere Strecken beinhaltet… so ist halt für jeden etwas dabei. Es gibt natürlich immer mal wieder Unterhaltungen, einige kennen sich bereits von anderen Veranstaltungen, man respektiert und schätzt sich. 

     

    7. Du warst mit Deiner Frau und Eurem Baby unterwegs. Das ist natürlich die beste Unterstützung die man bekommen kann. Wieviel Anteil hat ein harmonisches privates Umfeld auf einen Wettkampf?

    Foto: Christoph Vereecke

    Das war natürlich sehr schön! Letztes Jahr war sie noch schwanger bei der TDM und in diesem waren wir dann zu Dritt ( Fünft?)

    Unser Sohn Theo hat es uns sehr einfach gemacht, war immer gut drauf und wir konnten verhältnismäßig auch sehr gut schlafen. Die Harmonie die wir generell haben ist natürlich von Vorteil und wirkt sich natürlich auch auf den Wettkampf aus. Der Kleine hat teilweise so gute Laune gehabt, dass man wunderbar abschalten konnte.

    8. Wirst Du nächstes Jahr bei der Trophée des Montagnes als Titelverteidiger an den Start gehen oder sagst Du Dir: einmal gewinnen reicht und suchst Dir für die Zukunft andere Ziele?

    Es ist natürlich schon eine Herausforderung, einen Titel auch zu verteidigen. Das würde ich sicherlich auch gerne tun, doch geplant ist der Start für 2019 auch im Vorfeld nicht gewesen. Ich war in drei Jahren zweimal 2. und habe sie nun gewinnen können. Ich glaube, mein Körper braucht mal ’ne Pause… gerade orthopädisch gesehen ist die TDM sicherlich nicht gerade das Gesündeste was man machen kann.

    In Sachen Canicross werde ich ein wenig kürzer treten… doch ein Ziel werde ich verfolgen: Bikejöring mit Edgar! Start bei einer WM oder EM und es da mit einer spezifischen Vorbereitung für Mensch und Hund mal so richtig krachen zu lassen. Da steckt soviel Potential, das werden wir jetzt angehen.

    Auch wenn Marko zukünftig mehr Zeit für Famile und Job haben möchte und daher noch keine konkreten Pläne hat, wo die sportliche Reise hingeht, so sind wir uns doch sicher, dass wir Marko, seine Hunde und auch seine Familie noch auf einigen Events sehen werden. Und aus dem Gespräch mit dem Sieger der Trophée des Montagnes 2018 nehmen wir noch die kleine Geschichte von ungefähr einem Kilometer vor Zielankuft mit: „Am letzten Anstieg zog der zweitplatzierte Belgier weg und auch wenn unser Vorsprung sich auf dem Papier komfortabel las, so dachte ich doch an ein Kartenhaus, bei dem man die unterste Karte herauszieht und alles zusammenbricht und wusste, dass das nicht passieren darf!“ Wir sind auch froh, dass das Kartenhaus nicht zusammen fiel und freuen uns mit dem Sieger der Trophée des Montagnes 2018 – so viel Emotion darf mal erlaubt sein.

    Foto: Christoph Vereecke

    Schade nur, dass die Gesamtsieger bei diesem Rennen dieses Jahr nicht geehrt wurden. Lediglich die Altersklassen durften sich über Ruhm, Ehre und Anerkennung freuen. Unverständlich und ein Schlag in’s Gesicht all derer, die 10 Tage lang alles gegeben haben. Für uns sind sie Helden, die ein Treppchen und noch viel mehr verdient hätten.

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