„Es ist wichtig, dass ihr nie einfach aufgebt. Denkt daran, in die Sterne zu sehen - und nicht auf eure Füße.“ - Stephen Hawkins -
    Foto: privat

    Ein besonderer Stern leuchtet hell am Nachthimmel, der von Andy Jones – unvergessen und mit dabei im Herzen! Danke Andy für die Hymne „We’re Traildorado“, die dich auf ewig zu einem Teil der 24 Stunden durch den Arnsberger Wald macht! 

    Foto: Traildorado.com, Michele Ufer

     

    Samstag Vormittag kurz vor dem Start zum 9. Traildorado: Wir halten uns gegenseitig im Arm und singen den Song „We’re Traildorado“. Bei mir kullern Tränen, denn Andy Jones kann ihn nicht live performen, er ist wenige Tage zuvor verstorben. Ich fühle mich leer. 

    Runde um Runde geht es unermüdlich durch den Arnsberger Wald. Meistens alleine, ganz verloren in meinen Gedanken. So bei mir selbst, dass ich versehentlich in Runde 3 auf Abwegen bin – was unmöglich erscheint, ob der perfekten Streckenmarkierung. Ein paar Extrameter, ich bin kurz wachgerüttelt aus meiner Welt, um dann noch tiefer einzutauchen. Tief genug, um einer Läuferin den Weg abzuschneiden. „Sorry, ich war in Gedanken am Mont Blanc“, murmel ich vor mich hin. Ich bekomme ein freundliches Lächeln und aufmunternde Worte, eine schöne Begegnung.

     Wie aus dem Nichts taucht ein weißer Hund mit blauen Augen vor mir auf: Blanca, denke ich sofort! Am anderen Ende der Leine Ingemar, eine Traildorado-Freundschaft von 2016, die bis heute Bestand hat. Ich kann direkt im Hier und Jetzt sein, auch wenn ich wahrscheinlich ziemlich wirres Zeug rede. Die Dunkelheit verschluckt die Beiden in Richtung Heimat und mich wieder durch den Arnsberger Wald. Motiviert durch kuscheliges Fell und aufmunternde Worte. 

    Motivation auch in Form eines Smileys, der kurz vor Ende jeder Runde am Baum sein Lächeln verbreitet. Mehr oder weniger liebevoll klatsche ich ihm 27 mal ins Gesicht und im Kopf habe ich den Gedanken: Tap for power! Funktioniert ziemlich gut, nur in Runde 1 verfehle ich ihn und in Runde 28 habe ich einfach das Gefühl, dass auch der Grinsemann keine Kraft mehr spenden kann. Dennoch habe ich einen neuen Freund dazu gewonnen. 

    Foto: Alex Maier

    Die Zeit bleibt irgendwie stehen und dennoch schreitet sie unermüdlich voran. Ich zeichne den Lauf nicht auf. Diese Zeitlosigkeit und völlig ohne Druck zu laufen, macht frei, eine Freiheit, die die Sinne öffnet! Der Lichtkegel der Stirnlampe lässt die Strecke fast gemütlich erscheinen. Die Sterne blinken durch die Bäume. Die Stille wird selten unterbrochen – entweder durch das Getrappel von Läuferfüßen oder von Tieren, die sich sicherlich fragen, was denn da los ist? Traildorado ist los! Mit all seinen Facetten – bunt und schwarz-weiß, langsam und schnell, laut und leise, aber immer geprägt von Emotionen. 

    „Gritt ohne Grenzen“ war das Statement eines langjährigen guten Bekannten zum Endergebnis – die weiteste Distanz die ich je gelaufen bin. Aber Grenzen sind dazu da, verschoben zu werden. Traildorado hat das für mich nicht nur in Form von Metern getan, sondern auch im Kopf, denn der alleine bewegte den Körper schlußendlich 24 Stunden über die Stecke. Aufgeben war nie eine Option! Ich habe wenig auf die Füße gesehen und viel in die Sterne, zudem in unendlich viele freundliche Gesichter. Eindrücke die bleiben, tief drinnen, für immer! Eine Reise voller Endorphine, Schmerzen und am Ende Tränen des puren Glücks. 

    Alle Informationen zu Traildorado und mehr findet man hier: micheleufer.com/de

    Foto: Gritt Liebing
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