TheMagic5 – die individuelle Schwimmbrille im Praxistest

„Als ich die Brille das erste mal in der Hand hielt und aufsetzte, war ich sofort begeistert – sie passt perfekt und sitzt unglaublich angenehm – maßgeschneidert eben.“ Das sagt Profi Triathlet Jan Frodeno über seine Schwimmbrille. Sie stammt von TheMagic5. Das amerikanische Startup verspricht: perfekt sitzende Schwimmbrillen, ohne Abdrücke und Beschlagen. Der Hersteller ermöglicht das durch individuelle Maßanfertigung mittels Gesichts-Scan per Smartphone. Ich bin neugierig und möchte wissen: Hat Jan Frodeno recht und lohnt sich die Investition wirklich? TheMagic5 liegt mit Preisen zwischen 56 und 66 Euro im höheren Preissegment. Hier sind auch die Top-Modelle namhafter anderer Hersteller angesiedelt. Diese bieten aber zusätzlich günstige Alternativen zwischen 20 und 40 Euro an.

Die Bestellung
Die Auswahl umfasst für mich vier Modelle. Weil ich beinahe ausschließlich im Freiwasser unterwegs bin, entscheide ich mich für eine Brille mit getönten und verspiegelten Gläsern  – die „BLUE MAGIC MIRROR SILVER“. Sie sieht außerdem cool aus. Der Bestellprozess ist einfach, läuft aber nicht ganz reibungslos: Im ersten Schritt muss ich die Brille auswählen und kaufen. Erst danach folgt der Scan. Dafür muss ich die App (App Store/Google Play) herunterladen und mein Gesicht scannen. Dabei treten ein paar Probleme auf. Erstens werden auf meinem IPhone nicht alle Hinweise vollständig dargestellt, wie Brille abnehmen, Haare zurükbinden, möglichst in einen Raum mit Tageslicht, vor eine weiße Wand oder Tür stellen etc. Zweitens agiert der Scanner schneller als gedacht: Noch bevor ich mich richtig positioniert habe, schließt die App die Ermittlung der Kopfgröße durch das Vorhalten einer kreditkartengroßen Karte vor der Stirn selbstständig ab. Vorsichtshalber wiederhole ich den Scan-Vorgang noch einmal.

Direkt im Anschluss erhalte ich per Mail die Information, dass alle Daten vorliegen und TheMagic5 mit der Produktion beginnt. Die angekündigte Lieferzeit beträgt ca. zwei Wochen – meine Vorfreude steigt!

Der erste Eindruck
Die Schwimmbrille liegt in einer hochwertigen Aufbewahrungs- und Transportschachtel mit Reißverschluss und Luftlöchern. Die zuätzlichen vier alternativen Nasenstege für die Brille sind ebenfalls individualisiert. Sie sind je ein und zwei Nummern größer (+/++) sowie kleiner (-/- -) als der maßgefertigte Nasensteg. Im ersten Moment kommt mir die Brille vor allem sehr klein vor. Meine bisherigen Schwimmbrillen sind im Vergleich zu dieser größer. Das liegt in erster Linie an deren sehr viel breiteren Gummirändern und den geraden oder leicht gewöbten Gläsern.

Die TheMagic5 setzt dagegen auf eine sehr schmale, individuell angefertigte, gummierte Umrandung. Die Form der Gläser ist zu den Seiten und nach unten abgeknickt. Ein solches Design habe ich nie vorher gesehen. Die Verarbeitung wirkt hochwertig und das doppelt gelegte Gummiband stabil. Als erstes mache ich den „Ansaugtest“: Ich drücke die Brille leicht an meine Augen, ohne das Gummiband über den Kopf zu ziehen. Bleibt sie alleine einen Moment haften, hat sie den Test bestanden. Die TheMagic5 besteht nicht. Es ist ein ganz anderer Typ Schwimmbrille. Ich bin skeptisch und gespannt auf meine Eindrücke im Wasser.

Die Schwimmbrille im Praxistest
Passform: Nach den ersten Zügen bin ich überrascht, dass die Brille trotz der sehr schmalen Dichtung kein Wasser durchlässt. Sie sitzt fest, sowohl bei längeren Distanzen im Freistil als auch bei anderen Schwimmstilen. Die Gummibänder stelle ich anfangs wohl zu straff ein, denn während des Trainings spüre ich einen leichten Druck. Nach dem Schwimmen zeigen sich rund um die Augen und manchmal auch auf der Nase Abdrücke. Hat der Hersteller zu viel versprochen? Bei meinen weiteren Trainingseinheiten „tüftel“ ich an der richtigen Spannung auf dem Gummiband. Den perfekten Kompromiss zu finden zwischen festsitzend und dicht einerseits und lockersitzend und abdruckfrei andererseits, ist gar nicht so leicht. Ich probiere auch einen anderen Nasensteg. Anfangs empfinde ich den sogar als angenehmer. Kurze Zeit später wechsel ich wieder zur ursprünglichen Nasensteg-Wahl von TheMagic5 zurück. Schließlich nehme ich die leichten Druckstellen in Kauf.

Insgesamt überzeugt mich die Maßanfertigung. Die Brille sitzt gut. Meine Skepsis wegen der schmalen Dichtung und dem dadurch anfänglich etwas harten Gefühl ist verfolgen. Andere Schwimmbrillen hinterlassen teilweise deutlich unangenehmere Abdrücke oder, und das ist noch stöender, sie werden undicht und lassen Wasser ins Innere der Brille hinein. Wegen der hohen Erwartungen an die perfekte Passform bleibt dennoch eine kleine Enttäuschung zurück.

Sicht & Beschlagen: Bei meinen ersten Trainingseinheiten beschlägt die Brille nicht. Die Sicht ist sehr gut, auch wenn die abknickenden Kanten leicht verschwommene dünne Streifen verursachen. Im Vergleich zu anderen Schwimmbrillen ist das Sichtfeld insgesamt sehr groß. Die blaue Tönung und Verspiegelung erfüllen als Sonnenschutz absolut ihren Zweck. Außerdem taucht der Blaustich die Umgebung in eine angenehme Atmosphäre. Auch für Trainings in der Dämmerung ist die Tönung noch gut geeignet und nicht zu dunkel. Die Rundumsicht und Farbe gefallen mir sehr gut!

Nach einigen Wochen in Benutzung ärgere ich mich immer häufiger über beschlagene Gläser. Im Extremfall spüle ich die Brille alle 200 m kurz aus, um mich im Freiwasser wieder orientieren zu können. Ob und wie sehr die Brille beschlägt, variiert. Aber fest steht: Wie die meisten Hersteller kann TheMagic5 das Versprechen „kein Beschlagen“ über einen längeren Zeitraum hinweg nicht halten. Ich verzichte während des gesamtes Tests auf Antifog Sprays und Tricks wie Speichel oder Spülmittel.

Fazit
Zugegeben, ich musste mich erst an den neuen Sitz der Schwimmbrille und die schmale Dichtung gewöhnen. Nach einem ganzen Sommer im Test gehört die TheMagic5 in BLUE MAGIC MIRROR SILVER allerdings zu meinen Favoriten. Das liegt in erster Linie an der guten Passform und der hervorragenden Sicht, sofern sie (noch) nicht beschlagen ist. Ich empfehle die Brille insbesondere jedem Schwimmer, der häufig Probleme mit der Passform hat. Der im Vergleich zu anderen Schwimmbrillen hohe Kaufpreis lohnt sich. Ich finde, er ist angesichts der Maßanfertigung angemessen. Außerdem liefert TheMagic5 weltweit kostenlos. Die Geschäftsidee der maximal individualisierten Schwimmbrille schließt für mich eine Marktlücke. In diesem Produktsegment sehe ich Potential für weitere Entwicklungen und Innovationen. TheMagic5 geht genau den richtigen Weg.

Die Schwimmbrillen von TheMagic5 gibt es seit  2021 für den deutschen Markt auch auf decathlon.de. Produktinformationen und -bilder sind dort allerdings nur eingeschränkt verfügbar. Decathlon bietet außerdem nicht das gesamte Sortiment an. Einen besseren Überblick erhält man auf der Unternehmensseite themagic5.com, über die man auch direkt bestellen kann. Auch die Decathlon-Kunden werden zur Bestellung und Kaufabwicklung ebenfalls auf diese Seite weitergeleitet. Der kleine Umweg über Decathlon lohnt sich dennoch, denn die Brillen sind dort günstiger. Zum Vergleich: Mein Modell kostet im Online-Shop von TheMagic5 66 Euro und über Decathlon nur 52,19 Euro.

Die Brille gibt es mittlerweile mit vielen verschiedenen Gläsern, z.B.

• in klar (CLEAR MAGIC),
• in grau getönt (SMOKE MAGIC),
• in blau getönt (BLUE MAGIC),
• in blau getönt und verspiegelt in silber (BLUE MAGIC MIRROR SILVER),
• in blau getönt und verspiegelt in gold (BLUE MAGIC MIRROR GOLD) oder
• in schwarz getönt und verspiegelt in silber (BLACK MAGIC MIRROR SILVER).

Je nach Einsatzgebiet und optischen Vorlieben ist für jeden was dabei. Die Gummibänder sind bei allen Standardmodellen schwarz. Neu und echte Hingucker sind die Limited Editions „WHITE PINK“ und „WHITE BLUE SILVER“ mit weißen Gummis. Diese sind aber nicht über Decathlon erhältlich.

Text und Bilder: Maribel Draheim