Mit den ersten Kollektionen des Jahres 2022 führt Salewa das nachhaltige Icon Committed ein. Alexandra Letts, Sustainability Manager Salewa, über das neue Icon Salewa Committed im Interview.
    Alexandra Letts / Bild: Salewa
    243 Teile der Salewa Textil- sowie 16 Teile der Equipment-Kollektion sind mit dem Icon gekennzeichnet und erleichtern den Kunden die Orientierung auf der Suche nach nachhaltigen Produkten. Das hauseigene Label markiert Produkte, die durch ihre besonders ökologische und sozialverträgliche Fertigung herausstechen. 
     
    Salewa installiert ein eigenes Label für Nachhaltigkeit und Transparenz. Welches ist das Ziel dahinter und warum greift man nicht bestehende Siegel – FWF, Bluesign – gemeinsam als Netzwerk auf, damit sie beim Endverbraucher präsenter werden? 
    Alexandra Letts: Nachhaltigkeit ist vielfältig und derzeit gibt es einen wahren Dschungel aus Logos und Labeln. Die meisten können unserer Ansicht nach nicht alle Aspekte von Nachhaltigkeit und Transparenz abdecken. Sie sind objektive Standards, doch der Konsument muss sich selbst noch einmal informieren und recherchieren. 
    Wir möchten unsere Werte und unsere Philosophie (u.a. People Business, Verantwortung, neue Ideen, Weitsicht) vermitteln und in den Vordergrund stellen – das Committed Siegel bestätigt diese Werte. Es ist ein holistisches Konzept, das soziale Verantwortung, chemische Sicherheit und Materialbeschaffung vereint und gleichzeitig Transparenz und Klarheit schafft – Werte, die sowohl uns als auch unseren Kunden wichtig sind. Zudem wollen wir nicht von externen Siegeln abhängig sein. 
     
    Zwei der drei Committed Kriterien sind obligatorisch: Der soziale Audit unserer Produktionsstätten und der chemische Test der Materialien. Ersterem liegt der Oberalp Code of Conduct zu Grunde, der sicherstellen soll, dass die Arbeitsbedingungen in unseren Fabriken fair und anständig sind. Dies wird von dritten Parteien verifiziert. Wir wollen uns nicht auf unserem Fair Wear Leader Status ausruhen, sondern kontinuierlich prüfen, wie es den ArbeiterInnen in den Nähereien geht. Nur mit dieser Prüfung ist das erste Kriterium erfüllt. 
     
    Das zweite verpflichtende Kriterium ist der chemische Test der verwendeten Materialien. Allen Produkten liegt die Oberalp Chemical Policy zu Grunde, ein Katalog mit chemischen Stoffen, die nur zu einem gewissen Grad verwendet werden dürfen. Diese Policy umfasst eine strengere Restricted Substances List (RSL) als bluesign®, welches als Nachhaltigkeitsstandard eine gute Basis bildet, uns jedoch nicht weit genug geht. Daher testen wir zusätzlich selbst oder lassen unsere Materialien in externen Labors testen. Die Tests stellen sicher, dass ausschließlich chemisch einwandfreie Produkte in Produktion gehen. 
     
    Zusätzlich zu diesen beiden Kriterien gibt es mindestens ein drittes Kriterium, das für die Committed Kennzeichnung erfüllt werden muss und auf die vielen verschiedenen Produkte, von Textilien über Schuhe zu textilem Equipment, von Salewa anwendbar sein soll: Entweder sind die einzelnen Produktionsschritte unserer Daunen mit dem Responsible Down Standard zertifiziert, das Produkt besteht zu mehr als der Hälfte aus recycelten oder upgecycelten Materialien oder das Produkt ist aus natürlichen oder nachwachsenden Materialien hergestellt (zum Beispiel Leinen, Viscose, Tencel oder Hanf), oder es besteht aus unserer Alpine Merinowolle oder TirolWool und/ oder hat eine PFC-freie, wasserabweisende Imprägnierung.
     
    Was ist der USP von Salewa Committed? Auch im Vergleich zu anderen nachhaltigen Siegeln wie z.B. dem Grünen Knopf in Deutschland?
    Alexandra Letts: Durch unseren jährlichen Nachhaltigkeitsreport und den Brand Performance Check der Fair Wear Foundation können wir uns stetig mit uns selbst vergleichen und holistisch verbessern. Viele Zertifizierungen decken nur einzelne der für die Textilherstellung relevanten Nachhaltigkeitskriterien ab. Durch Salewa Committed können wir den Kunden eine größere Transparenz über verschiedene Nachhaltigkeitskriterien bieten. Die oben genannte Chemical Policy und der Code of Conduct sind für alle Zulieferer obligatorisch. Letzterer verbietet unter anderem Kinderarbeit, Diskriminierung jedweder Art und sichert unter anderem faire Bezahlung, geregelte Arbeitszeiten, sowie das Recht auf Gewerkschaftsbildung zu. Salewa Committed geht noch einen Schritt weiter, indem, neben einem Audit der Produktionsstätten und einem eigenen chemischen Test, ein drittes Kriterium erfüllt werden muss. Der grüne Knopf deckt zwar viele der für uns relevanten Aspekte ab, allerdings ist es eine nationale Zertifizierung, die für uns als internationale und weltweit agierende Marke nicht ausreicht.

    Bild: Salewa

    Wie erfährt der Kunde über den Wert von Salewa Committed? Auf welchen Kanälen wird das Siegel erklärt?
    Alexandra Letts: Ab Sommer 2022 wird jedes Salewa Committed Produkt eine Kennzeichnung haben – bei Textilien ist dies ein Etikett am Stoff, bei Schuhen, Socken, Equipment und Accessoires ein Hang-Tag. Bereits jetzt werden sowohl in den Salewa Stores als auch auf unserer Website die Kriterien verständlich erklärt. Zusätzlich wird es im Februar eine Kommunikationskampagne zu Salewa Committed geben.

    Sollen die Auflagen für das Salewa Committed Label mit der Zeit strenger werden, beispielsweise dadurch, dass aus Zusatzkriterien Pflichtkriterien werden oder 2+2 statt 2+1?
    Alexandra Letts: Da es noch ein sehr junges Icon ist, gibt es immer Spielraum für Verbesserungen und Anpassungen. Diese berufen sich dann auf Feedback von Kunden oder Verkäufern und können eingebaut werden. Zunächst werden wir versuchen, so viele Produkte wie möglich auf das Committed Level zu bringen, über eine Verschärfung der Kriterien denken wir aber bereits nach. Denkbar wäre zum Beispiel das Zusatzkriterium „zirkulär“, also ein Produkt, dass die Kriterien für extreme Langlebigkeit und leichte Reparierbarkeit, Rohstoffminimierung und Recycelbarkeit erfüllt. Ein weiteres Kriterium wäre in Sachen Lederbeschaffung denkbar, wo wir bestehende „Best Practices“ prüfen. Des Weiteren wollen wir das Icon auf technische Hardware ausweiten – ohne natürlich in Sachen Sicherheit Kompromisse eingehen zu müssen.

    Durch die Verwendung von nachwachsenden Rohstoffen, wie etwa Baumwolle, ist nicht automatisch garantiert, dass diese unter umwelt- und sozialverträglichen Standards hergestellt wurden. Wird Salewa in Zukunft vermehrt ein Augenmerk auf die Herkunft der Rohstoffe legen und dies im Committed Siegel berücksichtigen?
    Alexandra Letts: Es stimmt, dass nachwachsende Materialien nicht per se umwelt- oder sozialverträglich sind. Deshalb besteht Salewa in der Auswahl der Stoffe und Materialien darauf, dass diese rückverfolgbar sind und unsere Sozial- sowie Umweltstandards erfüllen. Mit den meisten Lieferanten pflegen wir eine langjährige Kooperation, die auf gegenseitiger Unterstützung und Vertrauen fußt. Die Wolle in unserer TirolWool Bekleidung stammt aus einer Kooperation mit den Tiroler- und Südtiroler Bergbauern. Wir haben einen Weg gefunden, uns die Eigenschaften der groben Wolle für unsere technische Kleidung zu Nutze zu machen und gleichzeitig die Hirten zu unterstützen. Dadurch wird die Tradition der Schafzucht der Naturschutz gefördert und geschützt. Wir wissen, wo die Schafe aufgezogen werden und können die höchsten Sozial- und Umweltstandards garantieren. Die Alpine Merino Wolle in unseren Funktionsshirts und anderen Textilien stammt von Mulesing-freien Höfen, die RWS zertifiziert sind. Unsere Hanf-Lieferanten haben eine vollkommen rückverfolgbare Lieferkette und stellen auf Verlangen jederzeit die gewünschten Informationen zur Verfügung. Derzeit führen wir Tests mit Europäischem Hanf durch; unser mittelfristiges Ziel ist es, unseren Hanf in Südtirol anzubauen. Unsere verwendete Viskose kommt von Lenzing, einem Lieferanten, der uns die höchsten Beschaffungsstandards garantiert. Unsere Baumwolle schließlich kommt von Lieferanten, die in keiner Weise Zwangsarbeit betreiben; insofern sie biologisch angebaut wurde, wird dies zusätzlich angegeben.

    Wir haben all diese Zusatzinformationen nicht in die erste Phase unserer Committed Kommunikation mit aufgenommen, um sie so einfach wie möglich zu halten. Dennoch haben wir „natürliche/nachwachsende Materialien“ aus den oben genannten Gründen bewusst als Kriterium ausgesucht. Salewa Committed ist weiter ein Versprechen für stetige Verbesserung, das heißt, mit der Zeit werden unsere Kriterien in der Tat strenger werden. Und wenn Interesse besteht, freuen wir uns, tiefgehende Informationen zu teilen.

     

     

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