Im Schatten der imposanten Welt der Dolomiten, kann man sich als Teilnehmer:in beim La Sportiva Lavaredo Ultratrail einfach nur großartig fühlen, wenn die Ziellinie erreicht ist. Ansonsten dürfte die Demut überwiegen, denn trotz der Rekorde der Sieger:innen bleibt der Mensch ein ganz kleines Licht im Schatten dieser Berge.

    Irgendwie liegt es nahe, dass es der Zauber der Dolomiten war, die Hannes Namberger zum neuen Streckenrekord über die 120 Kilometer lange Strecke trieb und Mimmi Kotka, die Siegerin der Damenkonkurrenz, zu einer ebenfalls fantastischen Zeit beflügelte. Er umgab neben den Sieger:innen auf den insgesamt 5 Strecken auch die vielen anderen Teilnehmer:innen mit seiner ganz bizarren Bergwelt, die nur von einem kurzen Gewitter am Freitagnachmittag unterbrochen wurde und die ganze Macht der Natur zeigte.

     

     

    Als ich selbst am frühen Sonntagmorgen die letzten Meter der Ziellinie entgegen lief, wurden im Zentrum Cortinas noch alle Läufer:innen mit viel Applaus und Getöse empfangen. Selbst als ich endlich nach einer ausgiebigen Dusche, einem halben Liter Cola und ein paar Happen dem müden Körper die wohlverdiente Ruhe gönnen wollte, klang immer wieder noch Applaus und das Klopfen an der Bande durch´s offene Fenster. Auch den letzten Finishern wurde von den Nachtschwärmern ein gebührender Respekt gezollt.

    Diesen hatten alle verdient, die sich in diesem Jahr auf die Strecke begaben, vor allem aber diejenigen, die auf den langen Strecken des Lavaredo Ultratrails und des Ultra Dolomites über 80 Kilometer an den Start gegangen waren. Ausreichend Belohnung hielt die Strecke parat. Nach nahezu jedem der steilen und zum Teil technisch schwierigen Anstiege offenbarte sich ein atemberaubendes Panorama auf die Bergwelt der Dolomiten. Die schroffe und mitunter bizarr wirkende Landschaft offenbarte bei zumeist strahlendem Sonnenschein ihre ganze faszinierende Schönheit. Als hätten die Dolomiten beim Würfelspiel mit den Steinen besonders viel Glück seitens der Schöpfung erlebt.

    ©Alexis Berg

    Fast schon selbstverständlich: Der Lavaredo Ultratrail ist perfekt organisiert, allerdings werden die Teilnehmer:innen auf den harten Streckenabschnitten alles andere als verwöhnt. Mal sind es 17, mal sind es 20 Kilometer Strecke, die zwischen den einzelnen Verpflegungsstellen zurück gelegt werden müssen und das Ganze bei deftigen Höhenmetern, die sich in langen, steilen Anstiegen verstecken. Man muss also bestens gewappnet sein, um beim LUT an den Start zu gehen. Weniger selbstverständlich, welche Aufwertung die Veranstaltung durch ihren Titelsponsor La Sportiva erfahren hat. Man spürt das Herzblut, das die italienische Bergsportmarke in die Veranstaltung steckt am Ende auch in den Präsenten, die jede(r) Finisher:in erhält.

     

     

    Am Ende ist es kaum möglich, das Erlebte in Worte zu fassen. Wenn selbst die Gewinner:innen von einer Woge der Emotionen geschüttelt werden und ihre Tränen nicht mehr unter Kontrolle haben, wie ergeht es da wohl den Teilnehmer:innen die zum Teil mehr als doppelt so lange unterwegs sind? Ich durfte einmal mehr die Faszination dieser Veranstaltung erleben, die auch darin besteht, unterwegs immer wieder seine eigenen Grenzen zu verschieben und in simper Dankbarkeit für unglaubliche Perspektiven auf eine übermächtige Natur. Auf eine Natur, die wir Menschen es immer noch nicht schaffen, so zu schützen, wie es notwendig wäre.

     

     

    Nach fast 80 Kilometer, 4.600 Höhenmetern und 18 Stunden und 50 Minuten haben sich einmal mehr tiefe Demut, Respekt und ein Miteinander in der Seele manifestiert, die unser Alltag viel zu oft vermissen lässt. Zrurück bleibt die Dankbarkeit, wundervolle und unvergessliche Momente erlebt haben zu dürfen. Der Zauber der Dolomiten ist unvergänglich und ruft nach Wiederkehr.

    ©Alexis Berg

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