Das Outdoor Retailer Climate Commitment (ORCC) ist ein offenes Netzwerk europäischer Outdoor-Händler, das sich für mehr Klimaschutz und Transparenz in der Outdoor-Branche einsetzt. Im vergangenen Jahr ist es der Initiative gelungen, Emissionen deutlich zu reduzieren, mit einem neuen Reporting-System mehr Transparenz zu schaffen und ehrgeizige Ziele sowie Probleme aufzuzeigen: Ein Rückblick auf 2023.
Die Mitglieder des ORCC wollen Vorreiter sein in einer Branche, die von der Verbindung der Menschen zur Natur lebt und durch den Verkauf von Outdoorbekleidung und -ausrüstung gleichzeitig Konsum verantwortet. Deshalb will das Netzwerk eine Antwort darauf geben, wie sich die Outdoor-Branche kollektiv auf Klimaschutz einigen kann. Es sei elementar, dass Grenzen gesetzt, Verantwortung über- nommen und hiermit der Handel so nachhaltig wie nur möglich gestaltet wird, so die Verantwortlichen.
Martin Stolzenberger, Geschäftsführer von Bergzeit, betont: „Als Händlerinnen und Händler sind wir das Bindeglied zwischen Verbrauchern und Verbraucherinnen, Marken und Mitarbeitenden. Damit sind wir in der einzigartigen Position, den Klimaschutz entlang der gesamten Wertschöpfungskette – vom Hersteller bis zum Endverbraucher – voranzutreiben.“
Genau hier setzt das 2021 gegründete ORCC an: Das Outdoor Retailer Climate Commitment ist eine Initiative der Outdoor-Branche, die sich aktiv für nachhaltige Werte einsetzt, Ziele im Einklang mit den Pariser Klimazielen setzt und so Transparenz für Hersteller und Kunden schafft. Ziel ist es, so den Klimaschutz zu fördern und Vorbild für uns und andere zu sein.
Zu Beginn bestand das ORCC aus fünf Mitgliedern, mittlerweile sind es zehn, darunter Bergfreunde GmbH, Bergzeit GmbH, Bründl Sports, Ellis Brigham Mountain Sports, Globetrotter (*neues Mitglied seit 2024), Sportler, Sport Conrad, Sport Schuster, Sport Pursuit und Yonderland. Mit der Mitgliedschaft haben sich die Partnerinnen und Partner konkret dazu verpflichtet, ihren CO2-Fußabdruck nach den Standards des Greenhouse Gas Protocol zu messen, wissenschaftlich fundierte Reduktionsziele im Einklang mit dem Pariser Klimaabkommen zu erreichen, eigene Klimaschutzmaßnahmen zu ergreifen und alle Ergebnisse im jährlichen ORCC-Bericht zu veröffentlichen.
Was bisher geschah: Die wichtigsten Erfolge und Ziele aus dem Jahresbericht 2023
- Signifikanter Schritt in der CO2-Einsparung: Die Mitglieder des ORCC konnten 2023 gemeinsam 10,922 Tonnen CO2 und andere Treibhausgase einsparen. Dies geschah z.B. durch die Förderung der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel, den Umstieg auf Elektrofahrzeuge, den Einsatz erneuerbarer Energien im Büro, die Umstellung von Erdgas auf Biogas oder die Reduzierung des Energieverbrauchs im Büro.
- Den eigenen CO2-Fußabdruck im Blick: Alle Mitglieder des ORCC haben ihre direkten Emissi- onen (Scope 1 und 2) erfasst und können so gezielt Maßnahmen zur Reduktion ergreifen.
- Ziele mit wissenschaftlicher Grundlage: 80 Prozent der Händler haben sich für ambitionierte Reduktionsziele verpflichtet, die von Expertinnen und Experten der Science Based Targets initiative (SBTi) geprüft und anerkannt sind.
- Verantwortung für die Lieferkette (Scope 3): Rund die Hälfte der Mitgliedshändler arbeiten daran, dass bis 2026 zwischen 74 und 90 Prozent ihrer Lieferanten die Vorgaben des Pariser Klimaabkommens einhalten. Das heißt konkret: Die Hersteller verpflichten sich für weniger Emissionen bei der Herstellung ihrer Outdoor-Ausrüstung. Diese Ziele gehen Hand in Hand mit denen der European Outdoor Group (EOG).
- Mehr Transparenz in der Branche: Mit neuen Datenformaten wie dem Sustainability Data Exch- ange (SDEX) wird standardisiert offengelegt, inwiefern und welche Marken und Lieferanten sich für den Klimaschutz einsetzen.
- Mehr starke Partner beim ORCC: Mit Globetrotter ist ein weiterer großer Händler zum ORCC gestoßen, der sich aktiv für weniger Emissionen engagiert.
- Zusammenfassung Jahresbericht 2023
Erfreulich ist, dass die ORCC-Mitglieder bereits erhebliche Emissionsreduktionen erreicht haben. Allerdings entstehen noch immer 80 bis 90 Prozent der Emissionen bei der Produktionsherstellung, hier liegt das größte Reduktionspotenzial.
Alle Händlerinnen und Händler setzen bei der Reduktion auf wissenschaftlich fundierte Ziele, etwa durch Initiativen wie Race to Zero, die Science-Based Targets Initiative (SBTi), den SME Climate Hub (SMECH) und andere. Mit Unterstützung dieser Expertinnen und Experten wird sichergestellt, dass die Branche ihre Verantwortung ernst nimmt und den richtigen Zielen nachgeht.
Damit dies keine leeren Versprechungen bleiben und um 100-prozentige Transparenz zu schaffen, stellen zukünftig alle Mitgliedshändler die Anforderung an ihre Zulieferer, den „Climate“-Tab im SDEX-Formular auszufüllen. Der SDEX ist eine standardisierte Methode zur Erhebung nachhaltigkeitsrelevanter Daten und sorgt so für vergleichbare und offene Ergebnisse.
„Wir bei Bergzeit sind uns der dringenden Notwendigkeit von Klimaschutzmaßnahmen bewusst. Unser Ziel ist es, bis 2026 80 Prozent unseres Umsatzes mit Lieferanten zu erwirtschaften, die ehrgeizige Klimaziele im Einklang mit dem 1,5-Grad-Ziel verfolgen“, so Martin Stolzenberger, Geschäftsführer von Bergzeit. „Die Zusammenarbeit innerhalb der Branche ist von entscheidender Bedeutung für ei- nen Wandel. Neue gesetzliche Rahmenbedingungen wie die CSRD erfordern ein noch nie dagewesenes Maß an Transparenz und Datenaustausch. Wir haben uns verpflichtet, uns an diese Anforderungen anzupassen und eng mit unseren Marken zusammenzuarbeiten, um die Einhaltung der Vorschriften zu gewährleisten und gleichzeitig nachhaltigere Praktiken zu fördern.“
Wo der größte Hebel liegt: bei den Herstellern
Auch die Outdoor-Branche läuft Gefahr, die Zeit zu verpassen, um Weichen neu zu stellen. Deshalb will sich die ORCC in Zukunft noch stärker für strengere Klimaschutzmaßnahmen in der Produktfertigung einsetzen. Ziel ist es die Dekarbonisierung in die Lieferketten hineinzutragen, angefangen bei den Herstellern. Die ORCC schafft Transparenz und zeigt auf wo die Branche steht. Von 143 analysierten Herstellern haben bisher 40,5 Prozent öffentliche Klimaverpflichtungen abgegeben und weitere 8,4 Prozent wollen sich dem anschließen. Es ist Zeit jetzt zu handeln und sich gemeinsam als Branche 1,5-Grad-Zielen zu verpflichten.