Seit der Premiere des Innsbruck Alpine Trailrun Festival, im vergangenen Jahr noch mit 250 Teilnehmern, hat die Laufwerkstatt Innsbruck bei der diesjährigen Ausgabe mächtig was auf die Beine gestellt. Das neue Konzept zog 800 Teilnehmer zu den verschiedenen Strecken und bescherte dem Organisationsteam ein ausverkauftes Haus.
Und das Vertrauen wurde belohnt: Seitens Petrus mit blauem Himmel, Sonnenschein und perfekten Temperaturen, seitens der Veranstalter mit einer herrlichen Strecke, vollem Einsatz bei Beschilderung, Verpflegung und mit bester Stimmung.
Welchen Draht Magister Alexander Pittl, Gründervater der Laufwerkstatt und Organisationskopf des IATF zu Petrus hat, das weiß er selbst wahrscheinlich nicht so genau. Vielleicht ist es einfaches Gottvertrauen, das den Orga-Kopf des Innsbruck Alpine Trailrun Festival nicht im Regen stehen lässt. So konnten sich jedenfalls fast 800 laufbegeisterte Trailrunner über beste Laufbedingungen am Samstag des 30. April freuen. Allen voran natürlich die Teilnehmer des K85, die mit circa 3.600 Höhenmetern gespickte Königsstrecke des IATF. In der Tat hat es die Laufwerkstatt geschafft, diesem Wettbewerb die Krone aufzusetzen, denn das auf 100 Starter limitierte Teilnehmerfeld wurde insbesondere auf der ersten Hälfte der Strecke mit wunderbaren Trails und herrlichen Panoramen verwöhnt.
Dabei setzte sich die Stille des Genießens vom Start am frühen morgen um 4:00 Uhr, unterbrochen vom lautstarken Gejohle einiger Nachtschwärmer in Tirols Landeshauptstadt, mindestens bis Kilometer 36,5 fort. Wer sie entdecken will, die Ruhe und die Einsamkeit des Langstreckenläufers, der wurde und wird hier fündig. Deutlich wurde schnell, dass man beim IATF mit voller Konzentration laufen muss, denn schon der erste Trail ist im Eifer des Gefechts schnell vorbei gehuscht. Trotz deutlichem Markierungspfeil mussten die ersten Finisheraspiranten schon bald ein paar zusätzliche Meter zurücklegen. In der frühmorgendlichen Dunkelheit ist der schmale Weg, der zur Umbrüggler Alm führt, kaum auszumachen. Doch die meisten hatten trotz der frühen Startzeit schon alle Sinne beisammen. Wer jetzt Zweifel säen oder gar seinem Unmut freien Lauf lassen möchte, der ist an dieser Stelle allerdings nun wirklich fehl am Platz. Die Strecke war in diesem Jahr äußerst gut markiert. Gegen Vandalismus oder lustigen Gesellen, die sich einen Spaß daraus machen, Beschilderung zu stehlen, ist kein Kraut gewachsen. Doch das Orga-Team ließ sich trotz kleinerer Unbillen nicht lumpen und konnte das Ringen um den längeren Atem beim Markieren des Kurses schließlich für sich entscheiden und am Ende eines langen Tages tief Luft holen.
Die Schönheit der schmalen Trails konnte schließlich nur noch durch ein einmaliges Panorama auf die Stubaier Bergwelt übertroffen werden. Bei Sonnenaufgang offenbarte sich den übersichtlichen K85 Mutigen eine einzigartige Atmosphäre. Im Laufe der folgenden Kilometer und Höhenmeter zeigte sich der Schnee nicht nur auf den umliegenden Gipfeln, sondern auch unter den Laufsohlen der Trailrunner. Spikes gehörten zwar sicherheitshalber zu Pflichtausrüstung, doch das einsetzende Tauwetter und vor allem eine perfekt präparierte Strecke machten den Einsatz der Schneeketten hinfällig. Der warmherzige Empfang an den einzelnen Kontroll- und Verpflegungsstellen konnten die Gelüste einiger Teilnehmer auf eine warme Suppe nicht komplett ersetzen, stattdessen gab es am Läuferbuffet herzhafte Abwechslung. Von Oliven bis Nudelsalat, Brot, Obst, Wurst und Käse gab man sich in aller Bescheidenheit größte Mühe, alle Wünsche der Langstreckler von den Augen abzulesen. Zu den diesjährigen Verpflegungshighlights gehörte der Sirup, der dem faden Wasser einen fruchtig-süßen Geschmack verschaffte. Eigentlich wollte man gar nicht weiter angesichts der vielen freundlichen Worte und Aufmunterungen. Diese erfuhren die K85 Teilnehmer später auch ausreichend von den Marathonstartern und K15 Teilnehmern. Schulterklopfern, Respekt und aufbauende Worten nahm man ab Kilometer 50 und mehr äußerst gerne entgegen. Nach der Sillschlucht zeigte sich Innsbruck so, wie man Trails um eine Großstadt erwarten würde. Meistenteils breitere Forstwege offenbarten nichtsdestotrotz immer wieder ein schönes Panorama auf die Stadt und die umliegenden Gemeinden.
Weltkulturstadt Hall galt es überwiegend auf asphaltierten und gepflasterten Wegen zu erkunden, bevor sich das Läuferfeld wieder in den Wald verdrückte. Wähnte man sich als K85 Teilnehmer schon bald im Ziel – es waren ja ab der Verpflegungsstation am Rechenhof nur noch 8,5 Kilometer – war man allerdings zu schnell auf dem Holzweg geraten. Da offenbarten sich wieder die Trails, die den Trailrunner so richtig glücklich machen. Steil und anspruchsvoll, sich hinziehend galt es jetzt Zentimeter zu machen, um dem Ziel immer näher zu kommen. Einfach wunderbar, wäre man doch nur nicht schon so lange auf den Beinen. Einziger Trost: Dem einen und anderen Marathonläufer ging es nicht anders. Peanuts dagegen der letzte asphaltierte Kilometer Richtung Ziel, der Trail City am Landestheater und von desnselbigen, nämlich Erdnüssen, davon konnte man am Ende dann doch nicht genug kriegen. Ach so, warum eigentlich K85, wenn es doch ein paar Meter – sowohl vertikal als auch horizontal – mehr waren? Darüber können sich nur Kleinkrämer echauffieren. Naturliebhaber und Langstreckenläufer kamen jedenfalls voll auf ihre Kosten. Die letzten Kräfte konnten dann in Sachen Finisher-Geschenk mobilisiert werden, das Prägen einer Münze als Erinnerung an ein außergewöhnlich schönes Lauferlebnis.
Schade für diejenigen, die unterwegs aufgeben mussten und immerhin waren das fast ein Drittel der K85 Teilnehmer. Noch bedauernswerter für alle diejenigen, die das Innsbruck Alpine Trailrun Festival in diesem Jahr nicht in ihrer Planung berücksichtigt haben. Denn die haben was verpasst. Um dem für 2017 vorzubeugen heißt es, früh anmelden. Der IATF ist kein Geheimtipp mehr, er hat sich mit diesem Jahr als Top-Event etabliert. innsbruck-alpine.at
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