Der Cerro Torre – für den Markus Pucher der faszinierendste Berg. Deshalb zieht es den Extrem-Kletterer immer wieder nach Patagonien, wo er am 17. September 2015 seinen dritten Aufstieg auf die 3.128 Meter versuchte.

    Dieses Mal free solo im Winter. Die Natur in den Anden hat allerdings ihre eigenen Gesetze und so zwangen den Berghaus-Athleten die Wetterverhältnisse, 300 Meter vor dem Gipfel, zum Umkehren.

    Der Berg und sein Bezwinger
    Zum ersten Mal stellte sich Pucher der Herausforderung Cerro Torre im Januar 2013. Bei idealen Wetterbedingungen benötigte er damals nur 5 Stunden und 40 Minuten free solo über die Westwand zum Gipfel und zurück zur Basis. Im Dezember letzten Jahres machte er bei einem weiteren, spektakulären Abenteuer von sich reden: Einem heftigen Schneesturm zum Trotz erklomm er den Berg erneut free solo. Zum Verhängnis wäre ihm jedoch beinahe der Abstieg geworden. Er verlor den Halt und stürzte mehrere Meter in die Tiefe. Nur knapp konnte er sich mit seinen Eisäxten retten und verhinderte einen freien Fall in 1.300 Meter Tiefe.

    2015: Erster Versuch gescheitert
    Sein erster Versuch der diesjährigen Expedition brachte den Berghaus-Athleten lediglich vom argentinischen El Chaltén bis zum Einstieg am Berg, wo er seine Ausrüstung deponierte. Pucher dazu frustriert: „Ich verbrachte drei Tage im Schneesturm, am Wandfuß in meinem Zelt. Dabei machte ich mir keine Sorgen den Gipfel des Cerro Torre zu erreichen oder nicht, sondern zusammen mit meinem Zelt abzuheben und im patagonischen Inlandeis zu erfrieren. Nachdem der Wind etwas abschwächte, kämpfte ich mich die 13 Stunden Fußmarsch wieder zurück zur Basis. Außer zwei riesigen Blasen an meinen Fersen hatte ich nicht viel erreicht.“

    Abenteuer Cerro Torre
    Zwei Wochen lang saß er anschließend bei stürmischen Wind und Schnee fest. Wissend, dass der 20. September der letzte offizielle Wintertag in Patagonien sein sollte – und damit der letzte mögliche Tag für den geplanten Aufstieg zu dieser Jahreszeit. Der Zeitdruck wuchs. Aber das Wetter klarte von einem Moment auf den anderen plötzlich auf und startete Pucher am 17.09.2015 um 3 Uhr morgens in Richtung Gipfel.

    Er berichtet vom Aufstieg, zuerst auf den Col Esparanza und dann der Ferrari-Route: „Das Wetter war perfekt, die Verhältnisse waren auch super, zumindest bis kurz unter den Elmo, das ist ungefähr 350 Meter unter dem Gipfel. Auf einmal fand ich mich in einer senkrechten Wand aus Schnee, aber keinem harten Schnee, der gut zu klettern wäre. Nein, es war loser, weicher Schnee, der vom Wind an die Wand geblasen war. Diese Verhältnisse stoppten mich recht schnell und aus dem schnellen, flüssigen Klettern wurde richtig harte Wühlerei im Schnee. Ich wurde langsam, sehr langsam.“ Schnell erkannte der erfahrene Kletterer, dass er es in diesem Tempo nicht schaffen konnte. Er wusste, dass sich das Wetter bald wieder verschlechtern und ihm nur ein kleines Zeitfenster bleiben würde. Pucher erinnert sich an die Erfahrungen der letzte Expedition: „Nachdem meine letzte Solo-Besteigung voriges Jahr bei schlechtem Wetter schon sehr knapp war, wollte und konnte ich nicht noch einmal ein solches Risiko eingehen.“ Dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte, wurde dem Athleten schnell klar, als sich die Verhältnisse beim Abstieg drastisch verschlechterten. Sicher und wohlbehalten erreichte er sein Zelt.

    Pucher musste sich also letztendlich dem harten und unkalkulierbaren patagonischen Winter geschlagen geben und genoss am Ende seiner vierwöchigen Expedition noch die ersten Frühlingstage in Südamerika. Trotzdem lässt ihn der Traum nicht los: „Ich weiß jetzt schon, dass ich wieder zurückkomme. Zurück nach Patagonien, zurück zum Cerro Torre in den Winter.“

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