Ein Rucksack der alle Bedürfnisse unseres „Hans Dampf in allen Gassen“ Testers (bezogen auf die Einsatzbereiche und Verwendungszwecke) erfüllen kann, muss erst noch erfunden werden – oder ist der Ortlieb Atrack der Eine für Alles?

    Bild: Alexander Rohleder

    Tausendsassa und eierlegende Wollmilchsau
    Hat es etwa der aus Heilsbronn in Mittelfranken stammende Outdoor-Packtaschen-Spezialist geschafft, mit dem Atrack die eierlegende Wollmilchsau im Tornistersegment neu zu erfinden?

    Getestet wurde jedenfalls das signalrote 45 Liter fassende Modell auf der sehr schmalen Sitzbank einer Honda CRF 250 L bei einer Endurotour auf Mallorca, sowie auf unzähligen Vorbereitungswanderungen zum bevorstehenden Pilgern auf dem Camino Primitivo. Aber auch im Alltag musste der Atrack regelmäßig seine Tauglichkeit unter Beweis stellen: schnell mal ins Wohnmobil geworfen, war er immer dabei, egal ob als Tütenersatz für den Einkauf oder auf der Sightseeingtour in Berlin-Mitte.

    Bild: Alexander Rohleder

    Hingucker
    Eines vorweg: das Teil sieht ziemlich klasse aus und zieht unweigerlich die Blicke der Menschen auf sich. Zum Beispiel werde ich am Frankfurter Flughafen beim Boarding aufgrund der getragenen Kombination aus signalfarbenen Motorradanzug, massiver Endurostiefel und dem rot leuchtenden Ortlieb Atrack gefragt, ob ich von der Feuerwehr sei und medizinisches Gerät mitführen würde?!? Ähm nee, das einzige medizinische, im sehr gut aufgeteilten Inneren des stabil verarbeiteten Rucksacks, war meine Zahnbürste. Backdraft lässt grüßen.

     

    Wasser marsch
    Doch fangen wir vorne an. Am Anfang stand das Anbringen der zur Verfügung gestellten Zubehörteile. Am leichtesten, weil intuitiv zu integrieren, war die Installation des Atrack Hydration Systems. Die Profis aus Heilsbronn bedienen sich hier einer 2 Liter Trinkblase des Spezialisten für solide Trinksysteme von Source. Die Blase findet ihren Platz in einem genau passenden Thermotäschchen welches im Inneren auf Höhe der ergonomischen Tragegurtvorrichtung optional befestigt werden kann. Der Trinkschlauch wird durch einen abgedichteten Durchgang nach außen geführt und durch Befestigungsvorrichtungen wahlweise auf der rechten oder linken Seite an den Schultergurten fixiert. Ergo: Sitzt, passt, funktioniert einwandfrei

    Bild: Alexander Rohleder

    Gurte, Gurte und nochmals Gurte
    Wollte ich doch aufgrund meiner Ikeamöbelaufbaukompetenz auf die Bedienungsanleitung verzichten und einzig durch logische Kombination punkten, bereitete mir das Anbringen des Attachment Kits for Helmets etwas mehr Kopfzerbrechen. Beim Helmhalter gelang dies noch einigermaßen. Spätestens aber beim Versuch die Daisy-Chains (oder auch Halteösen) mit dem Attachment Kit for Gear zu bestücken, musste ich kapitulieren und in letzter Konsequenz das allwissende Internet(z) um Hilfe ersuchen. Hat man aber erst einmal die dahinterstehende Logik verinnerlicht, bieten sich schier unzählige Befestigungsmöglichkeiten für fast alles, was an einem Rucksack Platz finden könnte. Der Helmhalter, der von den Produktentwicklern von Ortlieb wohl eher für Fahrrad—, Kletter- oder Skaterhelme entwickelt wurde, fixiert sogar einen ausgewachsenen Motorradintegralhelm sicher am Atrack, alle Achtung!

    Bild: Alexander Rohleder

    Perfekter Sitz
    Im Einsatz zeigt der Atrack kaum Schwächen. Das durchdacht konzipierte, schnell und stufenlos zu verstellende, hochatmungsaktive Schultergurtsystem ist eine reine Freude. Sehr schnell ließ sich die Rückenlänge zum Beispiel auf eine mit zahlreichen Protektoren bestückte Motorradjacke einstellen oder eben wieder zurück auf Softshelljackenmodus. Klasse! Durch die Verwandtschaft des Atrack zu einer Reisetasche fällt das Packen sehr komfortabel aus. Durch die große aufzippbare Öffnung, die pfiffigerweise auf der Innenseite des Rucksacks platziert wurde, kann man sehr bequem seine Reiseutensilien verstauen. Vier kleine Innentaschen mit Reißverschluss sowie einem innenliegenden und vier außenliegenden Kompressionsgurten  sorgen zusätzlich für die nötige Ordnung im Inneren. Ein sehr praktischer Nebeneffekt ist, dass, wenn der Atrack auf dem Rücken fixiert wurde, auch potenzielle Langfinger nur erheblich erschwert einen schnellen Griff ins innere des Ortlieb erhalten. In Punkto Wasser- und Staubdichtigkeit  erlaubte sich der zur Verfügung gestellte, aus reiß-und abriebfesten Nylongewebe gefertigte Testrucksack, keinerlei Schwächen – und das weder rein noch raus (an dieser Stelle ein Gruß an alle, die wissen welche Duftwolke einem nach dem Öffnen eines wasserdichten Packsacks – egal von welchem Hersteller – nach mehrtägigem intensiven Einsatz entgegen strömen kann).

    Bild: Alexander Rohleder

    Fazit:
    Insgesamt hat mich der Ortlieb Atrack überzeugt. Egal ob beim Wandern, wo er aufgrund des  durchdachten, voll atmungsaktiven und gut gepolsterten  Tragesystems punktet oder beim intensiven Motorrad-Endurowandern, wo er als einziges mitgeführtes Gepäckstück allen Wetter- und einsatzbedingten Widrigkeiten souverän trotzt und so zum verlässlichen Reisepartner wird. Gäbe es nun noch eine Hybridvariante, bestehend aus einer Mischung aus den Modellen Attack und der brandneuen Variante Atrack BP (Bikepacking), also einem Modell, bei dem sich der Hüftgürtel optional abnehmen ließe, gäbe es von mir das Prädikat „ Eierlegende Wollmilchsau im Tornistersegment“.

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    Bewertung
    • 9/10
      Tragekomfort - 9/10
    • 9/10
      Funktionsumfang / Zubehör - 9/10
    • 10/10
      Qualität - 10/10
    • 9/10
      Einsatzspektrum - 9/10
    • 7/10
      Bedienung/Komfort - 7/10
    • 8/10
      Platzangebot - 8/10
    • 7/10
      Details - 7/10
    8.4/10
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