Rebekka hat den brandneuen Matrix von MP Michael Phelps einem ersten Härtetest unterzogen. Aufgrund der momentanen Situation musste sie den Praxistest im Wasser zwar verschieben, um so spannender die ersten Eindrücke im (fast) Trockenen.

    2010 brauchte es ein Verbot der Ganzkörperanzüge, welches mich zurück in den Wettkampfsport Schwimmen trieb. Dabei war es nicht nur die 100m Zeit die bei einem spontanen Sprung ins Wettkampfbecken aufleuchtete, viel mehr war es dieses unbeschreibliche Gefühl des Schwimmens im Anzug, welches mich zur erneuten Aufnahme meines Trainings motivierte. Heute, zehn Jahre, unzählige Titel (AK) und Bestzeiten später sind die technischen Neuerungen ähnlich different wie damals. Allerdings ist meine körperliche Ausgansposition dieses Mal eine andere. Voll im Training (Triathlon) und mit dem Wissen um die Kraft der heutigen Schwimmanzüge wird der Schock zurück im Wettkampfanzug definitiv nicht so krass werden wie 2010. Oder doch? Hat es MP Michael Phelps geschafft, die Anzugwelt erneut zu revolutionieren? Ich durfte den brandneuen Matrix auf Herz und Nieren (oder Hüfte und Schultern) testen. 

    Der Test:

    1. Haptik und Optik

    Mein Matrix-Testmuster kommt in einer quadratischen etwa geheimnisvollen Pappkiste. Anders als bei Vergleichsmodellen liegt er nicht zusätzlich in einer kleinen Tasche, sondern einfach so lose in der Kiste. Direkt ist klar – hier sind verschiedene Zonen am Werk. Nicht nur farblich trennt sich das schwarz von den Muster-Zonen, sondern auch im Anfassen. Während das Muster leicht rau ist, ist die schwarze Oberfläche hart und glatt. Ich durfte den Matrix in Größe 30 und 32 jeweils in der closed Back Variante testen. In meinen bisherigen Anzügen von anderen Herstellern war ich immer eine 30 (28 ging auch aber mega eng und 32 fehlte das enge Wettkampffeeling). Auch beim Matrix sehen die beiden Anzüge so aus, als könnte ich hinein passen. Im Allgemeinen ist es eben ein Wettkampfanzug, der jetzt erst einmal keine großen Besonderheiten aufwirft. STOPP: DOCH!!! Hatte ich schon erwähnt, dass er glitzert? Der Anzug? Das schwarz-weiße Muster ist mit silbernen Glitzerfäden gespickt. Auch das goldene Markenemblem glänzt. Der Anzug wirkt einfach rein optisch sehr sehr edel. Für das Fehlen der Transporttasche gibt es für den ersten Eindruck einen Punkt Abzug — 9 von 10 Punkten.

     

    2. Das Anziehen

    Wer hat schon einmal einen Schwimmwettkampfanzug angezogen? Mein „erstes Mal“ war ein im Netz bestellter Anzug – und meine Maße passten perfekt auf die des Anzuges. Bis zu den Knien lief alles top… dann die ersten Zweifel: Wie soll ich da rein passen???? Ab dem Po dann die Erkentnis: da passe ich niemals rein! Maße nochmal checken — der muss passen!!! Nach 45 Minuten dann happy und nass geschwitzt in der Pelle drin gewesen! Fazit – ich muss meine Hände und Unterarme trainieren, damit ich das im Wettkampf überlebe. Den 32er ziehe ich zuerst an, bin ja schließlich so nach der Winterpause irgendwie gerade nicht so in Form. Schon beim Anziehen denke ich mir – ok entweder die haben es wirklich geschafft, das Anziehen viel leichter zu machen oder er ist zu groß. Nach zehn Minuten ohne Probleme bin ich drin. 

    Den 30er ziehe ich danach an. Hier kommt mir dann der Gedanke, dass der 32er einfach zu groß war. Millimeter für Millimeter geht es vorwärts, als „unerfahrener Anzugträger“ würde ich ab den Oberschenkeln aufgeben. Aber ich kenne das ja nur zu gut. Ist der Po erstmal drin und der Anzug über den Hüftknochen, bin ich drin. Mit 25 Minuten eine gute Zeit. Ob auch der 30er noch zu groß ist? 

    Allgemein ziehe ich meine Anzüge IMMER mit Handschuhen an. So kann ich erstens den Stoff besser greifen und zweitens muss ich mir über evtl. spitze Fingernägel keine Gedanken machen. Ich hatte zu jeder Zeit das Gefühl, dass der Matrix beim Anziehen gut mitarbeitet. Dort wo ich angesetzt habe zum Ziehen und Zubbeln war meistens tatsächlich eine verstärkte Stelle bzw. eine geklebte Naht.

    Keine Neuigkeiten beim Anziehen leider, trotzdem kann ich im Vergleich zu den bisherigen Modellen keine negativen Punkte feststellen — 10 von 10 Punkten.

    3. Sitz und Wohlbefinden

    In diesem Bereich werde ich weiterhin zwischen den einzelnen Größen differenzieren müssen. Das Erste, was mir sofort ins Auge bzw. in den Rücken springt, ist die Luft im Rücken. Beim 32er sehr deutlich, beim 30er ist es nur wenig. Im Lendenwirbelbereich finden die geschlossenen Anzüge leider bei mir nie Kontakt zum Körper. Das ist sehr schade, denn dort sammelt sich meist auch schnell Wasser. Den 32er würde ich tatsächlich so nicht schwimmen. Beim 30er ist der Abstand nur gering, so dass der Wasserdruck bzw. ein Unterdruck den Anzug wohl an den Körper saugen würde (mehr unter 4.) Beide Anzüge sitzen vom Oberschenkel bis zur Hüfte super angenehm. Der Größere natürlich nicht ganz so press, aber absolut im Rahmen. Die Abschlüsse am Oberschenkel schneiden bei keinem ein. Positiv fällt mir auf, dass es nicht diese Standard Silikonnaht am Abschluss ist, sondern eine zwar ihren Zweck tuende aber weitaus angenehmere Schicht. Ich könnte mir vorstellen, dass so das „Schwimmen mit umgeklappten Beinabschlüssen“ deutlich weniger wird. 

    Ebenfalls sehr positiv nehme ich bei beiden Anzügen den Abschluss um die Arme wahr. Bei Vergleichsmodellen habe ich immer das Gefühl gehabt, ich müsse den Anzug permanent zurecht rücken, „damit nichts raus fällt“. Der Matrix ist im Rippen- und Brust-Bereich angenehm weit geschnitten. Beim 32er ist klar – der Anzug ist mir zu groß, denn er schlägt unter der Brust Falten und ein Support fehlt hier gefühlt komplett. Der 30er ist perfekt. Keine Falten, genug Kompression, dass ich mich in dem Bereich nicht nackt fühle, aber ich kann sehr befreit atmen. Das war bisher immer ein Punkt, der bei denWettkampfanzügen negativ aufgefallen ist. Die hohe Kompression und das steife Material haben beim Atmen einfach nicht geholfen. Der Matrix gibt genau in dem Bereich genug Freiheit, so dass ich auch bei Trocken-Test Burpees frei atmen konnte. Bei beiden Anzügen hatte ich nicht ein Mal das Gefühl, den Anzug zurecht zubbeln zu müssen. Der Abschluss an den Armen ist also wirklich gut gelungen.

    Die Träger schneiden bei beiden Größen nicht merklich ein, halten jedoch alles an Ort und Stelle. 4 von 5 Punkten, wegen der Luft am Rücken.

    4. Schwimmgefühl (steht noch aus)

    Aufgrund der Corona Pandemie und der damit verbundenen Schließung der Schwimmhallen und der Tatsache, dass man solche Anzüge einfach nicht in 2m Becken bzw. im Freiwasser testet, fehlt der Wassertest leider komplett. Zu den Abperleigenschaften kann ich sagen, dass nach mehrmaligem Nassspritzen das Wasser sehr schön über den schwarzen Teil des Anzuges perlt. Nach einigen kurzen Sprüngen im Trockenen ist dieser Bereich sofort wieder trocken. Zu dem gemusterten Teil fällt mir diese Erkenntnis schwerer. Das Wasser scheint nahezu überhaupt keinen Kontakt zu diesen Bereichen herstellen zu können. Es fließt sofort ab. Dieses Experiment könnte auf sehr gute Gleiteigenschaften im Wasser schließen lassen. Wünschenswert wäre, dass das gemusterte Material evtl. Luft „aufnimmt“ um das Wasser so abfließen zu lassen. Hier könnte evtl. die Wasserlage unterstützt werden. 

    Es bleibt zu testen, wie sich diese Experimente und Theorien dann tatsächlich im Wasser bestätigen oder nicht. Zur Bewegungsfreiheit habe ich an Land sowohl etwas Zugseil als auch einige Burpees gemacht. Der Anzug liegt super am Körper und ermöglicht alles. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl irgendwo eingeschränkt zu sein, auch bei der Startposition nicht.

    Positiv:

    • Glitzer im Anzug
    • Abschlüsse an den Armen absolut sicher
    • Innenliegendes Material der Beinabschlüsse
    • Wasserabweisung im Landtest
    • Gute Angriffsmöglichkeiten beim Anziehen

    Negativ:

    • Luft beim closed Back im Rücken
    • Keine Transporttasche zum Schutz in der Wettkampftasche
    • Wenn der Anzug zu groß ist vermittelt er das Gefühl von wenig Support und Nacktheit im Oberkörper

     

     

    Matrix Aqua Speyer

    Fazit: 

    Die große Neuerung im Wettkampfbereich konnte ich leider an Land nicht feststellen. Kaufen würde ich den Anzug aufgrund seiner Optik und der super Passform im Brustbereich. Da die Eigenschaften im Wasser noch nicht getestet werden konnten, gibt es ja evtl. hier noch den ein oder anderen Punkt, der noch mehr ins Auge springt, als nur die oberflächlichen objektiven Punkte. 

    Der Praxistest im Wasser folgt im zweiten Teil.

    Mehr über Aqua Lung GmbH


    • 10/10
      Design - 10/10
    • 9/10
      Tragekomfort - 9/10
    • 10/10
      Anziehen - 10/10
    • 10/10
      Optik - 10/10
    • 9/10
      Haptik - 9/10
    9.6/10

    Summary

    Kaufen würde ich den Anzug aufgrund seiner Optik und der super Passform im Brustbereich.

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