Im Härtetest: Karacal von La Sportiva

Einen Laufschuh, insbesondere einen Trailrunning-Schuh sollte man ausschließlich vor dem Hintergrund seines Einsatzgebietes bewerten. So muss sich La Sportiva zwar vor dem Hintergrund als Bergportmarke und somit der Karacal als Trailrunning-Schuh bewerten lassen, doch sein Einsatzgebiet sind bei weitem nicht die anspruchsvollen Trails in der Bergwelt. Und so überzeugt der Karacal in erster Linie als ein äußerst bequemer Schuh, in dem man sich rundum wohl fühlt. Er ist ein äußerst gelungener Balanceakt zwischen „Recovery“-Schuh und einem bequemen Langstreckenrenner auf weniger anspruchsvollen Strecken.

Zunächst einmal – völlig abgesehen von seinem Einsatzgebiet – der Karacal glänzt durch ein äußerst stilvolles Auftreten. Er könnte gut und gerne als Lifestyle-Sneaker im Büro oder auf offiziellen Anlässen in Konkurrenz treten und hätte ganz hervorragende Chancen, die Blicke auf sich zu ziehen. Italienisch edel und stylish mit dem Hang zum Understatement, der erste Blick lässt sich schnell überzeugen von diesem edlen Treffer.

Taucht man ein in den Schuh, ist man angekommen. Jedenfalls dort, wo man sich absolut wohl fühlt. Das Platzangebot ist großräumig ausgelegt, die Schnürung schmiegt sich mit dem Obermaterial angenehm an den Fuß. Die ersten Schritte, weich und federnd und doch mit dem nötigen Kontakt zum Boden. Es ist fast ein bisschen wie ein Dahinschweben und mit diesen ersten Schritten verfestigt bereits der Eindruck, hier einen echten Allrounder an den Füßen zu haben.

Kehren wir zurück zum La Sportiva Ursprung – auf die Trails. Die ersten Laufmeter sind bei jedem neuen Schuh ungewohnt. Zunächst weiß man nicht so recht, wie sich der Karacal im Gelände verhalten wird. Die ersten Meter laufen sich etwas schwammig und fast bereue ich es schon, den Neuling nicht zunächst einmal einer Inspektion beim Streifzug über Wiesen und Wälder ohne Laufgeschwindigkeit unterzogen zu haben. Doch nach und nach stellt es sich deutlich heraus, das Gefühl für den richtigen Umgang mit dem Karacal und für das optimale Terrain für den Schuh.

Auf Waldwegen und überschaubaren Trails macht sich der Karacal auch als Laufschuh ganz ausgezeichnet. Im Rückfußbereich solide und komfortabel gedämpft, lässt er ab dem Mittelfuß den Untergrund so gut spüren, dass man weiß, wie der Untergrund geschaffen ist. Bergauf ein solider Kämpfer und bergab dynamischer als ich es ihm auf den ersten Metern zugetraut hätte. Im mittleren Tempo, wenn man die Gedanken fließen lassen möchte, vergehen die Laufminuten und Kilometer wie im Flug. Auch zügiges Tempo kann der Karacal, doch dafür ist er aufgrund seines Komforts schlichtweg nicht in erster Linie ausgelegt.

Sein Einsatzgebiet sind also nicht die anspruchsvollen Trails im alpinen Gelände, nein, dafür hat La Sportiva ganz andere Kollegen im Angebot. Auf Waldwegen, überschaubaren Trails und vor allem auf längeren Strecken im langsamen oder mittlerem Tempobereich macht der Karacal als Laufschuh Spaß. Für Fans der Marke ist er natürlich auch als Wohlfühlen- oder – neudeutsch – Recovery-Schuh bestens geeignet. Als ein solcher dürfte er auch in Sachen Style die Blicke der Trailrunning-Gemeinde auf sich ziehen. 

Fazit:
Der Karacal ist ein Schuh, in dem man sich rundum wohlfühlt. Er ist ein solider Trailrunning-Schuh, mit dem die Zeit völlig unwichtig wird und einfach verfliegt. Als Wohlfühl-Schuh kann man kaum einen besseren Zeitgenossen finden. Der Karacal ist vielseitig einsetzbar, nur auf den anspruchsvollen, alpinen Trails hat er nichts verloren. Das allerdings sei auch einer Bergsportschuhmarke erlaubt.