Horst Reichel gehört zu den Ausdauersportlern, der nicht nur mit seinen Leistungen im Triathlon glänzt, sondern der seinen Sport mit seiner ruhigen Art und seiner gesunden Selbstwahrnehmung unglaublich sympathisch und klar verkörpert.

    Das mag daran liegen, dass Horst weiß, wo seine Wurzeln sind und diesen auch treu geblieben ist. 1982 im hessischen Darmstadt geboren, aufgewachsen im benachbarten Pfungstadt und jetzt wieder mit Wohnsitz in Darmstadt könnte man meinen, Horst hätte nie über den Tellerrand geschaut. Doch weit gefehlt: Horst ist weltoffen und eben heimatverbunden, was wahrscheinlich der Grund dafür ist, dass Horst so geerdet ist. Starallüren sind bei Horst eine Fehlanzeige und das macht ihn zum Vorbild nicht nur für jugendliche Nachwuchsathleten.

    Schwimmen, das kennt Horst seit seinem 4. Lebensjahr. Gemeinsam mit seiner Schwester trat er dem örtlichen Schwimmverein bei und fand sehr schnell so viel Gefallen daran, dass er dort mit dem Leistungsschwimmen begann. Dem Wasser blieb er dann auch treu, bis er als 12-Jähriger über das Schwimmen zum Triathlon kam. Beim Vereinstraining lag im Hallenbad ein Flyer für den Bürgerpark Triathlon in Darmstadt und Horst nahm ihn mit nach Hause und kündigte an, dass er dabei sein wollte.

    So wurden beim örtlichen Sportfachhändler Laufschuhe gekauft und man traf auf den Mann, der dann direkt die Förderung von Horst übernahm: Ralf Ebli, derzeitiger Chefbundestrainer der Deutschen Triathlon Union. Ralf Elbi erkannte Horst’s Talent für alle drei Disziplinen, Horst entdeckte die Begeisterung für dieselben und der Weg für einen erfolgreichen Triathleten war bereitet. Der TuS Griesheim und Ralf Ebli verhalfen Horst mit ihrer sehr guten Nachwuchsarbeit zu schnellen Fortschritten und so war Horst mit 15 Jahren bereits im Hessenkader und nur ein Jahr später im D/C-Kader. Den Sprung in den Nationalkader hat der sympathische Triathlet leider nie geschafft. Wie er selbst analysiert, war die Konkurrenz in seinem Jahrgang einfach zu groß. Dies waren beispielsweise Jan Frodeno, Steffen Justus oder der spätere U23 Weltmeister Sebastian Dehmer, um nur ein paar bekannte Namen zu nennen.

    Horst kehrte nun aber nicht etwa frustriert dem sportlichen Dreikampf den Rücken zu, er trainierte weiter, hatte Spaß am Sport und machte sein Abitur, danach ein Studium für Lehramt im Gymnasialbereich für Geschichte und Sport und war als Leistungsträger fester Bestandteil der Triathlon Bundesliga Mannschaft des TuS Griesheim. Doch wer kann sich schon der Faszination Ironman Hawaii entziehen? Auch Horst verfolgte das Rennen schon seit seiner Jugend immer mit dem Gedanken, dort einmal die Ziellinie zu überqueren. Und um diesen Gedanken in die Realität umzuwandeln, beschloss der Hesse mit Mitte Zwanzig von der Kurz- auf die Langdistanz zu wechseln. Trainer Ralf Ebli begleitete auch diesen Schritt von Horst und 2009 startete er bei seinem ersten Langdistanzrennen, dem Ironman Switzerland. Doch dies verlief ganz anders als der Triathlet es sich erhofft hatte. Beim Schwimmen noch ganz vorne dabei, brachte ein Raddefekt ihn aus dem Konzept oder wie Horst es selbst formuliert: „Ich habe meine Seele beim Radfahren gelassen“ und so kam er von Krämpfen geplagt irgendwie mit einer Zeit von 9:30 Stunden ins Ziel. Die Enttäuschung war riesig. Ein weiterer Start im selben Jahr beim Ironman Florida brachte ihm aufgrund einer Viruserkrankung ein DNF.

    Tief enttäuscht kehrte Horst diese negativen Gefühle um und genau das zeichnet einen Athleten wie Horst aus. So gelang ihm bei der Challenge Barcelona 2010 voll motiviert und in bester Form mit Platz 2 sein wohlverdienter Durchbruch auf der Langdistanz. Dieser Moment auf dem Treppchen, einer der emotionalsten in Horst’s Sportlerkarriere. Er glaubte zu Recht an sein Potential und fasste den Entschluss, Triathlon als Vollprofi zu betreiben. Als Profi war Horst auch schon auf der Kurzdistanz gestartet, aber der letztendliche Wechsel ins Profilager war dennoch kein kleiner Schritt. Aber dies war definitiv der richtige Schritt, denn Horst fand Sponsoren und schon bald sein Team, damals unter dem Namen „Power Horse“, zwischenzeitlich mit gleichen Athleten mit neuen Sponsoren wie Mercedes, Stada, X-BIONIC und weiteren. Den guten Zweck hinter dem Team verdeutlicht der Name „Sport for Good„, eine Stiftung von Laureus auf die das Team mit seinen sportlichen Auftritten aufmerksam machen möchte. Und wie der Name schon sagt engagieren sich auch die Athleten selbst für den guten Zweck, genauer gesagt für Sportprojekte für Kinder in sozial schwachen Gebieten. Innerhalb des Teams organisiert jeder Athlet sein Training für sich, jeder hat seinen eigenen Trainer. Dennoch stehen die Teammitglieder in einer engen Verbindung. So wie viele Top-Athleten aus dem Triathlonsport. Horst berichtet von einem unkomplizierten Umgang untereinander. Über soziale Netzwerke tauscht man sich aus, findet in immer wieder neuen Trainingsgruppen zusammen, schließt somit phasenweise Bündnisse und hält losen Kontakt zueinander. Doch Horst trainiert auch sehr gerne allein, genießt die Natur und lässt den Gedanken freien Lauf.

    ©Anton Lemkuhl

    Dass neue Menschen beim Training neue Akzente setzen können, ist auch für den Trainer zutreffend. 2013 lernte Horst seinen jetzigen Trainer, den Dänen Michael Krüger über einen Triathlonkollegen kennen. Für Horst war es zu diesem Zeitpunkt einfach wichtig und richtig nach fünf Jahren frischen Wind in sein Training zu bringen. Natürlich war die Umstellung zunächst gewöhnungsbedürftig, war Ralf Ebli quasi um die Ecke und Michael Krüger in Kopenhagen weit entfernt. Doch dank moderner Kommunikationstechniken wie Skype und Facetime entstand schnell ein enger Kontakt mit dem neuen Trainer, mit Ralf Ebli ist Horst aber immer noch freundschaftlich verbunden. Einmal im Jahr treffen alle Athleten die von Michael Krüger betreut werden für zwei Wochen beim Skilanglauf aufeinander. Das ist ein besonderer Ausflug, wie Horst berichtet. Ansonsten erhält Horst wöchentlich einen Plan mit zwischen fünfzehn und vierzig Trainingsstunden, auf dem jede Trainingseinheit von ihm in einer Skala bewertet wird und sich somit das Training feiner und genauer steuern lässt. Einen Mentalcoach, wie viele Athleten ihn heute haben, hat Horst nicht. Er ist ehrgeizig, ohne Verbissenheit, nimmt die Konkurrenz als Ansporn, hat seine Ziele im Fokus und kann sich somit für jede Trainingseinheit motivieren, um dann das Sahnehäubchen im Wettkampf ganz oben drauf zu setzen. Trainingsfreie Tage gibt es während der Saison so gut wie nie, sonst wird Horst nach eigenen Aussagen träge. Nach einer Langdistanz allerdings oder im Urlaub, da geht es dann mal lockerer zu. Ganz ohne Bewegung geht aber nicht, denn der Triathlet will den Motor nicht zum Stillstand bringen. Aktive Erholung nennt er das und meint damit Wandern, Klettern oder Mountainbike fahren. Die Passion für die Bewegung in der freien Natur kommt eben immer wieder durch, nicht nur beim Triathlon.

    ©Karsten Taeschner

    Mit neuem Trainer gelang Horst 2014 der Traum vom Sieg eines Ironman Rennens, denn er überquerte am 16. August in 8:13:01 Stunden als erster die Ziellinie im schwedischen Kalmar. Diese Emotionen zu beschreiben ist fast unmöglich, eben ein Gefühl für die Ewigkeit, der wohlverdiente Lohn harter Arbeit.

    So hoch der Flug beim Ironman Sieg, so tief der Fall in Jahr darauf. 2015 war nach Aussage des ruhigen Athleten eine komplett verkorkste Saison. Doch er ließ sich nicht entmutigen, sondern analysierte die vermeintlichen Fehler um daraus zu lernen. Horst ließ sich Anfang 2015 zu einem Höhentraining verleiten und das war wohl der Fehler aller Fehler, denn sein Körper reagierte auf die Höhe alles andere als gut und der Stoffwechsel wollte einfach nicht mehr richtig in die Spur kommen. Da konnte auch die Leistungsdiagnostik bei iQ athletik nicht weiterhelfen, außer mit der Bestätigung, dass der Körper einfach komplett ausgelaugt war. Leistungsdiagnostik ist auch für Horst ein wichtiger Bestandteil seines Athletendaseins, aber er gehört zu den Menschen, die das Körpergefühl nicht verloren haben und dies als sehr wichtig erachten. Zum Körpergefühl und allgemeinen Wohlbefinden gehört natürlich auch die Ernährung. Da setzt der ausgeglichene Sportler auf ebensolche Kost, nämlich eine gute Mischung aus hochwertigen Fetten, komplexen Kohlehydraten und Eiweiß. Herrlich normal und genau das macht Horst absolut sympathisch.

    2016 geht Horst voll motiviert in die Saison, ist letztlich froh, dass er 2015 hinter sich gelassen hat. Eine exakte Wettkampfplanung gibt es noch nicht, aber die Deutschen Meisterschaften im Rahmen der Challenge Heilbronn und der Heinerman in Darmstadt sind gesetzt. 2017 liebäugelt der Hesse mit Hawaii, soviel hat er schon verraten. Horst genießt nach eigenen Aussagen sein Sportlerdasein, nimmt alle tollen Erlebnisse mit, hat Spaß am Triathlon und er nutzt seine Zeit, denn die ist in diesem Job begrenzt. Nebenbei coacht Horst noch einige Athleten und hält ab und zu Motivationsvorträge. Doch Horst hat auch eine klare Vorstellung davon, was ist, wenn er nicht mehr als Triathlet seine Brötchen verdienen kann: Dann möchte er genau in dem Beruf arbeiten, den er auch studiert hat, nämlich als Lehrer. Einige Zeit werden die Schüler noch auf Horst warten müssen, denn er steht mitten drin im Kreisel der Triathleten und man wünscht dem sympathischen Mann, dass er noch lange Erfolge feiern kann.horst-reichel.com

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