Vor neun Jahren starteten 380 Läufer:innen auf den Strecken rund um den Großglockner, heute sind es fünf Mal so viele. Eigentlich erstaunlich, denn der Veranstalter verspricht nicht zu wenig, wenn er darauf hinweist, dass es sich um technisch sehr anspruchsvolle Strecken handelt. Mich jedenfalls brachte der Großglockner Trail an meine Grenzen. Und nicht nur mich, denn auch andere erfahrene Trailrunner:innen hatten auf dieser Strecke ihre ganz eigenen kleinen und großen Hürden zu nehmen. Wie auch die tags zuvor gestarteten Läuferinnen und Läufer über die 35 Kilometer-Strecke. Eindrucksvoll Zeuge von dem Zieleinlauf des Dynafit Athleten Hannes Namberger zu werden, der nach seinem dritten Triumph beim Lavaredo Ultratrail vor drei Wochen die kürzeste Strecke überzeugend gewinnen konnte und auch hier in Kaprun mit einem breiten Lächeln ins Ziel gelaufen ist.
Den Start der Ultratrail-Athleten am Freitagabend im Zentrum Kapruns habe ich mir wohlweislich geschenkt. Um 4:00 Uhr am Samstagmorgen klingelt der Wecker, um 5:00 Uhr verschlafen den Shuttle geentert und in Kals die Zeit bis zum Start um 7:30 Uhr mit Laufkolleg:innen in der Warteschlange an der Toillette verbracht. Bei uns allen lag die Spannung spürbar in der Luft. Schließlich ein letztes Shake-Hands und endlich werden wir auf die Strecke geschickt. Imposant an diesem noch recht kühlen Morgen schon jetzt die Kulisse. Die Höhenzüge um uns herum im aufgehenden Sonnenlicht in einem satten grün, dahinter schroffe Zacken der höchsten Gipfel. Was mag da heute auf uns zukommen?
Das Kaiserwetter mit Sonnenschein pur und heißen Temperaturen sorgt für eine echte Hitzeschlacht. 10 Prozent Asphaltanteil gibt der Veranstalter in seiner Streckenbeschreibung an, was kaum zu beschreiben, sondern ausschließlich erfahrbar ist, ist das zum Teil schwer zugängliche Gelände: das steile Schneefeld, das auf den Bildern viel weniger spektakulär aussieht, anspruchsvolle Anstiege, rasante Downhills, All das macht deutlich, dass die Streckenbeschreibung des Veranstalters keinesfalls übertrieben ist. Der macht übrigens einen ganz hervorragenden Job: Die Strecke ist deutlich und sehr gut markiert, die Verpflegungsstationen gut bestückt und die 140 Bergretter:innen, die entlang der Strecke für die Sicherheit sorgen, haben immer ein freundliches Wort auf den Lippen, motivieren, feuern an und haben das richtige Auge für schwierige Situationen von Läufer:innen. Und davon gab es einige.
Jede Schweißperle lohnt sich zu vergießen, denn das, was die Natur beim GGUT zu bieten hat, ist einfach einzigartig und schön. Ich kann mich einfach nicht satt sehen, egal wie schwierig die Strecke ist und wie mühsam das Fortkommen. Jeder Zentimeter lohnt sich und mehr als einmal spüre ich einfach Gänsehaut ob der Schönheit der Ausblicke. Vier Verpflegungsstellen beim GGT 55, von denen eine reine Getränkestation ist, sind nicht gerade opulent zu nennen und sind ebenfalls ein Garant für die Härte der Strecke. Autonomie heißt beim GGT 55 wirklich Autonomie.
Die ersten Höhenmeter gehen noch recht flockig hinauf, aber spätestens beim Abstieg zum Glocknerhaus und wieder hinauf zur Pfandlscharte wird es sehr anspruchsvoll und die Körner in den Beinen immer weniger. Ich frage mich schon seit Kilometer 10, wie ich die Strecke überhaupt bewältigen soll, aber irgendwie machen mir die sehr schmalen Wege mit den Blicken in den Abgrund oder die seilversicherten Kletterpassagen gar nicht so viel aus.
Mühsam erkämpfte Entspannung stellt sich nach 28 Kilometern auf dem Schotterweg zurück Richtung Kaprun ein, aber Halt! Da gilt es ja noch einmal 1000 Höhenmeter zum Schluss zu bewältigen. Von der letzten Verpflegungsstation in Fusch sind es zwar nur noch 14 Kilometer, aber die haben es in sich. Die Blicke auf die Uhr machen das Bezwingen der Höhenmeter nicht einfacher und die trügerische Hoffnung, endlich in einen entspannteren Schritt übergehen zu können, ist eben einfach nur trügerisch. Es geht immer wieder steil berghoch und die kurzen Passagen über breite Schotterwege fühlen sich an, als wenn uns die Natur doch nur zeigen will, wie klein wir Menschen eigentlich sind. Endlich oben, endlich verfalle ich wieder in einen Laufschritt, der Trubel im Ziel ist deutlich zu hören hier oben, aber der verstummt viel zu schnell. Selbst auf den letzten 3 Kilometern von entspanntem Laufen und Vorfreude keine Spur.
Der Downhill Richtung Kaprun und zum Ziel ist noch einmal ein technisches Meisterstück, auf dem man einfach fluchen muss. Während ich in diesem mittlerweile dunklen Waldstück mühsam einen Fuß vor den anderen setze, erleuchten erste Blitze das Gebirge um Kaprun herum. Auch das noch! Aber ich habe Glück und komme kurz vor dem heftigen Gewitter ins Ziel, im Gegensatz zu den zumeist noch 110 Kilometer-Teilnehmer:innen, die für die große Runde länger als 24 Stunden brauchen. Hier hätte der Wettergott durchaus noch ein Erbarmen haben und das Gewitter erst mit dem letzten Finisher vom Himmel losschicken können. Sie hätten es noch mehr verdient als ich, denn der Großglockner Ultratrail ist noch einmal eine ganz andere Hausnummer.
Der GGT 55 hat mir viele Steine in den Weg gelegt – und das im wahrsten Sinne des Wortes – aber am Ende habe ich mit viel Mühe und vielen Kämpfen mit mir selbst das Ziel erreicht. Aber die Mühe wurde durch fantastische Panoramen und Ausblicke, die sich auf ewig einbrennen und eine unglaublich vielfältige Landschaft belohnt. Und natürlich auch durch die Medaille im Ziel. Auf dem Papier sieht das Ganze gar nicht so spektakulär aus, aber die Realität zeigt sich von einer anderen Seite. Der Großglockner Trail ist eines der schwierigsten Rennen im Trailrunning-Zirkus, und genau deswegen ist von Stunde null auch Dynafit als Partner dabei. Aber er ist eben auch eines der landschaftlich schönsten Rennen, die man absolvieren kann. Der Großglockner Ultratrail lässt kaum Schwächen oder unkonzentrierte Momente zu. Man darf keine Angst vor Schneefeldern mitbringen, man sollte absolut trittfest und schwindelfrei sein und man braucht jede Menge Biss, um nicht zu scheitern. Dann wird dieser Lauf zu einem der schönsten Erlebnisse, die man sich wünschen kann.
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