Wer unter dem Titel einen spannungsgeladenen Tanz in den höchsten Bergen der Welt am seidenen Faden des Lebens erwartet, ist mit der Lektüre des Buches von Tamara Lunger nicht gut beraten.

    Dass der Tod zum Leben dazu gehört und Bergsteiger sicherlich ein höheres Risiko eingehen als Büroangestellte, ist kein großes Geheimnis. Doch „Meine Glückseligkeit an der Grenze zum Tod“ ist alles andere als ein Buch über das Spiel mit dem Tod. Vielmehr ist es genau das Gegenteil.

    Es ist ein lebensbejahendes Buch, ein kompromissloses Buch, ein Glaubensbekenntnis und ein Buch, das von der Freiheit und der Liebe zu den Bergen und zum Sport handelt. Dabei ist die tief verwurzelte Liebe zur Familie mindestens genauso wichtig wie das Vertrauen, auch zum engsten Freundeskreis.

    Tamara Lunger erzählt in aller Offenheit und Kompromisslosigkeit ihre Geschichte. Vom Hänseln in der Kindheit, weil die Lungers eben schon immer anders waren als alle anderen, von der Sportbessenheit des Vaters, den die komplette Familie bei seinen Ausflügen unterstützt und begleitet hat, von Werten wie Glauben, Vertrauen und Liebe, von Niederschlägen genauso wie von einer steilen Sportlerinnenkarriere, die im Erklimmen der höchsten Berge der Welt gipfelt. Wenn Tamara Lunger davon erzählt, dass sie im Basislager am Fuße des Nanga Parbats ihre Mutter um das Befragen des Pendel bittet, werden das viele Menschen und vielleicht auch Leser als irre Marotte abtun. Vielleicht genauso wie Tamaras tiefe Liebe zu den Bergen oder zu Gott und/oder Jesus. Doch genau diese kompromisslose Ehrlichkeit macht das Buch aus und gewährt tiefe Einblicke in die Seele einer der weltweit erfolgreichsten Bergsteigerinnen und Sportlerinnen.

    Foto: Tamara Lunger

    Ganz nebenbei vermittelt das Buch gleichsam tiefe Einblicke in das Leben von Bergsteigern, zum Beispiel was es heißt, Zeit in einem Basislager zu verbringen und auf den geeigneten Moment zum Sturm auf den Gipfel zu warten. Mit welcher logistischen Unterstützung gearbeitet wird und natürlich was es heißt, tiefe Qualen zu erleiden, um den Traum vom Gipfelglück erleben zu dürfen. Ja, hier spielt auch der schmale Grat zwischen Leben und Tod eine große Rolle , denn ein Achttausender verzeiht keine Fehler. Das Leben hängt an einem seidenen Faden, wie Tamara Lunger am Nanga Parbat selbst erfahren muss. Doch rechtfertigt alleine dieses Erlebnis den Titel des Buches?

    Foto: Tamara Lunger

    Jedenfalls werden die Leser von „Meine Glückseligkeit an der Grenze zum Tod“ mit einer schonungslosen Offenheit und vielen tiefen Eindrücken ins Seeleben der Tamara Lunger belohnt. Zahlreiche Bilder runden das Gesamtwerk ab, das ein Eintauchen in die Faszination der Berge, der Welt des Sports, des Glaubens und der Liebe und der Hoffnung offenbart. Der Leser taucht In eine Welt ein, in der es zwar auch um Leistung und Erfolg geht, allerdings fernab von Kommerz, Karriere und Selbstdarstellung. Möchte man sich darauf einlassen, wird man reich beschenkt.

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