Alexander Rohleder (Text) und Carsten Brake (Fotos) folgten dem mittlerweile legendären Ruf von Lady Grey und damit nicht einer zwielichtigen Dame, sondern dem eines der weltweit härtesten Sky Runs nach Afrika, genauer gesagt nach Südafrika. Die beiden erfahrenen Trailrunner gerieten auf eine neue Art und Weise an ihre Grenzen, wussten diese zu überwinden, sich den Gegebenheiten anzupassen und konnten sich am Ende ihres Abenteuers SkyRunner nennen. Ein Erlebnis für alle Abenteurer, die das Besondere lieben.

    Überraschung! Anders als bei anderen Rennen dröhnt kein „Highway to Hell“ aus den Lautsprechern im Startbereich. Eine ungewohnte Stille herrscht. Michel de Haast, der Kopf von Pure Adventures und somit der Organisator des Sky Run, fordert zum gemeinsamen Gebet auf. Gänsehautstimmung. Nach einem gemeinsamen „Amen“ fällt pünktlich um 4:00 Uhr am Samstagmorgen des 21. Novembers 2015 der Startschuss zur 19. Auflage dieses Abenteuers. Es geht gleich ordentlich zur Sache. Auf knapp 10 Kilometern werden die ersten 1000 Höhenmeter der insgesamt 3000 bzw. 5000 je nach gewählter Distanz abgerufen.

    Der SkyRun, im südafrikanischen Witteberg Bergmasiv nahe der Südgrenze zu Lesotho, ist das absolute Maß aller Trailrunning Abenteuer. Angeboten werden zwei Distanzen: der 100K sowie einer leicht abgespeckten, aber deshalb nicht weniger anspruchsvollen Herausforderung, der 65K. Beide verlaufen bis zur Bezwingung der sogenannten „Wall“ auf dem gleichen Streckenprofil. Gefühlte 101 Prozent weglos auf einer Höhe zwischen 2400 bzw. 2600 Meter über dem Meerespiegel, in absoluter Einsamkeit! Du bist einzig auf dich selbst angewiesen. Es gibt keine Streckenmarkierungen! Keine Verpflegung, kein Wasser. Du selbst bist für die Navigation zu den einzelnen Kontrollpunkten mit so martialischen Namen wie „Tower“, „Olympus“,“Snowden“ oder „Balloch“, sowie für deine Versorgung mit den notwendigen Kalorien verantwortlich. Am Start müssen unter anderem mindestens 3 Liter Flüssigkeit im Gepäck nachgewiesen werden.

    Unterwegs wechseln sich anspruchsvolle Felspassagen mit unwegsamen Gebirgswiesen ab. Kein Schritt gleicht dem anderen. Der Versuch die Durchschnittsgeschwindigkeit zu erhöhen ist kräftezehrend und gefährlich. Stetig abwechselnd hastet der Blick zwischen dem GPS (bin ich noch Nahe der Tracklinie), dem Bereich vor den Füßen (nur keine Schlange übersehen oder womöglich ein Umknicken provozieren) und der mutmaßlichen am besten geeigneten Ideallinie zur Zielrichtung. Unzählige Male müssen mannshohe, rostige Stacheldrahtzäune überwunden werden. Die gute Nachricht: auch hier macht Übung den Meister! Nach der ca. zehnten Stacheldrahtpassage schleicht sich eine gewisse Routine mit einer einhergehenden Eleganz bei der Bezwingung dieser Hindernisse ein. Und dann: Regen, Hagel, Schneesturm, extreme Windböen auf dem Grad des Dragons Neck wechseln sich mit herrlichstem Sonnenschein ab.

    Auf einmal ist es Nacht – und dein einziger Fixpunkt ist die Tracklinie (die nur eine Empfehlung darstellt) auf dem GPS der du versuchst im kargen Lichtkegel deiner Stirnlampe zu folgen. Grausam, da es wie beschrieben keinerlei Trampelpfade oder ähnliche Orientierungspunkte gibt. Dieses Rennen verändert alles. Die Emotionen fahren 14, 20, 30 oder mehr Stunden Achterbahn. Irgendwann bist du einfach nur noch voller Demut dankbar: dankbar das du den Abstieg ohne Verletzungen überstanden hast, dankbar das du dir beim Überwinden einer der unzähligen Stacheldrahtzäune nur die Gore-Tex Regenhose zerrissen hast und nicht die Oberschenkel, dankbar, dass dich keine der extrem aggressiven Windböen vom Grat geweht hat, dankbar, dass du von irgendwo her Stimmen hörst und weißt das da noch andere sein müssen, dankbar einen Mitläufer gefunden zu haben, der mit dir ein Stück des Abenteuers teilt, auch wenn eine Kommunikation wegen des südafrikanischen Dialekts eher bei einer nonverbalen Gesprächsform bleibt.

    Du verstehst plötzlich warum bei dem zweiten Checkpoint „Olympus“ die Pflichtausrüstung (3 Liter Flüssigkeit, Energieriegel, Regenjacke mit Kapuze, lange Hose, Thermoshirt, Handschuhe, Mütze und und und) akribisch überprüft wird, du wirst jedes Teil brauchen! Hast Du das Ziel erreicht wirst du gefeiert. Egal welche Distanz du gelaufen bist oder welche Zeit du benötigt hast. Das ist alles eher drittrangig. Du bist angekommen! Du bist ab sofort ein SkyRunner! Du bist auf jeden Fall nicht mehr der, der du noch am Start warst. Prädikat Großartig.

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