„Der Swiss Irontrail wird in seiner vierten Austragung brillieren“, lautete die etwas vollmundige Ankündigung des OK-Chefs Andrea Tuffli von Tuffli Events im Vorfeld des 4. Swiss Irontrail.
Seit seiner Premiere haben die Organisatoren immer wieder einige Änderungen und erforderliche Optimierungen vorgenommen. Insbesondere die Sonderwertung im Rahmen der Königsstrecke über 200 Kilometer und die damit verbundenen Möglichkeiten das Rennen mit einer offiziellen Wertung zu beenden, soll die Langstreckenläufer ermutigen, sich für den T201 anzumelden. Insgesamt verzeichnete der Event in diesem Jahr nach offiziellen Angaben insgesamt über 1.000 Teilnehmer, gut 200 aus 40 Nationen versuchten sich vom 13. bis zum 15. August am T201. Die versprochene Brillianz blieb trotz vorzüglicher Verpflegung, der faszinierenden Impressionen und einer insgesamt befriedigenden Streckenmarkierung allerdings auch in diesem Jahr auf der Strecke.
Strecke, Km 67 Freitagmorgen 00:30 Uhr
Jonas Hand auf dem schmerzenden und in Sekundenschnelle anschwellendes Fußgelenk tut gut. Vielleicht auch einfach wegen der tröstenden Worte: „Ich bitte unseren Herrn und lieben Gott um schnelle Genesung für Haralds Fuß und danke Dir von Herzen, wenn Du ihm schnell hilfst, dass er möglichst schnell wieder laufen kann“. Jonas wird für die rund zwei Kilometer Downhill zur Verpflegungsstelle nach Pontresina vielleicht 15 Minuten benötigen. Ich brauche 35 Minuten und bin ihm, auch als Jonas mich verlässt, sehr dankbar. Zu diesem Zeitpunkt weiß ich allerdings noch nicht, dass mir in den nächsten Stunden von vielen Seiten Hilfe zuteil werden wird, nur nicht von der Organisation des Swiss Irontrail.
Der lange Weg vom Rohdiamant zum Juwel
1.) Mangelnde Begeisterung
Zweifelsohne hat der Swiss Irontrail das Zeug zu einem echten Juwel. Das liegt alleine schon am Austragungsort Davos und in der Graubündner Bergwelt begründet. Im Vergleich zu anderen großen europäischen Rennen fehlt dem Swiss Irontrail nach wie vor der Feinschliff zum Juwel. Die Begeisterung in Davos für dieses sportliche Großereignis hält sich in einem äußerst überschaubarem Rahmen. Als Teilnehmer beim T201 dominiert das Gefühl, dass die Veranstaltung unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet. Begeisterung bei Einheimischen oder Touristen sucht man vergeblich, viele haben von dem Swiss Irontrail keine Kenntnis genommen. Beim Vergleich mit Ultratrail-Hochburgen wie Chamonix, Courmayeur, Cortina d´Ámpezzo oder Ordino hinkt Davos leider weit hinterher.
2.) Der Sicherheitsaspekt
Hat man in den vergangenen Jahren zahlreiche Verbesserungen vor allem bezüglich der Streckenmarkierung vorgenommen, hapert es vor allem beim Thema Service und Sicherheit, um als europäisches Top-Rennen zur Gänze zu überzeugen. Anspruch und Wirklichkeit liegen noch auseinander und das obwohl der SIT mit Mammut als Presenting Partner eine Marke zur Seite hat, dessen Expertise eben nicht nur der Berg-, Outdoor- und Trailrunning-Sport ist, sondern explizit gerade das Thema Sicherheit. Auch wenn das OK-Team mit der 2015er Edition eine ausreichende Kennzeichnung der Strecke abgeliefert hat, Perfektion sieht dennoch anders aus. Signifikante Markierungen in überschaubaren Abständen zum Beispiel in Form von Pfeilen oder Punkten zur 100prozentigen Sicherheit und Orientierung der Teilnehmer blieben auch mit der diesjährigen Austragung Wunschdenken. Außerhalb der sieben Verpflegungsstellen mit Sanitätsdienst sind die freiwilligen Helfer an den einzelnen Verpflegungsstellen nicht einmal mit dem notwendigsten der ersten Hilfe ausgestattet. Bei ernsthaften Verletzungen bleibt ausschließlich der SOS Notruf des sogenannten Trackers. Bei Blessuren, die nicht existenziell bedrohlich sind, ein Weiterlaufen aber unmöglich machen, ist man auf sich alleine gestellt oder auf die Hilfe seiner Mitläufer angewiesen.
3.) Rücktransport gleich Eigenverantwortung
Als Transportpartner der Veranstaltung fungiert die Rätsche Eisenbahn, mit der von den meisten Punkten der Strecke Start- und Zielort Davos erreichbar ist. Während es andere Veranstalter schaffen, einen Rücktransport der Teilnehmer zu nahezu jeder Zeit zu organisieren, setzt Tuffli Events hier eine deutliche Grenze. Strandet man beispielsweise mitten in der Nacht aufgrund von Erschöpfung, oder schlimmer noch, Verletzung an einem kleineren Kontrollpunkt, sind überdimensionale Warte- und Transportzeiten einzukalkulieren. Seitens der offiziellen Informations-Rufnumer erfährt man als Teilnehmer bloßes Schulterzucken, die oftmals freiwilligen Helfer an den Verpflegungsstellen sind mit Ausnahmesituationen schlichtweg überfordert und werden seitens der Organisation weitestgehend im Regen stehen gelassen. Dass diese die falsche Adresse für Unmutsbekundungen der Teilnehmer sind, wissen zum Glück die meisten der Läuferinnen und Läufer. Dass ein organisierter Rücktransport und eine medizinische Basisversorgung auch an kleinen Verpflegungspunkten kein unmögliches Unterfangen ist, zeigen die Organisatoren des UTMB oder des Tor des Geants. Die Unterschrift und die damit verbundene Anerkennung des Reglements sind zumindest bei Verletzungen kein ausreichender Grund für ausbleibende Hilfe.
4.) Streckenposten Mangelware
Bergführer, Sanitäter oder Streckenposten an schwierigen Aufstiegen oder Downhill-Passagen erwartet man beim Swiss Irontrail vergeblich. Bei kleineren Blessuren ist Selbsthilfe gefordert und das zur Pflichtausrüstung gehörenden Erste-Hilfe-Set bekommt plötzlich eine tragende Bedeutung. Wie weit die Rettungswege im Ernstfall oder im weniger ernsten Fall sind, hat die Veranstaltung bis heute zum Glück nicht unter Beweis stellen müssen. Nicht nur in Sachen Sicherheit hat der Swiss Irontrail nach wie vor Nachholbedarf. Obschon Tuffli Events mit Mammut einen Partner an der Seite hat, der weiß, wie Sicherheit am Berg geht.
5.) Brilliant-Potential
Der Swiss Irontrail lebt von einer wunderschönen Kulisse, von seinen vielen, aufopferungsvollen freiwilligen Helfer, die zum Teil Stunden an der Verpflegungsstationen verbringen und den Teilnehmern versuchen, die Wünsche von den Augen abzulesen. Nicht zuletzt lebt der Swiss Irontrail von seinen faszinierenden und zum Teil sehr anspruchsvollen Strecken, aber mindestens genau so von seinen internationalen Teilnehmern, die sich gegenseitig motivieren und viel wichtiger noch, helfen! Es bleibt zu hoffen, dass Tuffli Events weiter am Swiss Irontrail arbeiten, um zukünftig dem eigenen Anspruch gerecht zu werden. Dass der SIT mit seinem einzigartigen Konzept viele Läuferinnen und Läufern Mut machen kann, sich an einem Ultratrail zu versuchen, steht genauso außer Frage wie das einmalige Erlebnis, das der SIT mit all seinen Strecken bietet.
Freitag, 8:30 Uhr, Hotel Davos
„Ich bleibe auf jeden Fall bis Sonntag, so dass ich Deine Wechselbeutel einfach abholen und Dir nächste Woche zuschicken kann.“ Der Vorschlag der Mammut Pro Athletin Ildiko Wermerscher und spätere Siegerin des T91 am frühen Freitagmorgen beim Frühstück im Hotel, zaubert trotz aller Frustration und Enttäuschung ein Lächeln in mein Gesicht. Der Besuch beim Arzt meines Vertrauens rückt von weiter Ferne in nächste Nähe, ein weiterer Aufenthalt in Davos ist zum Glück obsolet geworden. Zu tief sitzen Enttäuschung und Verärgerung als dass ich diese wundervolle Kulisse hätte länger ertragen können – 300sfr für den Rücktransport von Pontresina nach Davos mit dem Taxi, um möglichst schnell den verletzten Fuß zu entlasten und eine wenn auch medizinischen Grundvorsorgung zu ermöglichen, belasten nicht nur das Konto. 4 Stunden Wartezeit auf den nächsten Zug, der Weg zum Bahnhof und die mindestens 90-minütige Zugfahrt mit einem Umstieg hätten dem gebrochenen Knöchel und meiner Leidensfähigkeit deutliche Grenzen gesetzt. Der Swiss Irontrail muss noch einiges tun, um mit wahrhaftiger Brillanz auf ganzer Strecke zu überzeugen.
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