Erstklassig und einmalig, das DYNAFIT Trail Run3 Wochenende vom 18. - 20. September in Imst bescherte trotz der aktuellen Herausforderungen allen Beteiligten ein außergewöhnliches und anspruchsvolles Berglauf-Wochenende.
    Bild: Carsten Bock

    Perfektes Sicherheitskonzept
    Als einmaliges Drei-Tages-Team-Event im Rahmen des Starkenberger Homeruns konzipiert, gingen insgesamt 83 Teams an den Start. Schon bei der Abholung der Startunterlagen im Rathaus in Imst wurden alle TeilnehmerInnen mit den besonderen Bedingungen konfrontiert, unter denen das Trailrunning-Wochenende stattfinden sollte. Nicht zuletzt auch die steigenden COVID-19 Zahlen in Tirols Landeshauptstadt Innsbruck ließen die Veranstaltung auf Messers Schneide stehen.

    Für Uta Albrecht von der Plan B event Company GmbH das erste Event in 2020 / Foto: Harald Bajohr

    Um so wichtiger, dass die strengen Sicherheits- und Hygienevorschriften eingehalten wurden. Temperaturmessung am Eingang zur Startnummernausgabe, Betreten des kompletten Eventgeländes nur mit Mund- und Nasenschutz, Desinfektionsmittel und reichhaltige Abstandsregelungen, die das komplette Wochenende begleiten sollten. Dennoch: Die Vorfreude auf den ersten Renntag und auf das Event an sich war bei allen groß.

    Partnerwahl
    Mit Carsten als Teampartner betrat ich selbst menschliches Neuland. Recht kurzfristig im Vorfeld der Veranstaltung hatten wir nach Vermittlung über die PLAN B event Company GmbH und mehreren Telefonaten beschlossen, uns für den DYNAFIT TRAIL RUN3 zusammen zu tun. Auch wenn unser Leistungsvermögen weit auseinander liegt, der Teamgedanke war für uns von vornherein wichtiger als schnelle Zeiten oder die Platzierung. Zudem jeder von uns sowohl beim Bergsprint über 6,5 Kilometer und fast 1000 Höhenmeter und im Rahmen des Starkenberger Homeruns auf den verschiedenen Strecken sein eigenes Tempo laufen konnte. Nur bei der herausfordernden Strecke über 33 Kilometer mit 2.200 Höhenmetern beim krönenden Abschluss am Sonntag galt es, als Team zu funktionieren und die technisch anspruchsvolle Strecke, die im übrigen von allen Seiten als solche auf verschiedenen Kanälen kommuniziert wurde, gemeinsam zu bewältigen.

    Gelungener Auftakt am Sechszeiger
    Schon beim Auftakt wurden wir mit Kaiserwetter am Sechszeiger verwöhnt. Aufgeteilt in zwei Startblocks mit einem Abstand von einer Stunde gingen jeweils 40 Teams an den Start. Wir hatten reichlich Zeit eingeplant und konnten endlich einmal wieder so etwas wie Rennatmosphäre schnuppern. Ein paar Gespräche kurz vor dem Betreten des Startblocks mit MitstreiterInnen vermittelten zudem einen Hauch von „Trailrunning-Event Normalität“. Die Pandemie zwar im Hinterkopf, aber im Vordergrund stand endlich einmal wieder ein Lauferlebnis. 

     

     

    Die Strecke auf den Gipfel bot viel Abwechslung. Bei 960 Höhenmetern kann man kaum von Entspannung auf der Strecke sprechen, doch ein paar Abschnitte boten die Möglichkeit zum Durchschnaufen. Mit zunehmend absolvierten Höhenmetern offenbarte sich uns schließlich ein unbeschreibliches Panorama auf die Berge des Pitztals. Spätestens im Ziel konnten wir bei strahlend blauem Himmel noch einmal die Aussicht genießen, bevor es mit der Gondel wieder zurück ins Tal ging. Den Abend ließen wir wie viele der anderen Teams bei einem gemeinsamen Abendessen ausklingen. Nach der langen gemeinsamen Fahrt nach Imst eine weitere Gelegenheit, sich auszutauschen und sich näher kennen zu lernen.

    Zittern beim Starkenberger Homerun
    Ich hatte mich als schwächerer Läufer für die kürzere der beiden Strecken des Starkenberger Homeruns entschieden. Die rund 25 Kilometer mit den 1.000 Höhenmetern waren mir genug, während Carsten die attraktivere, aber längere und anspruchsvollere Strecke über 29 Kilometer und 1.700 Höhenmeter in Angriff nehmen durfte. Für mich ging es um 7:15 Uhr mit dem Shuttle zum Fernsteinsee. Die Zeit bis zum Start um 9:00 Uhr verging durch die Gespräche mit der „Konkurrenz“ wie im Flug. Spannung, Atmosphäre und alles, was zu einem Lauf-Event dazugehört lagen fast greifbar in der Luft. Um punkt 9:00 Uhr wurden wir nach den Platzierungen des Vortags auf die Strecke geschickt, erst ein paar Höhenmeter hinunter bis wir schließlich Richtung Wald abbogen und der erste knackige Anstieg auf uns wartete. 

    Vor dem Start am Fernsteinsee / Foto: Louise Sarda

    Schnell zog sich das Feld weit auseinander. Wunderbare und abwechslungsreiche Trails brachten uns unserem Ziel immer näher. Die Strecke führt weitestgehend über wunderbare Trails durch Wälder, schließlich mit Blick auf Obertarrenz bevor es Richtung Hoch-Imst  auf einem nochmals knackigen Anstieg geht. Schließlich hinab durch die Rosengartenschlucht, endlich auf die Zielgerade, für mich der ideale zweite Tag. Purer Sonnenschein, wunderbare Impressionen, tolle Trails, Läuferherz, was willst du mehr? Nur Carsten hatte ich im Ziel vermisst, der aufgrund seiner Schnelligkeit nur unmittelbar hinter mir das Ziel erreichen hätte müssen. Von Zuhause erreicht mich schließlich die Nachricht, dass wir nicht in der Wertung seien. Kurze Nachfrage beim immer ansprechbaren Team von der Zeitmessung offenbart die Nachricht, dass Carsten an der zweiten Verpflegungsstelle auf seiner Route das Rennen beendet hatte. Mit Sorgenfalten auf der Stirn ein direkter Anruf bestätigt das offizielle Ergebnis: Carsten musste das Rennen aufgrund einer Schmerzsymptomatik im Fuß vorzeitig beenden. Die Stimmung bei uns beiden zunächst auf dem Tiefpunkt, irgendwo zwischen Enttäuschung und Trauer. Mit zunehmender gemeinsamer Analyse der Situation keimt am Abend dann doch noch der Hoffnungsschimmer, am Finaltag trotzdem gemeinsam an den Start gehen zu können.

     

     

    Perfektes Teamwork auf der Königsetappe
    Am Sonntagmorgen um 6:30 Uhr erreicht mich Carstens Nachricht: „Ich werde definitiv mit dir gemeinsam an den Start gehen und bin auch guter Dinge, durchlaufen zu können.“ Um 7:00 Uhr gemeinsames Frühstück, um 8:00 Uhr gemeinsamer Weg zum Start. Kurze Info an den Veranstalter, dass wir die dritte Etappe gemeinsam angehen. Wir sind beide angespannt, schließlich warten auf uns 33 Kilometer mit 2.200 Höhenmetern im Aufstieg. Der höchste Punkt auf über 2.500 Metern Höhe, der Weg im zum Teil ausgesetzten Gelände, technisch höchst anspruchsvoll – mit Carsten an meiner Seite fühle ich mich sicher. Ob ich ansonsten alleine an der Start angesichts der Streckenführung gegangen wäre? Fraglich! Denn sicher war seit der Anmeldung zum Event, dass der Finaltag eine echte Herausforderung sein würde.

    Bild: Carsten Bock

    Wir starten mit Abstand zu allen anderen Teams als Letzte, machen die ersten Plätze schon auf den ersten Metern und vor dem Aufstieg durch die Rosengartenschlucht gut. Ich finde einen guten Rhythmus, Carsten immer ein paar Schritte voraus. Eine gute Orientierung für mich. Die erste Verpflegungsstelle erreichten wir weit vor Cut-Off, aber die ersten 5 Kilometer waren keine Herausforderung. Die sollte erst jetzt mit dem Aufstieg zum Laggers auf 2.382 Meter beginnen. Carstens Fuß hält, immer wieder läuft er vor, hält an, motiviert mich. So schwinden langsam die Höhenmeter dahin. Während Carsten die Kulisse in vollen Zügen genießen kann und immer wieder Fotos macht, kämpfe ich mich in seinem Windschatten voran bis zum Beginn der „Gefährlichen Passage“, die in den nächsten drei Stunden nicht enden sollte.

     

     

    Immer wieder nimmt Carsten meine Stöcke an den engsten und ausgesetzten Stellen, übt sich in Geduld und vermittelt Sicherheit pur. Wir harmonieren als Team perfekt, in dem der Stärkere den Schwächeren unterstützt, fordert, aber nie unter Druck setzt. Auf dem Grat bis zum höchsten Punkt der Strecke finden wir Zeit, gemeinsam die Aussicht zu genießen. Schließlich und endlich erreichen wir den höchsten Punkt auf 2.560 Meter auf dem Pleiskopf, aber auch der Downhill Richtung zweite Verpflegung verlangt Geschick und höchste Konzentration. Nach 500 Höhenmetern im gefühlten freien Fall erreichen wir glücklich, dass wir noch im Zeitlimit liegen, die zweite Verpflegungsstelle. 

     

     

    Bild: Carsten Bock

    Eine kurze Rast bevor wir uns wieder auf den Weg machen, die letzten Höhenmeter in Angriff zu nehmen. Auch auf den letzten Anstiegen bekommen wir noch einmal ein paar technische Highlights serviert. Mir tut Carstens Souveränität gut, der in keinem Moment die Nerven verliert. Warum auch? Wir sind für meine Verhältnisse gut unterwegs und nähern uns dem Ziel. Wir haben einen wunderbaren Tag in den Bergen mit imposanten Ausblicken verbracht. Mit jedem Schritt sind wir uns auch menschlich näher gekommen. Laufen und ganz besonders das Laufen im Team verbindet, schweißt zusammen.

     

     

    Endlich der Downhill Richtung Imst, zunächst ein Stück Asphalt, dann ein wunderbarer Trail durch den Wald, über den ich hinter Carsten zu fliegen scheine. Wir laufen auf andere Teams auf, wechseln ein paar Worte, verlieren sie wieder aus den Augen und irgendwie kommen wir uns vor wie in einer großen Lauf-Familie. Es tut gut, einfach gemeinsam unterwegs zu sein. Kurz vor dem Ziel verlieren wir die Markierung aus den Augen, biegen falsch ab. Zwar nur rund 50 Höhenmeter wieder aufwärts zum richtigen Track, aber die tun weh. Schließlich wollen wir auf der Originalstrecke ins Ziel kommen. In meinen Beinen brennt jeder Schritt und ich sehne das Ziel herbei. Schließlich kommen wir gemeinsam an. Kurzes Abklatschen im Ziel, unter normalen Umständen wäre ich ihm um den Hals gefallen, aber uns regiert die Pandemie, die menschliche Wärme so rar macht. Und doch bin ich erfüllt mit einem unbeschreiblichen Glücksgefühl. Darüber diese drei Tage gelaufen zu sein, darüber den perfekten Team-Partner gefunden zu haben und darüber dass sowohl von Veranstalter- als auch von Sponsorenseite alles dafür getan worden ist, uns dieses Wochenende zu ermöglichen.

    Fast schon mit einem weinenden Auge blicke ich zurück in der Gewissheit, dass dieses Event einmalig war. Das lachende Auge, ein Teil dessen gewesen zu sein, überwiegt allerdings. 

    Mehr über Dynafit


    Wir freuen uns auf Deinen Kommentar!