Die Zukunft des Wintersports war und ist ein wichtiges Thema, dem sich die Oberalp Gruppe im Rahmen der diesjährigen Oberalp Convention Anfang November annahm. Der gleichnamige Film wirft Fragen auf, zu denen uns Stefan Rainer, CSO Oberalp Gruppe interessante Antworten gab. “

    Der von der Oberalp Gruppe initiierte Film zur Zukunft des Wintersports beleuchtet unter anderem die möglichen Konsequenzen für die Oberalp Gruppe als Bergsport-Spezialisten. Aber er versucht auch Antworten auf  mögliche Konsequenzen für den Tourismus und für Bergsportsportfans zu geben. Auf Grundlage des Films, der einige Fragen bezüglich der Konsequenzen für Bergsport-Marken und -Hersteller, dem Handel und dem Tourismus sowie für Bergsportgebeisterte und Naturliebhabe aufwirft, haben wir ein weiterführendes und exklusives Interview mit dem CSO der Oberalp Gruppe, Stefan Rainer geführt. 

     

     

    Stefan Rainer

    1.) Ihr habt euch im Rahmen der Oberalp Convention mit der Zukunft des Wintersports und des Wintersport-Tourismus beschäftigt. Steht eine Abwendung des uns bekannten Status Quo nicht im Widerspruch zu einem Unternehmen, das mit einem Großteil seiner Marken Umsätze gerade in der Wintersaison generieren muss und letzten Endes auch auf Gewinn ausgerichtet ist?
    Ganz im Gegenteil. Sich mit der Zukunft des Wintersports auseinanderzusetzen und dabei versuchen Entwicklungen frühzeitig abzuschätzen ist für jedes Unternehmen, das zukunftsfähig und somit profitabel arbeiten möchte, eine Grundvoraussetzung. Jede Veränderung bringt Chancen mit sich. So sehen wir eine große Chance für den Bergsport im neuen Winter gerade darin, Schnee unabhängig zu denken. Natürlich freuen wir uns über verschneite Pulverhänge, gleichzeitig aber werden die Menschen kreativ und finden neue Wege um ihre Begeisterung für den Bergsport zum Ausdruck zu bringen.

    2.) Welche Konsequenzen zieht die Oberalp Group kurzfristig aus den Erkenntnissen, die uns heute im Zuge eines manifestierten Klimawandels und einer Pandemie mit möglichen Kontaktbeschränkungen beschäftigen, hinsichtlich der Planungen für neue Innovationen und Produkte?
    Wir müssen weg vom Mehr und hin zum Besser. Das bedeutet vor allem mehr Zeit in die Entwicklung von echten Innovationen zu stecken, Neuheiten, die einen Mehrwert für unsere Kunden schaffen. Die Innovation geht für uns in Zukunft ganz klar in Richtung Reduktion der Klima-Auswirkungen, die unsere Produkte und Prozesse haben. Das bedeutet, dass recycelte und natürliche Materialien verwendet werden und gleichzeitig, dass Kollektionen länger im Markt bleiben und sich der Lebenszyklus der Produkte deutlich verlängert. Deshalb ist eine innovative Produktentwicklung gefragt, welche die Voraussetzung schafft, Produkte herzustellen, die auch repariert werden können. Wir sehen die große Chance, dass Kunden unsere Produkte länger verwenden, wenn das nachhaltigste Produkt jenes ist, das sie bereits haben. Hin zum Besser heißt auch den Mut aufzubringen, den echten Wert von technischen Produkten konsequent am Preisschild widerzuspiegeln. Zum einen ist die Kaufbereitschaft für hochpreisige Produkte bereits im Kopf des Kunden verankert und zum andern brauchen sowohl der Handel als auch die Marken mehr Luft und Marge für Investitionen.

    3.) Glauben Sie persönlich an einen Weg zurück zu mehr Naturgenuss und weniger Ausbeutung der Natur, was sicher nicht nur für den Wintersport gilt, sondern ein ganzjähriges Thema ist?
    Wir erleben gerade, wie sensibel unser Klimagleichgewicht ist. Der Weg zu einem achtsamen Umgang mit der Natur ist nicht nur eine Frage des Glaubens, sondern eine existenzielle Frage der Menschheit. Persönlich bin ich davon überzeugt, dass ein reduzierter Lebensstil den kleinen Dingen wieder eine neue Bedeutung zuschreiben wird und somit Menschen glücklicher macht. Berge bieten den perfekten Raum für so einen Lebensstil, der auf das Essenzielle reduziert ist. Wohl gerade auch deshalb stehen Berge immer wieder in schwierigen Zeiten hoch im Kurs, so auch jetzt.

    4.) Wie lässt sich mehr Individualismus, mehr Rücksicht auf Lebensräume, mehr Nachhaltigkeit Konsumenten vermitteln und welchen Beitrag können Marken und Hersteller auf der einen und Händler:innen auf der anderen Seite dazu leisten?
    Marken und Handel haben hier eine große Arbeit zu leisten. Gemeinsam. Zum einen ist dies grundlegend Wissen zu vermitteln und Zusammenhänge zu erklären. Unsere Kunden brauchen Orientierung, um ihr Verhalten am Berg und beim Einkauf der dafür notwendigen Produkte und Dienstleistungen selbst kritisch zu hinterfragen und anzupassen. Oberflächliche Informationen führen nach wie vor zu einseitigen Meinungen. So gilt beispielsweise „made in China“ nach wie vor als Zeichen schlechter Qualität und zweifelhafter Arbeitsumfelder für Mitarbeiter in der Produktion. Das stimmt so nicht und gehört aus einer gesamtheitlichen Perspektive betrachtet und entsprechend erklärt. Kunden brauchen transparente Informationen um das richtige Produkt mit dem dazugehörigen Fußabdruck gezielt für Ihre Bedürfnisse einzusetzen. Warum brauche ich eine Jacke mit einer Wassersäule von 30.000 mm, um durch die Stadt zu gehen? Weder Marken noch Händler sollten den Kunden in seinen Entscheidungen entmündigen. Schlussendlich ist jeder Einzelne gefragt seine eigenen bewussten Entscheidungen zu treffen.

    5.) Die Emotionalisierung von Marken ist im eigentlichen Sinne nichts Neues, denn diese trug auch schon in der Vergangenheit entscheidend zum Erfolg von Marken bei. Müssen Begrifflichkeit wie Emotionalisierung, Service, Wertvorstellungen, heute schlussendlich auch für die Zukunft hinsichtlich veränderter Zielgruppen neu definiert werden und inwiefern haben sich die Werte der Oberalp Group denn aktuell schon verändert und sind auch diesbezüglich die Zielsetzungen des Unternehmens neu definiert?
    Für die Oberalp Group geht es nicht darum Begrifflichkeiten neu zu definieren, sondern darum seine Kunden mit deren Bedürfnissen und Wünsche in den Mittelpunkt zu stellen und alle Entscheidungen des Unternehmens daraufhin auszurichten. Das ist eine spannende und anstrengende Aufgabe zugleich. Denn sie motiviert uns tagtäglich aus der Komfortzone zu treten und unser Geschäftsmodell neu zu denken. Menschen kaufen keine Produkte der Produkte wegen, Menschen suchen Beziehungen und wollen Teil von Wertegemeinschaften sein. Marken bieten den Menschen diese Möglichkeit. Wir sind davon überzeugt, dass wir zukünftig noch mehr zum Entwickler von individualisieren Bergerlebnissen im gesamten Spektrum werden, das physische Bergsportprodukt ist dabei weiterhin ein wichtiger Teil – aber eben nicht alles.

     

     

    Mehr über Oberalp AG


    Wir freuen uns auf Deinen Kommentar!