Das Herz der weltweiten Schuhproduktion liegt rund 20 Kilometer entfernt von Bremen. In Achim ist der Firmensitz von Desma und wenn es sich um Schuhe dreht, führt kaum ein Weg an Desma vorbei.

    Seit 71 Jahren stellt Desma Maschinen für die Schuhproduktion her und die Liste der Kunden ist hochkarätig besetzt. Von Sportschuhherstellern wie adidas, New Balance, Under Armour oder Brooks über Hersteller von Schuhen für den Arbeitsschutz wie Uvex oder Atlas, die unter anderem das Trikot von Borussia Dortmund zieren, von den ganz großen Marken der Schuhbranche wie Gabor oder Ecco, von Schuhen für das Militär über Kinderschuhe oder Casual- und Business-Schuhe, die Referenzliste von Desma ist sehr lang wie Prokurist und Vertriebsleiter der Desma GmbH Marten Beiersdorf bei unserem Besuch am Hauptsitz im 35.000 Einwohner Städtchen Achim erklärt.

    DESMA

    Imposant ist die Produktionsstätte am Hauptfirmensitz in Norddeutschland, in dem rund 225 Beschäftigte arbeiten. Das Bild des Maschinenparks, der augenscheinlich von Robotern und Computern in der Fertigung gesteuert wird, trügt. Auch wenn in der heutigen industriellen Schuhproduktion das klassische Schusterhandwerk überflüssig geworden zu sein scheint, ohne Menschen läuft bei Desma gar nichts. „Die Komplexibilität in der Schuhherstellung wird oftmals sehr unterschätzt“ erklärt Marten Beiersdorf. „Wir arbeiten anders als beispielsweise in der Technikindustrie mit weichen Materialien.

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    Schuhschäfte sind flexibel und menschliche Arbeitskraft ist in der Schuhproduktion unbedingt erforderlich. Es werden Menschen benötigt, die prüfen, zusammenfügen und einpassen. Die Robotertechnik ist einzig eine Ergänzung für den Menschen, die zum Großteil unangenehme Operationen erledigt und Erleichterung für den Menschen bedeutet. Zudem schafft die Technik vor allem qualifizierte Arbeitsplätze in der IT Technik, Maschinen müssen gewartet und gepflegt werden“ so Beiersdorf weiter.

    Desma produziert große Rundtischanlagen, die – je nach Kundenwunsch und Anforderungen – zwischen 18 und 30 Stationen umfassen und ungefähr 1200 Paar Schuhe pro Schicht herstellen können. Den Kundenwünschen sind dabei kaum Grenzen hinsichtlich Größen, Sprengungen, Leistenformen, Lauf- und Innensohlen, Materialien und Farbgebungen gesetzt. Eine solche Vielfalt vermochte sich der Desma Gründer Herbert Ludwig wohl kaum vorstellen. Kurz nach dem zweiten Weltkrieg waren Schuhe Mangelware und damals ging es einzig und alleine darum, möglichst schnell einfache Schuhe zu produzieren. So begann Ludwig Pressen zu bauen, die mit der heutigen Schuhmaschinenproduktion nichts mehr gemeinsam haben.

    Marten Beiersdorf Prokurist – Sales Director bei DESMA Schuhmaschinen GmbH

    Marten Beiersdorf

    Im modernen Schuhmaschinenproduktionsgeschäft gibt es laut Marten Beiersdorf zwei stark unterschiedliche Kundengruppen. Die Stammkunden beziehen zum Teil schon seit Dekaden Desma Maschinen und kennen sich folgerichtig bestens aus und benötigen nur sehr wenig Beratung. Bei Neueinsteigern in die Schuhproduktion, die übrigens zu einem Drittel das Jahresgeschäft von Desma ausmachen und oftmals nur über wenig Hintergrundwissen verfügen, ist der Beratungsaufwand ungleich höher. In einer ersten Erkundungsphase wird zunächst herausgefiltert, welche Maschinenkonfigurationen die Optimale für den Kunden ist. Anschließend erfolgt die Kalkulation bezüglich des Budgets. Gibt es hier einen gemeinsamen Nenner, erfolgt in einem weiteren Schritt die Produktion von Musterformen und Prototypen. Entspricht der Musterschuh den Vorstellungen des Kunden, wird die Maschine gebaut. Die Produktion der Schuhmaschinen findet übrigens ausschließlich in Deutschland am Standort in Achim statt. Anschließend wird die neue Maschine demontiert, zum Kunden transportiert und vor Ort durch ein eigenes Montageteam wieder aufgebaut, so dass der Kunde direkt mit der Produktion starten kann. Ein Aufwand, der von der Projektierung bis zur Installation beim Kunden mehrere Monate Zeit in Anspruch nimmt.

    Die Zukunft der Schuhproduktion sieht für den Konsumenten äußerst rosig aus. Der individuelle Schuh ist definitiv auf dem Weg weiß Beiersdorf. In einem Konsortium von Partnerfirmen wurde bereits auf der Desma Hausmesse im September 2016 das Projekt Fit Station zum ersten Mal vorgestellt.

    „From Scan to production“ bedeutet schlichtweg, dass der Kunde einmalig gescannt wird – bei der Marke, im Fachhandel oder beispielsweise auf Showtrucks im Arbeitssicherheitsbereich. Die Füße werden 3D vermessen und der jeweilige Kunde kann ein eigenes Profil mit Name, Adresse, Gewicht und Alter erstellen. Aus dem Scan errechnet eine Software nicht nur die Schuhgröße pro Fuß, sondern auch die Weite, die optimal für den Träger ist, die Geometrie sowie den individuellen Härtegrad der Sohle. Aufgrund der dynamischen Messung wird exakt festgestellt, wie die Füße abrollen, wo die Schwerpunkte sind und die Kombination mit Alter und Gewicht bestimmt, welche Härteverteilung in der Sohle optimal ist. Sind die persönlichen Daten gespeichert, kann man sich aus einer Auswahl von Schuhmodellen den individuellen Schuh auswählen und bekommt den Schuh nach Hause geschickt.

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    Auf der ISPO in München bietet Desma in Kooperationen mit seinen Partnern HP Inc., RS Scan und Superfeet Worlwide Inc. für Fachhändler einen besonderen Service. Am Messestand von Brooks wird Desma eine 12 kleine Produktionsanlage mit 12 Stationen aufbauen und dort können sich Besucher ihren individuellen Schuh herstellen lassen. Nach der Anmeldung an einem Terminal wird der Fuß gescannt und die Daten anschließend über eine Software direkt in die Produktionsanlage überspielt, so dass der ausgewählte Besucher nach rund 60 Minuten seinen ganz individuellen Schuh mit nach Hause nehmen kann. Die Zukunft steht also schon vor der Tür.

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