Der Flight VECTIV von The North Face hat schon viele Lorbeeren eingeheimst, bevor er überhaupt erhältlich war. Wir konnten seiner schnellen Ausrichtung nicht so ganz folgen.

    Wenn ein Laufschuh nach zweijähriger Entwicklungszeit und mehr als 10.000 Kilometern auf den Trails der Welt erprobt wurde, wenn seit seiner Verfügbarkeit Top-Athleten 17 FKT`s aufgestellt haben, was bleibt einem da als Allerwelts-Hobbyläufer schon entgegen zu setzen? Ausschließlich die eigenen subjektiven Erfahrungen mit einem Schuh, der laut des Herstellers einen Raketenstart hingelegt hat.

     

     

    Foto: Gritt Liebing

    Der Flight VECTIV ist das erste Modell mit dem von The North Face entwickelten VECTIV System, das insgesamt in acht verschiedenen Lauf- und Wanderschuhmodellen verbaut wird. Seit März ist der Flight VECTIV im Handel erhältlich. Die VECTIV Sohlenkonstruktion besteht aus einer 3D VECTIV Carbonplatte, einer fein abgestimmten VECTIV Rocker Zwischensohle und der Surface CTRL-Laufsohle. Die Konstruktion soll laut Hersteller Stabilität und Stoßdämpfung, ohne Kompromisse bei der Energieeffizienz einzugehen, bieten. Die Theorie korrespondiert laut Hersteller mit den Untersuchungen eines unabhängigen Produktforschungs-Unternehmens, nach dem die Stoßeinwirkung auf die Schienbeine beim Bergablaufen um 10 Prozent verringert wird. So weit die Theorie, die von der Praxis von Top-Läufern untermauert wird: Seit der Vorstellung von VECTIV haben 14 Athleten des The North Face Teams weltweit 17 Rekorde aufgestellt, darunter: Kaytlyn Gerbins 18 Stunden, 41 Minuten und 54 Sekunden auf dem Wonderland Trail; Coree Wolterings 21 Tage, 13 Stunden und 35 Minuten auf dem Ice Age Trail und Pau Capells Solo-UTMB-Versuch von 21 Stunden, 17 Minuten und 18 Sekunden. 

     

     

    Nun denn, ganz schön viele Lorbeeren hat sich der Flight VECTIV also schon einmal verdient und wirft einen großen Schatten über mich als Hobbyläufer. Unbestritten ist der Schuh schnell, weil er beim Laufen die komplette Dynamik nach vorne auf den Vorderfuß bringt. Das spürt man einfach. Im Rückfußbereich ist die Dämpfung sehr spürbar und man fühlt sich fast so, als stehe man hinten wesentlich höher im Schuh als im Vorfußbereich. Dadurch treibt der Schuh ziemlich kompromisslos nach vorne. Für flotte und technisch geübte LäuferInnen also genau der Schuh, den man sich wünscht. Jedenfalls dann, wenn man nicht auf Schmalspurmodelle in Sachen Dämpfung und Laufkomfort setzen möchte. Weniger versierte TrailläuferInnen ist der Schuh möglicherweise zu schnell und vielleicht verlangt er sogar zu viel Kontrolle. Man steht eben relativ schmal in dem Schuh, Trittfehler in grobem Geröll und felsigem Gelände verzeiht der Flight VECTIV weniger, als andere, komfortablere Modelle mit einem breiteren Fußabdruck. 

     

     

    Auch das Innenleben lässt wenig Bewegungsfreiheit für die Füße übrig. Der Flight VECTIV ist schmal geschnitten und sitzt auch deswegen perfekt am Fuß. Das Obermaterial, inklusive der Zunge schmiegt sich wie eine zweite Haut um den Fuß. Das Schnürsystem presst das Mesh-Material an die Form des Fußes. Beides verschmilzt zu einer Einheit. Die perfekte, sockelähnliche Anpassung an den Fuß unterschreibt den Performance-orientierten Gedanken des Flight VECTIC. Ich selbst habe zwar keine Rekorde bei meinen Testläufen aufstellen können, dennoch war ich oft flotter unterwegs als gefühlt. Meine Gewöhnungsphase an die Kompromisslosigkeit des Flight VECTIV hat länger als normalerweise gedauert und im anspruchsvollen Gelände mussten wir zwei uns erst einmal aneinander gewöhnen. Mich fordert der Flight VECTIV zu einem bewussteren, kontrollierterem Laufen. Wenn einem die Sorglosigkeit vor technischen Passagen in die Wiege gelegt ist, dann hat man mit dem Flight VECTIV einen echten Renner am Fuß.

     

     

    Fazit: 
    Der Flight VECTIV ist ein kompromissloser, schneller Schuh, der für ambitionierte Trailrunner und GeländeläuferInnen auf den langen und schwierigen Trails gemacht ist – das alleine zeigen die Top-Athleten, die mit dem Schuh schon unterwegs waren. 

     

    Mehr über THE NORTH FACE


    Wir freuen uns auf Deinen Kommentar!