Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) könnte den Einsatz von per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) verbieten. Bereits vor 10 Jahren haben sich die Deutschen Sportartikel- und Outdoor-Unternehmen auf den Weg gemacht, diese aus dem textilen Produktionsprozess zu eliminieren – mit Erfolg.

    Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) könnte den Einsatz von per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) verbieten. Bereits vor 10 Jahren haben sich die Deutschen Sportartikel- und Outdoor-Unternehmen auf den Weg gemacht, diese aus dem textilen Produktionsprozess zu eliminieren – mit Erfolg. 

    Der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) liegt seit Februar 2023 ein Vorschlag zur Einschränkung der Verwendung von per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) vor, zu dieser Gruppe gehören auch poly- und perfluorierten Chemikalien (PFCs). PFAS bedürfen angesichts der zahlreichen Fälle von Boden- und Wasserkontaminationen – einschließlich des Trinkwassers – besonderer Aufmerksamkeit. Sie sind auf Grund ihrer chemischen und thermischen Stabilität auch bekannt als die „Ewigkeitschemikalien / forever chemicals“. Deshalb hat die EU-Kommission in der Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit (CSS) ein umfassendes Maßnahmenpaket vorgeschlagen, um sicherzustellen, dass die Verwendung von PFAS in der EU schrittweise eingestellt wird, sofern sie nicht nachweislich für die Gesellschaft unverzichtbar sind. 

    Der BSI begrüßt die geplante europäische Gesetzgebung zum Verbot von PFAS, da dies ein notwendiger Schritt ist, um deren Verwendung einzugrenzen und nur noch bei absolut erforderlichen Anwendungen zuzulassen. Durch diese Maßnahme wird ein ausgewogenes Wettbewerbsumfeld geschaffen, in welchem verhindert wird, dass proaktiven, nachhaltigen Unternehmen ein Wettbewerbsnachteil entsteht. 

    PFAS sind wasser-, fett- und schmutzabweisend und finden wegen ihrer besonderen Eigenschaften Anwendung in vielen Verbraucherprodukten wie Kochgeschirr, Textilien und Papier. In Sport-, Outdoor und Arbeitskleidung werden zum Teil PFAS bei der Herstellung der Membrane eingesetzt und um die wasserabweisenden Eigenschaften der Produkte auch nach mehrmaligem Waschen zu erhalten. Auch im Heimtextilbereich werden PFAS für schmutzabweisende Teppiche verwendet. Weitere Anwendungsgebiete sind Feuerlöschschäume, Lebensmittelverpackungen, Wachse/Schmiermittel (z.B. Ski- wachse), ⁠Pestizide⁠ und Baustoffe. 

    PFAS können beim Herstellungsprozess von Textilien in die Abwässer und somit über den Wasserkreis- lauf auch in den menschlichen Körper gelangen. Weitere Quellen sind beispielsweise vorbelastete Nahrung (z.B. Fische) oder eine Aufnahme über die Umgebungsluft. PFAS wirken gesundheitsschädlich auf den Menschen und können zu Gesundheitsproblemen wie Leberschäden, Schilddrüsenerkrankungen, Fettleibigkeit, Fruchtbarkeitsstörungen und Krebs führen.

    Auf Grund der bedenklichen Eigenschaften haben sich bereits 2011 zahlreiche Sportartikel- und Outdoor-Unternehmen dazu entschlossen, auf die Produktimprägnierung mit PFAS-Chemikalien zu verzichten und auf umweltfreundliche Alternativen umzustellen. Ab 2012 wurde dieser Technologiewechsel eingeleitet und heute sind, nach einer Phase der Forschung und der Verankerung neuer Prozesse in der Textilherstellung, bereits ein Großteil der Sportbekleidungs- und Outdoor-Produkte, welche von BSI- Mitgliedern stammen, frei von PFAS. Auch zur Pflege von Outdoorprodukten sind mittlerweile verschiedene PFAS-freie Nachimprägnierungsmittel auf dem Markt, mit denen eine adäquate und umwelt- freundliche Produktpflege möglich ist. 

    Die Sportartikel- und Outdoor-Branche hat damit bereits weit vor der nun geplanten gesetzlichen Regulierung die Weichen zur Eliminierung der PFAS-Chemikalien gestellt. Hervorzuheben ist hier die Herangehensweise der „precompetitive collaboration“, bei welcher die Sportartikelbranche sich gemeinschaftlich bis tief in die Lieferkette hinein engagiert hat, um qualitativ hochwertige Substitutionen zu finden. Ein Prozess, welcher viel Offenheit und Vertrauen fordert und immer wieder zu Herausforderungen führt, welche sich jedoch erwiesenermaßen lösen lassen. Insgesamt befindet sich die Sportartikel-Industrie auf einem sehr guten Weg, auch wenn der Umstellungsprozess bei noch nicht allen Unternehmen vollzogen ist. 

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