Vela Luka, das heißt so viel wie „schöne Bucht“ und die letzte Etappe des Dalmatia Stage Run hielt ein wirkliches großes Finale auf der Insel Korcula bereit.

    Als wir am Abend unser Hotel in Korcula erreichen, ergießen sich Organisationsgenie Marko Herrmann  und die Damen von der Rezeption zunächst einmal in heftigen Diskussionen. Während der Rest der Truppe ihre Zimmer bezieht, hält mein Personalausweis die einsame Stellung auf dem Empfangstresen. Marko ist mit dem einen Ohr am Mobiltelefon, mit dem anderen lauscht er gleichzeitig den Ausführungen der Rezeptionsdame. Ich verstehe kein Wort, aber offensichtlich gibt es kein Zimmer für mich. Nach 30-minütigem hin und her, meine ich Bajovicki gehört zu haben. Aufatmen auf allen Seiten, es gibt ein Zimmer und alle hitzigen Diskussionen sind vergessen und ich lande schließlich in meinem Zimmer. Manchmal muss man nur die Ruhe bewahren.

    Der Start am nächsten Tag erfolgt erst um 16:00 Uhr, so dass wir den Vormittag zur Entspannung und ich zu einem kleinen Stadtbummel nutze. Viel hat die schöne Bucht nicht zu bieten, Restaurants und Cafes, das eine und andere Hotel und eine pittoreske Altstadt mit vereinzelten kleinen Läden. Um 13:00 Uhr holen wir unsere Startnummern ab. Die Schlange vor der Ausgabe ist nicht zu verachten und noch scheint es, als wären die vielen Helferinnen und Helfer in dem kleinen Zelt ein wenig überfordert. Bis schließlich wieder einmal mehr Marko eingreift und mit Geduld und Bestimmtheit dem leicht chaotischen Treiben Ordnung verschafft. 15 Minuten später funktioniert die Ausgabe zügig und reibungslos und wenige Minuten später halte ich die Start-Nr. 001 in den Händen. Die heutige Etappe ist Teil des Vela Luka Outdoor-Festivals, einem winzigen Outdoor-Festival mit Kletterwand, Slackline, Outdoor-Filmen, einem MTB-Rennen sowie den Trailrunning-Wettbewerben über 10 und 22 Kilometer. Uns wird frei gestellt, ob wir die kürzere oder längere Strecke in Angriff nehmen, aber ich diskutiere nicht lange mit mir herum. Schließlich will ich nach dem, was ich schon geschafft habe auch heute nicht Schwächeln.

    Um 15:20 Uhr machen wir uns auf den Weg zum Start, der sich nicht am kleinen Hafen, sondern in Vela Spila, einer Höhle befindet. Die Menschen, die uns hier am Lagerfeuer begrüßen sind Freunde von Marko und möchten uns gerne einen kleinen Eindruck geben, wie die Menschen vor mehreren 1000 Jahren gelebt haben. Es glimmt ein Lagerfeuer und die Höhle ist mindestens genauso eindrucksvoll mit ihren Jahrtausenden alten Wandmalereien wie die Bekleidung ihrer Bewohner. Bis hierher haben wir schon einmal einen 20minütigen Marsch hinter uns, natürlich auch mit ein paar Höhenmetern, aber die Mühen haben sich gelohnt. Der Anblick der Höhle und der Ausblick von hier oben über die Bucht sind einmal mehr phänomenal. Um kurz vor 16:00 Uhr trommelt Marko die Teilnehmer zusammen und scheucht sie in die Höhle. Eine Startlinie gibt es nicht, aber wozu auch?

    Bild: Dalmatia Stage Run

    Wir starten alle gemeinsam. Alle, das sind annähernd 200 Läuferinnen und Läufer. Das Feld teilt sich erst nach rund 3 Kilometern und nach Tagen der Einsamkeit auf den Trails ist das Gewusel zunächst einmal gewöhnungsbedürftig. Ich keuche vor mich hin, die Muskeln sind hart wie Stein und es dauert ein wenig, bis ich den Tritt komme und der Körper warm läuft. Dann teilt sich das Feld. 160 Läuferinnen und Läufer biegen auf die kürzere Strecke ab und einmal mehr holt mich die Einsamkeit ein. Eine Läuferin zu der ich zumindest Sichtkontakt aufnehmen kann, entschwindet beim ersten Downhill und so bin ich wieder auf mich alleine gestellt. Was heute allerdings absolut nicht schlimm ist. Die Strecke ist bis auf zwei oder drei steilen Anstiege gut laufbar – selbst für mich – und herrlich abwechslungsreich. Wir streifen Olivenbäume, Felder und Wälder, mal ist der Untergrund weich und angenehm, mal steinig, mal Schotter und kurze Stücke auf Asphalt. Nach jedem Anstieg offenbaren sich fantastische Aussichten, ich kann mich eigentlich gar nicht satt sehen, wäre da nicht das Zeitlimit von 4:30h und die Dunkelheit, die von jetzt auf gleich einbricht.

    Bild: Dalmatia Stage Run

    Wieder schließe ich am letzten Anstieg zu einem Teilnehmer auf, der mich allerdings auf dem letzten Downhill Richtung Ziel wieder stehen lässt. Den höchsten Punkt der Strecke erreiche ich, als gerade die Sonne im Meer zu versinken scheint. Noch brauche ich die von Marko geliehene Stirnlampe nicht. Endlich habe auch ich den Trail verlassen und laufe durch die engen Gassen der Stadt dem Ziel entgegen, das ich schließlich in der Dunkelheit um 19:30 Uhr erreiche. Für 22 Kilometer und die 850 Höhenmeter habe ich weniger als 3:30h gebraucht, für mich eine passable Zeit und: Ich bin immerhin nicht letzter geworden. Ein Teilnehmer kommt noch nach mir ins Ziel.

    Den Abend beschließen wir nach der Siegerehrung im Gewusel der Teilnehmer und Helfer des Vela Luka Outdoor Festivals bei Freibier, Pasta, Gulasch und der Live-Musik einer wirklich guten Band. Es wird gelacht, getanzt und gefeiert – jung und alt, die Stimmung ist ausgelassen und einfach fröhlich. Trotz der Kühle des Abends und des frostigen Windes macht es einfach Spaß, Teil dieses bunten Treibens zu sein. Die Party ist noch in vollem Gang als ich schließlich um kurz vor 23:00 Uhr Richtung Hotel gehe.

    Finisher-Foto mit Annamarija / Bild: Marko Herrmann

    Die Premiere des Dalmatia Stage Run endet am nächsten Tag auf der Insel Proizd, Wunderschöne Strände und klares Wasser laden zum Schwimmen, Kajak fahren und Relaxen ein. Marko Herrmann hat mit dem Dalmatia Stage Run ein Rennen gezaubert, bei dem das Trailrunning mit viel Kultur und Atmosphäre gemixt wird. Ein Konzept, das hoffentlich auch im nächsten. Jahr aufgeht und von der Zielgruppe angenommen wird. Die Trails sind ursprünglich, technisch auf der einen und anderen Etappe wirklich schwierig, aber schlichtweg wunderschön. Wer seine Komfortzone verlassen möchte, ist beim Dalmatia Stage Run bestens aufgehoben.

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