Seit frühester Kindheit ist der heute 40-jährige Marko Schlittchen ganz eng mit dem Sport verbunden. Über Fußball, Tennis, Leichtathletik und Wintersport bis hin zum Radsport und später Triathlon, Marko probierte vieles aus, wurde gefordert und gefördert und neben dem sportlichen Ehrgeiz stand und steht bei ihm der Spaß an dem, was er tut, ganz weit vorne.

    Im Alter von elf Jahren verschrieb Marko sich komplett dem Radsport und fuhr Rennen aller Jugend- und Kaderklassen des BDR (Bund-Deutscher-Radfahrer) bis hin zum Amateur- und Profisport. So ganz von ungefähr kam die Begeisterung für das Zweirad sicher nicht, denn Markos Vater war in der ehemaligen DDR Nationalfahrer im Straßenradsport und förderte den Sohn optimal, stand ihm mit Rat und Tat zur Seite. Im Alter von dreißig Jahren bot der Fahrradsattel für Marko nach der langen Zeit nicht mehr genug Abwechslung und er entdeckte den Triathlonsport, vor allem die Langdistanz für sich und zeitgleich entzündete sich sein Feuer fürs Laufen. Aufgrund von zwei schweren Schulterverletzungen beendete er nur vier Jahre später auf gehobenem Niveau den Triathlonsport. Seine Bestzeit auf der Langdistanz liegt bei 8:45 Stunden. Das Highlight seines Profisport Daseins ist sicher die Platzierung unter der Top 50 bei den Ironman Weltmeisterschaften auf Hawaii.

    Canicross Training

    Markos Begeisterungsfähigkeit ist riesig, seine Art offen und so wundert man sich nicht, wenn Marko sportliches Neuland für sich entdeckt. Canicross oder wie er es formuliert, der Triathlon des Hundesports ist seit gut einem halben Jahr die große Leidenschaft des Athleten. Addiert man Sport, Natur und Hund so ist das Ergebnis Canicross, bringt Marko es auf den Punkt. Ganz so simpel gestaltet sich Canicross dann in der Praxis nicht, denn Mensch muss sehr wohl wissen, was er da tut, um weder sich noch dem vierbeinigen Begleiter Schaden zuzufügen und den Spaß zu behalten. Canicross ist eine relativ junge Sportart, die 1988 in Frankreich ihren Ursprung findet und sich nicht nur in Frankreich, sondern auch in Belgien und den Niederlanden einer großen Beliebtheit erfreut. In Deutschland ist Canicross noch nicht sehr verbreitet. Canicross gibt es in drei verschiedenen Varianten. Zum einen gibt es den Canicross-Lauf, bei dem Zwei-und Vierbeiner per pedes unterwegs sind. Bikejöring nennt sich die Variante, bei dem der Mensch sich auf einem Mountainbike oder dem Scooter, einem speziellen Roller, fortbewegt und der Hund auf Zug voraus läuft. Eine entsprechende Wintervariante ist das Skijöring, bei dem der Mensch entsprechend auf Skiern unterwegs ist. Alle Varianten haben ihren ganz besonderen Reiz und so gestalten sich das Training und die Wettkämpfe für den Hund und dessen Besitzer abwechslungsreich und vielseitig. Eins bleibt aber immer gleich: Mensch und Hund sind als Team unterwegs.

    Mit Vio Hummel und Emil, Finns Bruder beim Training.

    Aber wie kam Marko nun auf den Hund? Hunde kennt und schätzt Marko schon seit seiner Kindheit und Jugend. Allerdings den typischen Familienhund mit dem man kleinere Spaziergänge macht. Peter Hummel, der in Deutschland mit seiner Frau Viola und den drei Kindern schon seit langem in der Canicross Szene unterwegs ist, brachte Marko dann auf seinen vierbeinigen Begleiter Finn und Canicross als Sport. In Familie Hummel fand Marko auch gleich die richtige Adresse in Sachen Ausstattung, denn alles was das Canicrosser Herz begehrt, findet man in ihrem Geschäft „Simply-Outside“. Da die Kosten für den Canicross sich in einem überschaubaren Rahmen halten, legte Marko auch direkt los. Ein Zuggeschirr mit Hüftgurt und einem Panikhaken war für um die 100 Euro schnell gekauft, Trailrunningschuhe standen ohnehin in Markos Regal und so machten sich der halbjährige Alaskan Husky Finn und Marko das erste Mal gemeinsam auf den Weg. Natürlich unter fachmännischer Anleitung von Marko’s erfahrenem Canicrosser Freund Peter. Marko schwärmt von diesem ersten Ausflug, wenngleich ihm das Tempo wesentlich mehr zusetzte als seinem vierbeinigen Begleiter. Denn die Geschwindigkeiten die Mensch mit Hund erreichen, würde er im Alleingang nicht lange oder gar nicht schaffen. Marko kam seine Tempohärte zugute, die er als Basis vom Rad- und Triathlonsport mitbringt. Finn verstand sofort, um was es geht, erlernte das Laufen mit Zweibeiner quasi autodidaktisch, ein echtes Talent. Marko betont aber, dass dies zwar bei Rassen wie dem Alaskan Husky und dem Hound, beide sind im Canicross sehr beliebte und verbreitete Hunde, zwar meistens der Fall ist, aber fast jeder Hund, auch Mischlinge aus dem Tierschutz, sich sehr gut für diesen Hundesport eignen. Mit einem Alter von sechs Monaten war Finn gerade an der Untergrenze um mit so einem intensiven Training zu beginnen. Grundsätzlich müssen die Hunde langsam und individuell an die Belastung herangeführt und gewöhnt werden. Nur so sind die Gesundheit und ein langer gemeinsamer Spaß am Hundesport gewährleistet. Letztlich geht es darum, ein echtes Team zu bilden, blindes Vertrauen aufzubauen und die Faszination der non-verbalen Kommunikation zwischen Hund und Mensch kennen zu lernen.

    Marko schwärmt von diesen großartigen stillen Momenten mit Finn während des Sports. Von einer Art stiller Freude nach einem erfolgreichen Zieleinlauf, nach dem man vielmehr darauf bedacht ist, sich um das Wohl des Hundes zu kümmern, als sich selbst zu bejubeln. Dennoch sind die Erfolge mit Hund genauso emotional wie die ohne, eben einfach anders. Marko spricht von einem Gespür, einer Empathie für den Hund und davon, dass der Hund die Schwächen des Menschen aufdeckt. Dies wird sicher jeder Hundehalter bestätigen können, auch wenn er nicht im Canicross unterwegs ist. Allerdings verbindet das gemeinsame Erlebnis im Sport natürlich auf eine ganz besondere Art und Weise, die sich eben nicht verbal ausdrücken lässt. Gemeinsam den richtigen Rhythmus finden, das ist das Geheimnis von Canicross.

    Trainiert wird bei Marko und Finn vier bis sechs Mal in der Woche. Dabei stehen die Rücksichtnahme auf den Vierbeiner, dessen Bedürfnisse und Gesundheit im Vordergrund. Damit keine Langeweile aufkommt, variiert Marko das Training zwischen Bike- bzw. Skijöring, Scooter und Laufen. Wenn am Wochenende oder im Urlaub mal mehr Zeit ist – Marko arbeitet als Vollzeitkraft in einem Bikestore – nimmt er Finn auch einfach so mit in die Berge zu einer Mountainbiketour. Das können dann auch mal vierzig Kilometer an einem Tag sein. Da gibt es dann die Momente von vollkommener Freiheit für beide Sportler, denn sie sind dann streckenweise nicht mit einer Leine verbunden und gehen gemeinsam, aber doch jeder für sich ihrer Wege. Finn ist als Alaskan Husky ein sehr robuster, aber auch eigenwilliger, arbeitsfreudiger Charakter mit stark ausgeprägtem Jagdtrieb, aber andererseits sehr verschmust, menschenbezogen und ruhig. Ausgeglichen ist Finn ohnehin, denn sein Training sowie Spaziergänge lasten den Charaktervierbeiner sowohl körperlich als auch mental komplett aus.

    Und dann sind da natürlich die Wettkämpfe. Auch wenn Marko und Finn noch nicht mal ein Jahr gemeinsam durch die Natur rennen – und in diesem Fall heißt rennen auch wirklich rennen, denn im Canicross erlebt das Team einen wahren Geschwindigkeitsrausch von bis zu 22 kmh – so sind die Wettkämpfe doch ein besonderer Reiz. Da kommt Markos Ehrgeiz, den er seit Jahrzehnten als Sportler an den Tag gelegt hat, doch immer deutlich zum Vorschein. Verbissen war Marko jedoch nie, das liegt nicht in seinem Naturell, aber kämpfen und auch mal gewinnen, das kann er und das will er. Spaß an der Sache haben und für Mensch und Hund ein gutes Teamergebnis ins Ziel bringen, darauf kommt es an. Marko und Finn haben direkt in ihrer ersten Saison bewiesen, dass sie ein absolutes Traumpaar sind und so dürfen sie sich Deutsche Meister 2015 im Canicross nennen. Die Titelverteidigung steht 2016 natürlich auf dem Programm der beiden und dann das Rennen von dem wohl jeder Canicrosser träumt, die Trophée des Montagnes. Dieses Rennen ist die größte, schönste und härteste Canicross Veranstaltung der Welt und findet alljährlich in den französischen Alpen statt. Zehn Etappen werden an neun Tagen gelaufen, davon eine Etappe bei Nacht. Zwischen fünf und zehn Kilometer werden täglich zurückgelegt, Distanzen die bei Canicross-Läufen üblich sind. In atemberaubend schöner Landschaft und luftigen Höhen von 1.500 bis 2.000 Metern über dem Meer treffen sich um die 250 Canicrosser und ihre vierbeinigen Freunde und feiern gemeinsam ihren Sport. Natürlich geht es hier nicht flach zu, denn Höhenmeter und Singletrails gehören zum Canicross wie Läufer und Hund. Hier gilt es die Kräfte gut einzuteilen, die Zugkraft des Hundes richtig einzusetzen, den Hund zu entlasten und auch mal ein selbst ein Stück voraus zu laufen, echte Teamarbeit eben.

    Neben der Trophée des Montagnes und der Deutschen Meisterschaft planen Marko und Finn den Start beim VulCanicross mit fünf Starts an zwei Tagen im Canicross-Lauf, Bikejöring, Scooter und in der Staffel. Und natürlich sind auch IRON Dog und die Europameisterschaft ein gesetztes Ziel. Von Finn und Marko wird man sicher noch vieles hören, denn sie stehen am Anfang ihrer Canicross Karriere. Eins ist aber jetzt schon sicher, sie werden sich gemeinsam in atemberaubender Geschwindigkeit durch die wunderschöne Natur bewegen und Partner fürs Leben sein.

    Ein tolles Team in jeder Beziehung

     

     

     

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