2016 wird für Berghaus ein Jahr der großen Jubiläen. Gefeiert werden das 50-jährige Firmenbestehen und 30 Jahre EXTREM-Kollektion. Gerade noch rechtzeitig vor diesen Feierlichkeiten wurde das Headquarter in Sunderland fertig, das seit Anfang 2014 nach und nach auf links gezogen wurde. Gerne sind wir der Einladung zum Headquarter gefolgt und haben den britischen Outdoorspezialisten mal über die Schulter geschaut.
Einen ersten Eindruck über die Präsenz von Berghaus auf dem britischen Markt konnte man beim Einschalten des Fernsehgerätes im Hotelzimmer gewinnen, wo über die verheerende Flut in Nordengland berichtet wurde. So war das komplette BBC-Außenteam mit Berghaus Bekleidung ausgestattet und auch im Alltagsgewusel rund um Newcastle war das Logo der Marke mit dem deutschen Namen im Straßenbild sehr geläufig – doch zur Marktpräsenz später mehr.
Mit viel Bergsportappeal waren die Inneneinrichter im Firmengebäude von Berghaus unterwegs. Bei der Neugestaltung wurde viel Wert auf nachhaltige und recycelte Materialien gelegt. Keine Effekthascherei von Designern im Selbstverwirklichungswahn – modern, hell, strukturiert, mit einer großen Portion Outdoorfeeling zieht sich der rote (Kletter)faden durch das gesamte Berghaus Headquarter. Klettern, der Ursprung dieser Marke, ist ein immer wiederkehrendes Designelement im Firmengebäude, das bis zu 140 Mitarbeitern Raum bietet. Besonders kurz und direkt sind die Wege zwischen dem Labor, Design und der Musterherstellung, denn bei Berghaus wird viel getüftelt, experimentiert und gemessen. Auch wenn die Produktion von Bekleidung, Schuhen und Rucksäcken ausgelagert ist.
Besonders greifbare Ergebnisse dieser Tüftelei liefert die neue EXTREM-Kollektion, bestehend aus den beiden Jacken Extrem 8000 Pro und Ramche Down 2.0, die ab September 2016 im Fachhandel erhältlich sein werden. Sichtlich stolz und begeistert präsentierte das Produktentwicklerteam der versammelten Fachpresse diese beiden High-End Produkte. Das Extrem 8000 Pro Jacket wird im Bereich technischer Hardshells sicher für Aufsehen sorgen. Die fast unverwüstliche Hülle ist extrem wasser- und winddicht, teilweise verwendet Berghaus hier ein eigens konzipiertes Material, welches man sich von Gore-Tex zertifizieren ließ. Sehr praktikabel ist die einstellbare Kapuze, die Mithilfe eines Magneten zwischen Helm- und Normalgebrauch umswitcht – wobei die Suche nach dem geeigneten Magneten sich als unerwartet schwierig darstellen sollte. Die neu aufgelegte Ramche Daunenjacke präsentiert sich nochmals stark verbessert. Hier wurde die Daunenfüllung optimiert, die Reißfestigkeit des Materials verbessert und durch die Einarbeitung einer speziellen Meshschicht die Wärmeeffizienz um 10 Prozent angehoben. Diese Daunenjacke bringt es auf eine wasserabweisende Wirkung von 16 Stunden. Um die EXTREM-Kollektion in Aktion zu testen, hatten die beiden Berghaus-Athleten Mick Fowler und Leo Houlding Prototypen dieser Jacken bei ihren letzten Expeditionen am Start. Das Feedback war fantastisch, so unterzog Mick Fowler ungewollt dem Außenmaterial der Ramche einen Stabilitätstest, den kein Labor liefern kann. Leo Houlding interessieren Messwerte weniger, für ihn ist es besonders wichtig, dass eine Jacke – neben aller Wasserdichtigkeit – winddicht ist und die Ausrüstung ihm genug Aktionsspielraum zum Klettern lässt, was bei der Extrem 8000 Pro zutrifft. Ein Zitat von Leo zur Ramche 2.0: „Hier klettere ich mit einer Daunenjacke, das wäre noch vor Jahren undenkbar gewesen.“
Sehr viel richtig hatte Berghaus in den vergangenen 50 Jahren gemacht, so dominiert die Marke im Bereich Mountainieering den britischen Markt souverän. Von Marktzugriffszahlen weit über 80 Prozent wagen andere Hersteller noch nicht einmal zu träumen. Jedoch ist man sich bei Berghaus durchaus bewusst, dass man bei der Zielgruppe unter 45 Jahren noch deutlich zulegen kann. Dazu möchte man seinen Stil aber nicht verändern, denn Berghaus steht für sachliche, hochwertige Performance-Ausrüstung, ohne Gimmicks und Schnörkel – irgendwie typisch britisch. Auf der Agenda der Briten dürfte zukünftig dann auch der Markt jenseits des vereinigten Königreiches stehen, denn in Resteuropa führt man doch noch eher ein Nischendasein.
Nach einem launigen Dinner in Newcastle bot sich am zweiten Tag die Möglichkeit zu einem Plausch mit dem Berghaus Athleten Leo Houlding – Treffpunkt: Kirche! Jedoch bekam die versammelte Outdoorgemeinde keine vorweihnachtliche Bergpredigt zu hören, so war das Gotteshaus zur Kletterhalle umfunktioniert worden, oder wie es ein englischer Kollege formulierte: „Endlich mal ein guter Grund eine Kirche zu betreten.“
Leo Houlding, der in Großbritannien, durch seine Expeditionen und Fernsehdokumentationen fast schon ein Bergsportstar ist, berichtete authentisch über seine Bergsportleidenschaft und gewährte tiefe Einblicke in sein Leben, das wirken vor und abseits von Fernsehkameras und die lange und besondere Partnerschaft mit Berghaus. Diese hatten ihn bereits als jungen Kletterer unter ihre Fittiche genommen und sind ihm auch in schwierigen sportlichen Phasen immer treu geblieben. Passenderweise in einer Kirche wurde diese Seilschaft um 5 weitere Jahre verlängert. Natürlich ging Leo besonders auf seine letzte Expedition, das Erklimmen der Mirror Wall in Grönland genauer ein – eine 1250 Meter hohe senkrechte Felswand. Mit vielen Bildern, Filmchen, Fakten und kuriosen Ereignissen nahm uns der Athlet nochmal mit in eine außergewöhnliche arktische Welt. Ob der Zwischenfall „Balls“ den Weg in den bald erscheinenden Kurzfilm finden wird? So oder so, dass gezeigte Material verspricht ein atemberaubendes Bergsportabenteuer. Während es den Journalisten frei stand den Event mit einer ausgiebigen Runde klettern ausklingen zu lassen, war für Leo Houlding, der zwischenzeitlich von den anderen Klettergästen erkannt wurde, Selfie-Shooting angesagt. Resümee: Berghaus – deutscher Name, authentisch, technisch, traditionell, Bergsport pur und british to the bone.