
1.) Als Veranstalter ist die PLAN B event GmbH so etwas wie das Urgestein der Trailrunning-Events. Hättet ihr euch in den Anfangsjahren des Transalpine Runs überhaupt vorstellen können, dass das Thema Trailrunning in den nächsten 16 Jahren einen solchen Boom erlebt?
Heini Albrecht: Ehrlich gesagt haben wir das gehofft! Wir konnten ja vor über 30 Jahren die Entwicklung des Mountainbiking miterleben und mit vorantreiben. Dass Trailrunning ein ähnliches Potential haben kann, haben wir schon gedacht, aber dass es sich dann wirklich so entwickelt und vor allem etabliert, war nicht wirklich zu erwarten! Tatsächlich waren wir zu Beginn mit einigen unserer Ideen und Konzepten fast zu früh dran, wie den Worldmasters in Dortmund aber auch touristischen Angeboten in Verbindung mit unseren TrailTrips, den Wochenend-Camps.
2.) Diejenigen, die nur einmal ein PLAN B Event erleben durften, wissen wie viel Perfektionismus, aber vor allem auch Herzblut in den jeweiligen Events stecken. Könnt ihr auch nur annähernd in Worte fassen, wie schwer euch persönlich die Absagen der Events gefallen sind?
Heini Albrecht: Ein Jahr ohne Events? An so etwas haben wir im Leben nicht gedacht! Zu Beginn der Krise dachten wir immer noch, dass bis Ende Mitte des Jahres alles wieder vorbei ist und wurden eines Besseren belehrt. Bei all unseren geplanten Events steckt neben der langen Vorbereitung doch viel Herzblut drin – so haben wir bis zum Schluss immer gehofft und gebangt, es irgendwie doch noch hin zu bekommen! Die Absagen sind uns natürlich extrem schwer gefallen, besonders Uta hat schwer gelitten (und leidet auch heute noch). Aber gerade dieses „irgendwie hinbekommen“ hat uns dann zur jeweiligen Absage gebracht. Wir möchten das nicht „irgendwie“ hinbekommen, sondern wir möchten den Teilnehmern ein Erlebnis bieten, eine Sache, die sie nie vergessen werden. Das„Irgendwie“ ist nicht unser Ding.

3.) Wie steht es um das Feedback von Teilnehmern und vor allem auch euren Sponsoring-Partnern? Überwiegt bei den Teilnehmern das Verständnisse vielleicht sogar ein Funke von Solidarität oder werden die Entscheidungen über die Absagen kommentarlos hingenommen? Wie steht es in der Krise um die Unterstützung durch eure Partner?
Uta Albrecht: Tatsächlich hat sich die überwiegende Mehrzahl unserer Teilnehmer sehr loyal und solidarisch gezeigt! Wenn alle ihre Startgebühren zurückverlangt hätten, wären wir in der Sekunde insolvent gewesen. Natürlich gab es auch Ausnahmen aber wie gesagt waren und snd die allermeisten verständnisvoll und hilfsbereit. Und auch unsere Partner haben uns nicht hängen lassen, sogar wirklich großartig unterstützt und geholfen! Wir können unseren Teilnehmern und Sponsoren wirklich nicht genug dafür danken!

4.) Werfen wir nur einen kurzen Blick auf die finanzielle Seite, schließlich lebt ihr von der Organisation und Durchführung von hochkarätigen Sportveranstaltungen. Könnt ihr die Ausmaße der finanziellen Verluste zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt schon absehen und wie überlebt man ein Jahr fast ohne Events?
Heini Albrecht: Ja, da kann man nur sagen: Augen auf bei der Berufswahl -)! Eventagenturen ohne Events sind nun mal ziemlich überflüssig! Nein, im Ernst: In der Tat haben wir durch die Loyalität unserer Teilnehmer und unserer Sponsoren die reelle Möglichkeit, diese existenzielle Krise zu überleben. Natürlich haben wir unsere Fixkosten auf ein Minimum heruntergefahren – wir sind alle in Kurzarbeit, wir haben unser großes Büro gekündigt, wir haben alle Fahrzeuge abgemeldet – wir haben auch die für uns möglichen staatlichen Hilfen beantragt und auch bekommen. Wir müssen aber jetzt intensiv daran arbeiten, den Spagat zu schaffen zwischen Kosteneinsparungen auf der einen Seite und Qualität und Sicherheit auf der anderen Seite! Aber wir werden das hinbekommen!
5.) Trailrunning war in den Anfangsjahren auch immer mit dem Freiheitsgedanken verbunden. Kann eurer Meinung nach die diesjährige Situation auch zu einer Rückbesinnung auf das Wesentliche führen, vielleicht sogar zu mehr Wertschätzung, dass es überhaupt solche Veranstaltungen wie den Transalpine Run, den Zugspitz Ultratrail oder die 4 Trails gibt?
Uta Albrecht: Die Frage kann man auch anders stellen: Braucht es für Trailrunning denn überhaupt Veranstaltungen? Das wird ja auch gerade von einigen (wenigen) diskutiert. Natürlich braucht es erst einmal keine Veranstaltungen, das kann aber doch jeder für sich selber entscheiden, ob er sich einer Challenge mit anderen stellt oder nicht. Denn auf der anderen Seite bringen die Events ja die Läufer gerade zu diesem wundervollen Sport. Und die Emotionen bei den Trailrunning-Events, die Leistungen, das gemeinsame Erleben und das gemeinsame Erreichen eines Zieles macht viel von der Faszination dieses Sports aus. Wenn die Teilnehmer danach keine Trailrunning-Veranstaltungen mehr besuchen, aber doch beim Sport dabei bleiben, haben wir doch alles erreicht! Ich hoffe jedenfalls für alle Trailrunning-Veranstalter und für uns, dass sie auch in Zukunft die Wertschätzung von den Trailrunnern erfahren, die sie verdienen!
6.) Auch wenn der Blick in die nahe und ferne Zukunft in der jetzigen Situation schwer fällt: Laufen jetzt eure Planungen schon Richtung 2021 oder ist die Zeit weiterhin von Abwarten geprägt? Gibt es möglicherweise neue Konzepte, neue Locations oder gar konkrete Ideen für neue Eventformate? Müsst ihr diesbezüglich neu- oder umdenken?
Uta Albrecht: Das einzig Gute an den Absagen ist dies: wir können uns jetzt nur noch mit 2021 beschäftigen! Und das tun wir auch! Wir müssen unsere Veranstaltungen weiterentwickeln, u.U. auch im nächsten Jahr noch Corona-gerecht umsetzen, und wir wollten ja dieses Jahr mit zwei neuen Trailrunning-Ideen auch neue Wege gehen. Das wird nun leider erst im nächsten Jahr wirklich möglich sein!

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