*In den Bergen gibt es oberhalb von 1.000 Metern kein „Sie“ mehr. Bei uns im Montafon zählen die persönlichen Beziehungen“ . Manuel Bitschnau im Interview.
    Manuel Bitschnau / Foto: Patrick Säly

    Im Interview erläutert Manuel Bitschnau die aktuelle Situation und erklärt, dass die Weichen für die Wirtschaftlichkeit  des Montafon als Tourismus-Destination auch für die Zukunft schon lange gestellt sind.

    1.) Die Situation für Reisende nach Österreich sind im Moment etwas schwierig. In Deutschland wird empfohlen, die Herbstferien Zuhause zu verbringen. Wie hart trifft das Montafon die aktuelle Situation?

    Die Reisewarnung für Vorarlberg, die von Deutschland ausgesprochen wurde, trifft uns natürlich hart. Wir hatten drastische Rückgänge bei den Nächtigungen und Buchungen, da ca. 60% aller Gäste im Montafon aus Deutschland sind. Die Empfehlung, dass die Herbstferien zuhause verbracht werden sollen ist für uns, als Tourimsusdestination mit ganz wenig aktiv infizierten natürlich ein harter Schlag. 

    Gott sei Dank können wir mit unseren Gästen aus der Schweiz sowie aus Österreich einiges an Einbußen wieder auffangen. Das Montafon ist soweit quasi „Coronafrei“ und tut auch alles dafür, dass dies so bleibt und die Situation im Tal stabil bleibt und natürlich auch um nicht in den „roten Bereich“ des neuen Ampelsystems der Regierung zu kommen. Mittlerweile nehmen bspw. auch Nachtlokale im Montafon an den regelmäßigen Testungen teil, nicht mehr wie ursprünglich „reine Tourismusbetriebe“.

    2.) Mit welchen Hoffnungen, Erwartungen oder Befürchtungen schauen Sie Richtung Wintersaison, wie kann in diesen Zeiten ein Tourismusverband Vertrauen schaffen und wie sieht diesbezüglich die Zusammenarbeit mit den Gastgebern aus?

    Das Montafon als eine der ersten fünf Pilotregionen Österreichs führt seit längerer Zeit regelmäßige Testungen von Tourismusmitarbeitern durch. Diese Testungen werden super angenommen und laufen perfekt. Es gibt viele Teilnehmer, die Zahlen der testenden Betriebe steigen kontinuierlich. Zusätzlich sind wir Teil des gemeinsamen Forschungsprojekts mit dem Land Vorarlberg „Modellentwicklung Risikomanagement Wintertourismus“ in Zusammenarbeit mit dem MCI in Innsbruck.

    Zusätzlich wurde ein eigener Winterkodex Montafon entwickelt, der alle Maßnahmen umfasst. In der Zusammenarbeit mit den Gastgebern und Partnern im Montafon fungiert Montafon Tourismus als DMO in dieser Situation als Schnittstelle, es gibt einen regen, vorwiegend virtuellen Austausch um alle Bereiche abzudecken. Es wird besonders viel kommuniziert. 

    3.) Wie ist bei Ihnen der Sommer verlaufen? Haben Sie einen deutlichen Zuwachs in den Sommerferien bemerkt und mit welchen Erfahrungen resümieren Sie diese ganz besondere Sommersaison?

    Wir haben die entworfenen und vorgegebenen Sicherheits- und Hygienemaßnahmen im Tal streng eingehalten. Alle Großveranstaltungen im Montafon wurden aufgrund von Sicherheitsmaßnahmen abgesagt. Trotz der aktuellen Situation gab es sehr wohl Investitionen, wie beispielsweise die Umsetzung des Jahrzentprojekts der neuen Talabfahrt in Gaschurn. Diese wird dieses Jahr umgesetzt. Des Weiteren wurde das „Sorglos buchen“ Paket entwickelt, welches den Gästen im Montafon flexiblere Stornomöglichkeiten bietet.

    Der Sommer im Montafon lief überraschend gut. Auch wenn wir Anfang des Jahres nicht ahnen konnten, wie der diesjährige Sommer verlaufen wird wurden wir sehr positiv überrascht. In den Monaten, wo es wirklich einen Sommer gab verzeichneten wir einen bemerkenswerten Gästezuwachs.

    4.) Das Montafon bietet im Sommer als auch im Winter vielfältige sportliche Möglichkeiten – von MTB-Touren über Wandern, Klettern und Trailrunning im Sommer und das komplette Programm, das man im Winter sich erwünscht. Sind in erster Linie sportlich aktive Menschen die Zielgruppe für einen Erlebnisurlaub im Montafon?

    Werte und Lebenseinstellungen der Menschen haben sich in den letzten Jahren verändert. Das Angebot im Montafon richtet sich an aktive Menschen, nicht ausschließlich Sportler. Das Montafon richtet sich auch an jene Gäste, die zum einen sportlich aktiv sind, gleichzeitig aber in ihrem Urlaub nach Entschleunigung suchen. 

    5.) Wo sehen Sie auch für die Zukunft die größten Herausforderungen für einen „sanften“ Bergtourismus, bei dem die wirtschaftlichen Interessen in Einklang mit dem Schutz der Natur zusammengeführt werden kann?

    Der Tourismus hat sich in den letzten Jahren im Montafon positiv entwickelt und ist der zentrale Wirtschaftssektor im Tal. Wir sehen in der Zukunft keine größeren Herausforderungen für den Tourismus in diesem Sinn, da die Bereiche Kultur sowie das Berg- und Sportangebot im Montafon in den letzten Jahren genau in diese Richtung aufgebaut wurde. Auch die Markenarbeit sowie die Ausrichtung laufen seit Jahren in dieser Schiene. 

     

     

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