Die Herausforderungen der Pandemie konnte Maier Sports im Großen und Ganzen meistern und blickt mit vorsichtiger Zuversicht Richtung Winter: langfristig sieht Lothar Bausch vor allem Potential in der Internationalisierung der Marke.
    Lothar Baisch / Bild: Maier Sports

    1.) Zuerst Lockdown, dann ein wunderbarer Sommer, in dem viele Menschen ihre Wanderlust neu entdeckten. Wie hat der Hosen – und Passform – Spezialist die letzten Monate gemeistert? Konnte der Outdoor-Sommer 2020 noch zu einem guten Ergebnis beitragen und mit welchen Erwartungen schauen Sie Richtung Wintersaison? 

    Das sind ja gleich drei Fragen. Beginnen wir mit dem Lockdown. Die letzten Monate zählten mit Sicherheit zu den spannendsten in meiner beruflichen Laufbahn. Spannend, da wenig planbar. Dafür waren aber schnelles Agieren und Reagieren auf täglich immer wieder neue Herausforderungen gefordert. „No goes“ wurden plötzlich zu „must haves“. Ich denke hier z.B. an Stichworte wie Homeoffice, digitales Salesmeeting und virtuelle Kollektionsvorlagen, selbst bei Keyaccounts, Aus heutiger Sicht sind wir super durch den Lockdown gekommen. 

    Klar waren die ersten Monate hart, aber unsere Händler haben sich als wahre Partner erwiesen. Hier zahlt es sich nun wirklich aus, dass wir uns in all den Jahren als Lieferant ebenfalls stets ehrlich und partnerschaftlich verhalten haben. So stehen bei uns kaum Stornierungen in den Büchern, weder für die Outdoor-Vororder Frühjahr/Sommer 2020 noch für den kommenden Winter! Und bereits ab Juni liefen bei uns sehr viele Nachbestellungen ein. Wir können also zu Punkt zwei Ihrer Frage sagen, dass der Outdoor-Sommer 2020 noch zu einem guten Ergebnis beitragen konnte.

    Kommen wir zum dritten Punkt, den Erwartungen für den bevorstehenden Winter: Aufgrund der positiven Erfahrungen der letzten Monate überwiegt bei uns die Zuversicht. Ich sage das bei aller notwendigen Vorsicht und Unplanbarkeit. Denn wir wissen nicht, wie sich Wetter, Temperaturen und Schneelage entwickeln. Gleiches gilt für die Infektionszahlen, was möglicherweise mit neuen Restriktionen verbunden sein kann. Speziell im Segment Outdoor überwiegen für diesen Winter dennoch die positiven Signale. Wir gründen diesen Optimismus nicht zuletzt auf der Entwicklung, dass die Menschen weitestgehend von Fernreisen absehen. Dafür boomt der Urlaub in der Region, im eigenen Land oder in den Nachbarländern. Die Menschen zieht es an die Küsten von Ost- und Nordsee oder in die Berge. Egal, ob Alpen oder Mittelgebirge. Davon wird die gesamte Branche profitieren.

    2.) Maskenpflicht und Beschränkung von Kunden in den Geschäften, den Handel haben vor allem die Wochen des Lockdown schwer getroffen. Wie nehmen Sie die Stimmung im Outdoorfachhandel wahr und wie konnte und kann Maier Sports den Handel – dort wo es notwendig ist – weiter unterstützen? 

    Nach unseren Beobachtungen ist der Handel wesentlich besser mit den Folgen der Corona-Krise zurechtgekommen als alle zunächst befürchtet hatten. Analog zu uns auf der Industrieseite. Ganz besonders gilt das in den Segmenten Outdoor und Bike. Wir profitieren in dieser Situation mehr denn je von unserer sehr großen Nachlieferfähigkeit. Denn der Handel fuhr während des Höhepunkts der Krise und fährt auch weiterhin auf Sicht. Die Vororder-Budgets werden zugunsten von kurzfristigen Nachorders reduziert. Der Handel weiß unsere Nachlieferfähigkeit zu schätzen – das gilt umso mehr in Zeiten wie diesen. Die hohen Investitionen in unsere Lagerbestände sind unsere für den Handel unmittelbar spürbare und hilfreiche Unterstützung. Mit der Fähigkeit, stets lieferfähig zu sein, nehmen wir dem Handel viel Druck und geben ihm Sicherheit, die er sucht und braucht. 

    3.) Wie ist die Perspektive für die kommende Frühjahr-/Sommer Saison? Zeigt sich der Handel in Sachen Frühjahr/Sommer 2021 vorsichtig oder ist die Stimmung positiv und welche Auswirkungen hat die Pandemie auf Neuheiten und Innovationen bei Maier Sports? 

    Schon frühzeitig in der Hochphase der Pandemie haben wir unseren Handelspartnern signalisiert, dass wir unseren ohnehin traditionell hohen Anteil an erfolgreichen und sicheren Durchläufern weiter erhöhen. Mit dem Ziel, das Abschriften-Risiko im Handel zu minimieren. Gleichzeitig haben wir kommuniziert, dass nach der akuten Krise Innovationen wichtiger denn je sein werden. Denn in Zeiten niedriger Besucherfrequenz auf der Fläche ist es entscheidend, dass der Kunde, der kommt, auch wirklich neue Ware sieht und erlebt. Er möchte neben der reinen Bedarfsdeckung mit Butter-und-Brot-Artikeln vor allem auch inspiriert werden. Mit neuen Farben, neuen Technologien, neuen Schnitten und Optiken oder auch mit neuen Service-Angeboten soll dem Konsumenten Lust gemacht werden, soll er motiviert und inspiriert werden, sich neue Dinge zu kaufen, um Spaß zu haben am Aktivsein in der Natur – in Corona-Zeiten umso mehr. Diese Ausrichtung scheint bislang aufzugehen. Denn wir können sagen, dass wir angesichts der so noch nie dagewesenen Erfahrungen eines Lockdowns mit der Vororder für Frühjahr/Sommer mehr als zufrieden sind. Wir haben das Gefühl, dass viele Händler uns als zuverlässigen und vertrauenswürdigen Partner suchen und unsere bisherige Fachhandelspolitik honorieren und aktiv unterstützen.

    4.) Welchen Stellenwert hat das Thema „Nachhaltigkeit“ für die Marke und wie wichtig ist Ihrer Erfahrung nach dieses Thema für den Handel und in der Kommunikation mit Endverbrauchern? 

    Als schwäbischem Unternehmen steckt uns die Nachhaltigkeit sozusagen in den Genen. Ein sparsamer und schonender Umgang mit den Ressourcen spielt bei Maier Sports seit jeher eine zentrale Rolle, was wir in der Vergangenheit nicht offensiv kommuniziert haben, da wir das für selbstverständlich halten. Ich erinnere hier an unsere langlebigen Produkte, auf die wir seit langem eine fünfjährige Garantie auf Material und Verarbeitung geben. Wir unterhalten einen eigenen Reparaturservice in unserem Nähsaal. Denn bei uns geht reparieren vor wegwerfen. Im Rahmen unserer Mission Clean Function haben wir als Pionier und Innovationstreiber das Thema umweltfreundliche PFC-freie Imprägnierung entscheidend vorangetrieben und dieses Ziel als eine der ersten Firmen überhaupt in der gesamten Kollektion umgesetzt. Aktuell stecken wir viel Manpower und Geld in das Thema Recycling. Dabei geht es nicht nur um Garne, sondern auch um Zutaten, Hangtags, Verpackung und vieles mehr. Ich denke, der Handel ist gut beraten, wenn er dieses Thema am POS viel stärker uns plakativer in Szene setzt, wobei hier Transparenz und Ehrlichkeit gegenüber dem Konsumenten eine ganz entscheidende Rolle spielen.

    5.) Maier Sports gilt als der Passform- und Hosenspezialist mit einer ungeheuren Bandbreite für outdoorbegeisterte, aktive Menschen. Welche Herausforderungen sehen Sie für die Zukunft, um die Marke noch bekannter zu machen bzw. noch besser im Bewusstsein der Konsumenten zu platzieren? 

    Ich sehe vor allem zwei große Aufgaben, die wir auch schon in Angriff genommen haben. Unsere Herausforderung Nummer 1 ist die Internationalisierung der Marke. Stand heute sind wir traditionell eine sehr stark DACH-lastige Marke. Unser erklärtes Ziel ist es, unseren Exportanteil signifikant auszubauen. Und als Herausforderung Nummer zwei sehe ich, dass wir den Knowhow-Transfer aus dem Hosenbereich zu den Oberteilen schaffen müssen. Als Passform-Spezialist sind wir heute bei den Hosen gesetzt. Wir arbeiten daran, uns dieses Standing auch bei Shirts, Midlayern und Jacken zu verdienen und unsere Händler und deren Kunden davon zu überzeugen.

     

     

    Mehr über Maier Sports GmbH


    Wir freuen uns auf Deinen Kommentar!