Tüfteln und Perfektionieren, das ist „Swissness“ a la Exped, doch in diesen Zeiten ist auch ein gutes Händchen, vorausschauendes Handeln und Krisenmanagement gefragt - Kurt Gerber stand uns für dieses Interview Rede und Antwort.

    1.) Wie vorbereitet hat Dich die COVID-19 Krise und die damit verbundenen aktuellen Auswirkungen getroffen? Konntet ihr euch überhaupt darauf vorbereiten? 

    Die Krise hat sich insofern angekündigt, als dass sie mit dem Corona-Virus in China ihren Anfang nahm und einige unserer Partner-Fabriken just auf den Beginn von China New Year von Schliessungen tangiert wurden. Dass der Virus aber derart massiv auf die ganze Welt überschwappte, hat uns dann doch unvorbereitet getroffen. Als kleine Marke hatten wir aber sicherlich den Vorteil, dass wir schnell und flexibel reagieren konnten. So haben wir, da die meisten Mitarbeiter mit ÖV pendeln, schon vor über zwei Wochen unsere Büros geschlossen und sämtlichen 20 Mitarbeitern das Home Office eingerichtet.

     

     

    2.) Mit welchen Maßnahmen könnt ihr eure Händler unterstützen, welche sind aktuell umgesetzt worden und wird zukünftig weitere Unterstützung?

    • obwohl unsere Lager voll sind, sind alle ausstehenden Lieferungen grundsätzlich gestoppt worden.
    • wir boten die Möglichkeit an, ausstehende Vororders (Zeitraum Mitte März bis Ende Mai) auf einen späteren Zeitpunkt ab anfangs Juni zu verschieben.
    • Bestellungen/Nachorder werden weiterhin bearbeitet – unsere Logistikpartner liefern diese nach wie vor aus.
    • Unsere Kundenhotline ist zu den gewohnten Zeiten geöffnet – per Email und Telefon.
    • Wir bieten Drop Shipments  an: d.h. Exped übernimmt auf Wunsch des Fachhändlers den Direktversand an den Konsumenten. 
    Kurt Gerber / Bild: Exped

    3.) Wie sieht momentan die Kommunikation mit euren Händlern aus – ist ein Austausch momentan überhaupt noch gegeben?

    Von Exped Seite her absolut! Für den Händler ändert nichts und es besteht für ihn kein Unterschied bzgl. Kommunikation. Wir sind auch im Home Office bestens organisiert und eingerichtet. Unsere IT-Abteilung hat in kurzer Zeit Hervorragendes geleistet. 

    4.) Mit welchen Gefühlen blickst Du in die Zukunft und wie wird Deiner Meinung nach die Outdoor-Saison 2020 aussehen?

    Die wird sicherlich gebremst ausfallen und mit Verlusten muss gerechnet werden. Selbst dann, wenn sich die Situation schon in einem Monat normalisieren würde, wovon wir allerdings nicht ausgehen. Auch die Planung für 2021 muss stark angepasst werden, insbesondere auch, weil ja auch die OutDoor by ispo nun nicht stattfinden wird. Falls es überhaupt einen Gewinner in dieser schweren Zeit gibt, dann ist es die Digitalisierung, d.h. ein Gebiet in welches wir nun uns zwangläufig auch vermehrt reindenken und investieren müssen. Die Situation hat etwas Surreales und Bizarres, aber wir müssen wohl oder übel das Beste daraus machen, denn kein Unternehmen kann diese Krise im Alleingang bewältigen.

    Bild: EXPED

    5.) Wie wird sich die Outdoor-Branche bzw. der Handel Deiner Meinung nach ändern und siehst Du ganz persönlich in der aktuellen Krise auch eine Chance und wenn ja, inwiefern?

    • Wer als physisches Geschäft auch online gut aufgestellt ist, hat jetzt sicherlich Vorteile. Ich denke, darauf wird der Fachhändler, für den das bisher kein oder ein untergeordnetes Thema war, in Zukunft reagieren.
    • Man sieht es jetzt schon, Hersteller, Distributoren, Fachhändler suchen und finden Wege, sich einigermaßen zu organisieren und zu überleben. Solche Krisen wecken oft Kreativität und Flexibilität.
    • Die Digitalisierung wird einen starken Schub in der ganzen Branche auslösen.
    • Aufgrund der schwierigen Situation müssen alle beteiligten Parteien am gleichen Strick ziehen, was durchaus zu einer noch näheren und intensiveren Zusammenarbeit führen kann (Wir-Gefühl).
    Wir freuen uns auf Deinen Kommentar!