„Unser Vorteil sind wir selbst“ sagt Dr.med. Barbara Seidel von laufSinn aus Ulm. Wer auf der Suche nach großen Marken ist, wird bei dem Laufspezialisten nur äußerst schwer bis gar nicht fündig. Dafür bieten Barbara Seidel und Andreas Weiser viel Beratung, viele Testmöglichkeiten und einen engen Draht zum Kunden.

    1.) Große Marken haben bei laufSinn keine oder nur wenig Chancen. Welche Vorteile bieten euch kleine Marken und wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit euren „Spezialisten“?
    Als laufSinn geboren wurde, war für uns von Anfang an klar, dass wir Alternativen bieten wollen. Die kleineren Marken, die oft aus einer persönlichen Begeisterung für den Sport entstanden sind, überzeugen uns oft mehr als die großen Namen, die ein breiteres Kundeninteresse bedienen wollen und vielleicht auch müssen. Als Neuling im Sportmarkt war die Kontaktaufnahme mit den kleinen Marken deutlich einfacher, die Ordervolumina konnten überschaubarer gestaltet werden. Das Sortiment wird als Vorschlag verstanden, aus dem wir als Händler frei wählen können. In einigen Fällen ist es ein Miteinander-wachsen, das uns verbindet. Die Zusammenarbeit ist meist sehr persönlich und oft genug auf kurzen Wegen möglich. Sicher hakelt es manchmal, zum Beispiel bei den Nachordern. Es läuft nicht immer alles perfekt, da keine großen Maschinerien hinter der Marke stehen. Aber es ist ein gemeinsames Interesse von uns als Händler und von den Marken, das auch mal zu ungewöhnlichen Lösungen führt.

    2.) Wie viel Zeit und Überzeugungskraft müsst ihr im Verkaufsgespräch mit euren Kunden investieren, um kleine Marken und außergewöhnliche Produkte an den Mann bzw. an die Frau zu bringen?
    Viele unserer Kunden kommen gerade wegen der „anderen“ Marken. Sie sind offen und interessiert an den Alternativen, die wir ihnen bieten können. Trotzdem ist auch hin und wieder ein wenig Überzeugungskraft nötig. Da wir von unseren Marken selber sehr überzeugt sind und einen Großteil davon selber nutzen, können wir im Verkaufsgespräch sehr auf die Interessen und Vorstellungen der Kunden eingehen. Wir versuchen, so viel Testmöglichkeiten wie möglich anzubieten und halten einen Testpool z.B. mit Sonnenbrillen, Rucksäcken oder Stirnlampen vor, damit sich unsere Kunden selber überzeugen können. Am meisten Zeit investieren wir sicher in die Beratung von Laufschuhen. Leichte, direkte Laufschuhe sind beratungsintensiv. Aber Laufen und seine Biomechanik ist eines meiner Lieblingsthemen und diese Zeit investiere ich gerne.

    3.) Als Laufspezialist dürfte es nicht immer einfach sein, sich gegen große Sporthäuser, dem Online Business oder Verkaufsverbänden durchzusetzen. Wie wichtig sind für euch begleitende Maßnahmen wie Laufschule, Workshops, Veranstaltungen im Laden oder weitergehende Events?
    Sehr wichtig. Persönliche Beratung, Gespräche und eine direkte Erreichbarkeit für den Kunden ist der Unterschied vor allem zum Online Business. Unser Vorteil sind wir selbst. Wir identifizieren uns mit unserem Laden und im Gegenzug wird der Laden von unseren Kunden auch ganz klar mit uns verbunden. Wir leben unseren Laden und sind auch außerhalb der Öffnungszeiten sehr aktiv in Sachen laufSinn. Das eine ist die persönliche Beratung im Laden, aber auch darüber hinaus wollen wir laufSinn präsentieren. Unsere Laufstilanalyse wird über den Sommer flankiert von einer Stunde Lauftechnik bzw. Lauf-ABC, die unsere Kunden der Analysen kostenfrei mitmachen dürfen. Wir sind aktiv im Sommerlaufprogramm des ASC Ulm/Neu-Ulm (Vorbereitungsprogramm auf das Einstein-Marathonwochenende Ende September) beteiligt. Vorträge im Laden oder auch Tape-Workshops in FitnessStudios oder Volkshochschulen bringen den Namen laufSinn immer wieder ins Spiel. Wir organisieren jedes Jahr eine Ausfahrt zu einem Lauf – keine gängigen Stadtläufe, sondern Landschaftsläufe, Trailläufe oder besondere Events. Das Laufen soll ein Rundum-Erlebnis sein. Transviamala, Frankenweglauf oder Allgäu Vertical, auch hier nicht das alltägliche. Ins dritte Jahr geht unser „freiwasserspazieren“, das sich aus einem Neoprentestschwimmen entwickelte. Ein lockerer Schwimmtreff in den Seen rund um Ulm. Eins gibt das andere, immer neue Ideen. Nur die Zeit ist manchmal etwas knapp geworden.

    4.) laufSinn sind wahrscheinlich die Ersten, die vom 10. bis 12. Juni einen SwimRun Workshop in Hof anbieten. Wie viel Potential seht ihr nicht nur für diese in Deutschland noch relativ junge Sportart und wie viel Potential eröffnet sie euch bezüglich eurer bestehenden und auch neuen Kunden?
    Als SwimRun vor ca. 11 Jahren in Schweden als Stammtischwette enstand, hat wahrscheinlich keiner an einen derartigen Boom gedacht. Die Kombination aus Schwimmen und Laufen ist sicherlich noch viel älter, hat aber durch die Schweden eine Bedeutung erhalten. Bis vor 8 Jahren war es ein rein skandinavischer Sport. Die Organisation rund um die ÖtillÖ-Serie hat mit dem Engadin SwimRun den Boom eingeleitet. Innerhalb von nur zwei Jahren hat sich die Anzahl der Rennen fast vervierfacht. Vor allem in UK, Spanien und Frankreich schießen die Rennen aus dem Boden. Wir sehen sehr viel Potential darin. Generell geht es im Sport mehr zurück zur Natur. Radler gehen Mountainbiken, Läufer auf ihre Trails, selbst die Golfer verlassen ihre grünen Plätze. Im SwimRun ist das Naturerlebnis sehr stark. Zudem ist das Interesse an reiner Leistung im Sport in der Masse zurück gegangen. Der Event-Charakter, das Erlebnis und das Erleben des Sports wird wichtiger. SwimRun ist Herausforderung und Leistung, aber auch sehr viel erleben. Dass es sich außerdem um einen Teamsport handelt, macht das Erleben noch intensiver. Ich habe immer meinen Partner, mit dem ich die Strecke und die Natur gemeinsam erfahre. Die Teilnehmer kommen vom Triathlon, Langstreckenschwimmen oder Traillaufen. Die Ausrüstung für SwimRun ist nicht so umfassend wie im Triathlon und fordert derzeit auch noch viel Experimentierfreude. Wir stehen gerne beratend zu Seite, können aber tatsächlich hin und wieder auch noch von unseren Kunden lernen. Es entsteht eine neue Gemeinschaft, die unserer Einschätzung nach die nächsten Jahre deutlich wachsen wird.

    5.) Im Oktober startet ihr mit einem eigenen Swimrun Wettbewerb durch. Welchen Stellenwert nehmen bei euch das Sponsoring von Veranstaltungen oder Sportlern ein und wie wichtig ist für euch ein breit gefächertes Netzwerk bzw. mit wem arbeitet ihr zusammen? Ist dieses Engagement mehr Hobby oder bietet das Sponsoring auch für einen kleinen Spezialisten Umsatzpotential?

    In diesem Metier sind wir noch sehr jung. Die Idee, den Allgäu SwimRun zu veranstalten, entstand eher aufgrund der eigenen Begeisterung für diesen Sport als dem Plan, eine Veranstaltung zu organisieren. Es gab bisher noch keine SwimRun-Wettbewerbe in Deutschland und wir wollen bei dem Boom dieses Sports mit dabei sein.
    Sponsoring und Netzwerk ist für uns wichtig, um laufSinn in der Szene weiter zu etablieren und eine gewisse Authentizität zu erreichen. Wir kooperieren auch hier eher in der Nische: OCR-Rennen, Crossfit-Boxen. Sportler, die eine oder mehrere unserer Marken ebenso wie wir schätzen, versuchen wir, im Rahmen unserer Möglichkeiten zu unterstützen. Gerade bei den kleineren Marken ist es wichtig, diese nach außen zu tragen. Sie müssen gesehen werden und auffallen, um Interesse zu wecken. Und von diesem geweckten Interesse können wir wiederum profitieren. Hier kann ich den Bogen zur ersten Frage schlagen: wir wachsen mit unseren Marken.

    Dr.med. Barbara Seidel, laufSinn Ulm

    Über Dr.med. Barbara Seidel: Über Dr.med. Barbara Seidel ist Fachärztin für Anästhesie, Sportmedizin, Ernährungsmedizin und Notfallmedizin. Des weiteren ist sie Lauftrainerin nach dem Natural Running Konzept von Dr.Marquardt Running, ist Spezialistin für Laufanalyse (Ausbildung bei Björn Gustaffson, Currex und Contemplas) und Inhaberin von laufSinn in Ulm.

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